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JeKi revolutioniert den Instrumentalunterricht

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Das Fortbildungsprogramm der Landesmusikakademie Hamburg
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Das sich wandelnde Berufsbild des Instrumentallehrers wirft neue Fragen auf: Wie verändern sich die Aufgaben, Schülerprofile und Arbeitsbedingungen durch JeKi und die Ganztagsschule? Der Trend, der vor einigen Jahren mit Bläser- und Streicherklassen begonnen hat, wird zur großen Bewegung: JeKi und der Ausbau der Ganztagsschulen verlagern den Instrumental- und Musikschulunterricht immer mehr in die Unterrichtszeit der Schulen. Durch die räumliche und organisatorische Situation im Schulalltag wird der Unterricht in Großgruppen bevorzugt.

In Nordrhein-Westfalen hat ein Konzerterlebnis mit dem Simón Bolivar Youth Orchestra of Venezuela den politischen Ausschlag für JeKi gegeben. Die Begeisterung wurde durch das mitreißende Spiel des Spitzenensembles dieser Orchesterbewegung ausgelöst. Die jungen Musiker, die wir hier hören, haben sich aus den Basisensembles in vielen internen Auswahlverfahren durchgesetzt und gehören mittlerweile zur instrumentalen Spitze – nicht nur in Venezuela. Die Pyramidenstruktur dieses musikpädagogischen Systems ist wichtig für die Motivation und das Durchhaltevermögen der Kinder. Der Stolz, dazuzugehören und die Hoffnung, vielleicht selbst einmal mit dem Spitzenensemble durch die Welt zu touren, spornt sie an.

Jenseits der Didaktik

Im traditionellen Instrumentalunterricht wird das Erlernen des Instrumentes im Kleingruppen- oder Einzelunterricht durch Ensemble- und Orchesterspiel ergänzt. In den Schulkooperationen verändert sich die Gewichtung, wie Prof. Peter Röbke in seinem Workshop „Jenseits der Didaktik“ an der Landesmusikakademie Hamburg deutlich gemacht hat.

Hier ist es genau umgekehrt: Hauptfach ist das gemeinsame Musizieren, das Hineinwachsen in eine Gruppe, in eine „musikalische Praxisgemeinschaft“. Dazu braucht es eine Veränderung in der Sicht- und Herangehensweise der Lehrkräfte in Bezug auf ihren Unterricht. Das musikalische Erlebnis bestimmt die instrumentale Entwicklung. Die Kunst des Lehrers ist es, das gemeinsame musikalische Tun methodisch und didaktisch so zu steuern, dass die Schüler immer mehr in ein musik- und instrumentengerechtes Spielen hineinwachsen. Eine Pyramidenstruktur innerhalb der Schüler ist wichtig für die Motivation: Der Wunsch und die Chance, zu einem fortgeschrittenen Ensemble dazuzugehören, das attraktive Veranstaltungen, Konzerte oder Orchesterreisen macht, kann sehr beflügeln. Deshalb ist die Anbindung an eine Musikschule von großem Vorteil. 

Die Kompetenzen der Lehrkräfte

Die Kompetenzanforderungen an die Lehrkräfte verlagern sich: Kenntnisse aus der elementaren Musikerziehung, die Steuerung gruppendynamischer Prozesse, Ensemble- und Orchesterleitung und der Einsatz von Lernspielen, Rhythmuserziehung und gemeinsamem Singen gehören in das Methodenrepertoire der Instrumentallehrkräfte. Die Lehrkraft steuert die Lernprozesse, arbeitet mit kooperativen Lernformen und schafft Erfahrensräume für die Schüler. Neben diesen Methoden aus der Schulpädagogik ist aber gerade das instrumentale und künstlerische Vorbild von großer Bedeutung. Deshalb braucht es hier Lehrkräfte, die auch mit ihrem Können und der Begeisterung für ihr Instrument die Schüler überzeugen und mitreißen können.

Neuer Fortbildungsbedarf

Es darf in Frage gestellt werden, ob der zukünftige Berufsalltag eines Instrumentallehrers überall genügend Berücksichtigung während der Ausbildungszeit erfährt. Einige Hochschulen und Akademien (wie z.B. das Hamburger Konservatorium) haben bereits spezielle JeKi-Module in ihren Ausbildungsplan aufgenommen. Die Landesmusikakademie Hamburg, eine Einrichtung der Staatlichen Jugendmusikschule Hamburg und des Hamburger Konservatoriums unter dem Dach des Landesmusikrats Hamburg e.V. entwickelt zusammen mit dem Hamburger Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung geeignete Fortbildungsangebote, die diesen Anforderungen gerecht werden. Die „Hamburger JeKi-Tage“ zur Instrumentalpädagogik geben praxisnahe und ganz konkrete Anleitungen zur Unterrichtsgestaltung. Die Dozenten aus dem Kollegium der Staatlichen Jugendmusikschule und des Hamburger Konservatoriums haben sich durch eine langjährige Erfahrung und herausragende Projekte im Bereich Klassenmusizieren und Schulkooperationsangebote ausgezeichnet. Darüber hinaus gibt es Angebote wie „Jenseits der Didaktik“ mit Prof. Peter Röbke oder „Herausforderungen des Instrumentalunterrichts“  mit Prof. Alfred Eickholt, die Beiträge dazu liefern, den Instrumentalunterricht in diesem veränderten Umfeld neu zu bestimmen.

Aufgaben von Landesmusikakademien

In dieser Zeit des Strukturwandels ist es auch die Aufgabe einer Landes-
musikakademie, die Instrumentallehrkräfte in ihrem Berufsfeld zu stärken. In der Landesmusikakademie Hamburg wollen wir neue Ideen, neue Bewegungen und Strömungen aufnehmen und weitergeben und uns so einsetzen für einen attraktiven Beruf des Instrumentallehrers. Darüber hinaus möchten wir auch Beistand leisten und uns in die Diskussionen einmischen, damit eine zumutbare, lebendige und stabile Arbeitssituation für Instrumentallehrkräfte entwickelt und eine große Tradition unserer Musikkultur in dieser Umbruchszeit nicht gefährdet wird.

Weitere Informationen:
Landesmusikakademie Hamburg, Mittelweg 42, 20148 Hamburg, info@landesmusik
akademie-hamburg.de, www.landes
musikakademie-hamburg.de

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