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Zur Feier festlich illuminiert: das Haus der Musik. Foto: Ursula Gaisa
Zur Feier festlich illuminiert: das Haus der Musik. Foto: Ursula Gaisa
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Haus der Musik: Märchen mit glücklichem Ausgang

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Städtische Sing- und Musikschule und Junges Theater Regensburg in neuem Gebäude
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Mit einem feierlichen Konzert-Festakt wurde am 20. Februar, nach zwei Jahren, Sanierung das Regensburger „Haus der Musik“ in bester Innenstadtlage eröffnet. Nachdem die geladenen Gäs-te erst eine Führung durch das frisch renovierte Präsidialpalais im klassizistischen Stil erhalten hatten, flanierte man quer über den Platz zum Theater Regensburg, wo die Festredner, darunter Musikschulleiter Wolfgang Graef-Fograscher, Oberbürgermeister Joachim Wolbergs, Theater-Intendant Jens Neundorff von Enzberg und schließlich der Präsident des Bayerischen Musikrates Thomas Goppel zu Wort kamen. Das Philharmonische Orchester des Theaters sorgte für die Umrahmung, ebenso das Junge Theater Regensburg, das neben der Städtischen Sing- und Musikschule im Haus der Musik beheimatet sein wird. nmz-Herausgeber Theo Geißler wurde von der gelungenen Stadtkulturmaßnahme zu folgendem Märchen inspiriert. [ug]

„Es war einmal…“ – so fangen üblicherweise Märchen an. Das folgende nicht, weil es über weite Strecken aktuelle Wirklichkeit einzufangen versucht. In vielen Städten und Gemeinden sind die Musikschulen in unscheinbaren Nebengebäuden, in zentrumsfernen Fünfzigerjahre-Bauten untergebracht – oder sie müssen sich ihren Platz mit anderen Institutionen, Schulen zum Beispiel, teilen. Das entspricht oft der mangelnden Wertschätzung von Musikunterricht in Zeiten, die von Rechenkünstlern, Wirtschaftsfetischisten oder Computer-Freaks einäugig dominiert werden.

Nun, ganz so dramatisch war der Zustand im eher älteren kulturellen Phänomenen zugeneigten Regensburg nicht. Aber es war eng geworden im alten Gebäude, dessen mangelnde akus­tische Dämm-Maßnahmen gelegentlich zu kakophonischen Konzert-Konglomeraten führten.

Aber wer hätte vor zwölf Jahren die Idee, ein etwas derangiertes Palais – einst Polizeipräsidium und dementsprechend innerlich „ernüchtert“ – in Nachbarschaft des Stadttheaters zu einem „Haus der Musik“ umzugestalten, nicht für einen bestenfalls wirren Traum aus dem Kultur-Märchenland gehalten? Eine Spinnerei? Einen Wahnwitz? Dass es dieses Haus jetzt gibt, ist glücklichen Umständen und einigen hartnäckigen Akteuren zu verdanken, darunter der damalige Oberbürgermeister, der Kulturreferent und der Musikschulleiter. Das ist, wenn es nicht wahr wäre, in Zeiten verbreiteten Spargejammers und gerade kulturelle Einrichtungen massiv beschädigender Rotstiftpolitik ein – ja ein Märchen mit glücklichem Ausgang. Und die Stadt Regensburg kann stolz sein, dass sie ihr Prädikat „Kulturerbe“ eben nicht nur testamentarisch bedient, sondern den Künsten, der Musik eine angemessene Zukunfts-Plattform geschaffen hat.

Man kann das Märchen unschwer weiterspinnen: In Anlehnung an das Vorbild des Regensburger „Hauses der Musik“ – nach Renovierung samt Musikschule bestens beherbergt in einer ehemaligen Polizeistation – will die Bayerische Staatsregierung umfassend aktiv werden: In Umkehrung des Satzes von Ex-Innenminister Otto Schily „Wer Musikschulen schließt, gefährdet die innere Sicherheit“ werden, beginnend mit der Münchner Ettstraße, fünfzig Prozent der Polizeiposten in Musikschulen umgewandelt. Die bayerischen Musikakademien bereiten schon die Umschulung von elftausend Ordnungshütern zu Musikpädagogen vor …

Und weil – ohne jedes „Wenn und Aber“, wie sonst in Märchen üblich – niemand gestorben ist, scheint Weiterträumen nicht verboten: Dank feiner Kooperation von Musikschule samt Cantemus-Chor und Stadttheater wächst ein kundiges, engagiertes Publikums-Potenzial. Musikgruppen aller Stilrichtungen sprießen aus dem gut gepflegten Boden. Die bislang eher konservativ orientierte Musikstadt Regensburg öffnet sich allen zukunftsmusikalischen Strömungen und wird – der etwas technokratische Vergleich sei ausnahmsweise erlaubt – zum Silicon Valley der europäischen Musikkultur. In zirka zwölf Jahren könnte es soweit sein …
 

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