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Im Spannungsfeld zwischen Kunst und Wirtschaft

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Kulturfrühstück der FDP zur "Kultur in Deutschland"
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Mainz. Das 67. Kulturfrühstück, zu dem die FDP-Bundestagsfraktion geladen hatte, fand im großen Saal des Kurfürstlichen Schlosses in Mainz statt.

„Kultur in Deutschland", das war das Motto der Veranstaltung - viel schickes, distinguiertes älteres Publikum, ein paar versprengte Künstler. Den Gästen bot sich ein eher frugales Frühstücksbuffet, der obligatorische Jazzpianist Karl-Heinz Nagel war dezent in einer Ecke platziert.

„Kunst und Kultur" sind die Grundlagen einer freien Gesellschaft. Gleichzeitig können Kunst und Kultur ohne Freiheit nicht gedeihen. Liberale Kulturpolitik steht daher zum Einen dafür, der Entfaltung von Kunst und Kultur den erforderlichen Freiraum zu geben. Zum Anderen muss liberale Kulturpolitik aber auch dafür sorgen, dass Kunst und Kultur für alle Menschen zugänglich sind. „Nur so können im Ergebnis kulturelle Vielfalt und Offenheit entstehen." So stand es in der Einladung. Rainer Brüderle, Vorsitzender der FDP-Bundestagsfraktion, begrüßte die Anwesenden im vollbesetzten Saal und läutete damit offensichtlich auch schon den Wahlkampf ein.

Rainer Brüderle und später dann Hans-Joachim Otto, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft und Technologie, überboten sich die Bedeutung der Kultur für Wirtschaft und Gesellschaft heraus zu stellen: Kultur sei aus wirtschaftlicher Sicht hoch spannend und die gesellschaftliche Dynamik hänge von der Kultur ab. Sie sei der Nukleus für eine bessere Gesellschaft. Wachstum und Wohlstand sei nur mit Kunst und Kultur zu erreichen. Dann wurde es tatsächlich konkret: Kunst und Kultur soll allen offenstehen, junge Menschen sollen ein Instrument lernen können. Es wurden sogar noch die prekären Beschäftigungsverhältnisse nicht festangestellter Musiklehrer erwähnt!

Gäste der Podiumsdiskussion waren die Frankfurter Galeristin Barbara von Stechow, der Verleger Reiner Weiss (ehemals Suhrkamp Verlag) und der Schauspieler Axel Pape. Es sollte über die Impulse diskutiert werden, die von der Kunst ausgehen und die damit unsere Gesellschaft beeinflussen. Die Moderation hatte Michael Köster vom Deutschlandfunk.

Thema zu Beginn war das Spannungsfeld zwischen Kunst und Wirtschaft, das immer als Ganzes gesehen werden müsse. Eine Million Menschen beziehen ihr Einkommen aus der Kunst- und Kreativwirtschaft. Diese wächst stärker als die übrige Wirtschaft. Es „nutze" aber nur ein Drittel der Bevölkerung die Kultur, so dass hier noch ein riesiges Wachstumspotenzial herrsche. Im Jahr liegt der Umsatz im Kulturbereich zurzeit bei 136 Milliarden Euro. Hans-Joachim Otto betonte, dass sich also Investitionen und Förderung im kulturellen Bereich langfristig unbedingt auszahlen werden. Er ermutigte deswegen besonders Rheinland-Pfalz dazu, sich hier mehr einzusetzen. Schüler sollten mehr an die Kultur herangeführt werden. Nur innovative Produkte könnten die Wirtschaft vorantreiben, diese können aber nur in einem innovativen Umfeld, das ohne Kunst und Kultur nicht denkbar sei entstehen.Axel Pape unterstrich, dass schlechte geistige Ernährung problematisch für gesellschaftliche Einstellungen und Werte sei. Dem müsse entgegengesteuert werden. Reiner Weiss bekräftigte, dass Kunst unbedingt auch die Unterstützung des kulturell interessierten Bürgertums brauche. In Frankfurt habe sich der Zusammenschluss von "Geist und Geld" schon immer bewährt. Barbara von Stechow bedauerte ebenfalls, dass die Kultur so wenig gefördert werde und wies darauf hin, dass es viel zu wenig Raum für Ateliers gebe. Die Einladenden und Gäste waren sich in ihren Aussagen sehr einig und erhielten viel Beifall. Man darf gespannt sein, ob die Ziele wirklich umgesetzt werden, und die Rahmenbedingungen für ein vielfältiges Kulturleben mit würdigen Arbeitsbedingungen für alle seine Akteure tatsächlich verwirklicht werden.

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