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Jung und anspruchsvoll

Untertitel
Ein Konzert der Reihe „Studio für Neue Musik“ des TKV München
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„Stimmen, Saiten, Tasten“ – hinter diesem Titel verbarg sich ein Konzertabend für Sopran, Cello und Klavier mit einem höchst anspruchsvollen und jungen Programm.

Denn die Kompositionen waren nicht nur zeitgenössisch, sondern stammten auch überwiegend von jungen Komponistinnen und Komponisten. Erst 23 Jahre alt ist die Russin Maria Bosareva, deren Liederzyklus „IV“ nach Gedichten von Paul Éluard die drei Musiker des Abends, die Sopranistin Ikumu Mizushima, Graham Waterhouse am Cello und Miku Nishimoto-Neubert am Klavier, zuerst präsentierten. Alle vier Lieder waren in abgedunkelten, düsteren Stimmungsfacetten gehalten, und das Cello – eindrucksvoll – wie eine zweite Singstimme behandelt. Auch der Liederzyklus „Die Stunden...“ nach Gedichten von Kai Uwe Hunsicker stammt von einem Komponisten, der noch keine 30 Jahre alt ist. Dass Arsen A. Babajanyan selbst ausgebildeter Sänger ist, merkt man in seinem Umgang mit der Stimme – zarte und melancholische Farben in „Einmal und immer aufsteigt das Bild aus dem Strom“ und trocken-gesprochene bis expressiv gesungene Passagen in „Was wär ich ohne Schatten der Dämmrung“. „Gläserne“ und zerbrochene Klänge gab es in Masha Khotimskis Liedern zum Film „Insel Zero“ mit Texten von Genia Skarahodska zu hören. Eine klassische Vorlage, ein Gedicht von Friedrich Schiller, hatte Narine Khachatryan für ihre Vertonung von „Sehnsucht“ ausgewählt. Beginnend mit einer wunderschönen, melancholischen Cello-Einleitung geriet das Stück etwas lang und pathetisch.

Ganz anders das einzige Werk ohne Gesang des „Altmeisters“ Wilhelm Killmayer an diesem Abend: Die drei aus den „Acht Bagatellen“ ausgewählten Stücke bildeten einen schönen Kontrast zu den ansonsten eher schwergewichtigen Kompositionen. In der rhythmisch komplexen Bagatelle Nr. 3 „Kompliziert, doch vergnügt“ stellte Miku Nishimoto-Neubert nicht nur ihre pianistischen Fähigkeiten unter Beweis, sondern war auch als Perkussionistin gefordert. Graham Waterhouse konnte in „Lento espressivo“ mit seinem warmen Celloton und klarer Intonation überzeugen und beide Musiker in „L‘echappée de Figaro, Presto molto“ als Virtuosen und Entertainer. Vergnügliches ist in der Textvorlage und Vertonung der „Fünf Lieder nach Gedichten von Thomas Bernhard“ von Hans-Jürgen von Bose nicht zu finden. Gewichtig und eher düster sind die Stücke. „Psalm IX“ bricht für einen Moment ins grotesk-komische aus, was das Wesen von Bernhards Œvre gekonnt einfängt. Ebenfalls schräg ist offenbar Graham Waterhouses Verhältnis zum Mond, der in „Moonbass“ in drei Liedern die Hauptrolle spielt. „He Lune!“ beginnt mit dem Ruf „Hey Mond!“, was eindeutig forsch und herausfordernd zu verstehen ist. Ganz anders die Stimmung im „Man in the Moon“, in dem der Cellopart an Lautenbegleitung erinnert. Höhepunkt der Mondlieder ist das dritte, „Der Tunkel Sterne“, dem ein mittelhochdeutscher Text zugrunde liegt. Waterhouse gelingt es wunderbar, die Stimmung der Mittelalter-Musik eingefangen, ohne plakativ zu sein.

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