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Kein fauler Zauber: Musik und Literatur

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Zu den 57. Sommerlichen Musiktagen Hitzacker
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Die 57. Sommerlichen Musiktage Hitzacker mit dem diesjährigen Thema „Beziehungszauber: Musik und Literatur“ – kein fauler Zauber! Das bestätigten glücklich und erfüllt von einer großartigen Kammermusikwoche der Vorstand des Vereins der Freunde und das außerordentlich zahlreiche, hoch motivierte Festspielpublikum im intimen Elbestädtchen. Immerhin war dies der Beginn der Ära Dr. Markus Fein, der als Intendant für seine erste Spielzeit ungeteiltes Lob von allen Seiten erhielt. Er hatte nicht nur die organisatorischen Fäden fest und souverän in den Händen gehalten, sondern sich auch als ausgezeichneter Dramaturg bei der Programm-Gestaltung erwiesen.

Die 57. Sommerlichen Musiktage Hitzacker mit dem diesjährigen Thema „Beziehungszauber: Musik und Literatur“ – kein fauler Zauber! Das bestätigten glücklich und erfüllt von einer großartigen Kammermusikwoche der Vorstand des Vereins der Freunde und das außerordentlich zahlreiche, hoch motivierte Festspielpublikum im intimen Elbestädtchen. Immerhin war dies der Beginn der Ära Dr. Markus Fein, der als Intendant für seine erste Spielzeit ungeteiltes Lob von allen Seiten erhielt. Er hatte nicht nur die organisatorischen Fäden fest und souverän in den Händen gehalten, sondern sich auch als ausgezeichneter Dramaturg bei der Programm-Gestaltung erwiesen. Sein Konzept der Innovation auf der Basis von Tradition ging wie von selbst auf – eigentlich kaum zu glauben, weiß man doch von der problematischen Altersstruktur und den damit verbundenen Präferenzen. Aber auch hier wehte frischer Wind mit der neuen Idee einer Jugend-Akademie: 20 junge musikliebende Stipendiaten als „Festival-Fellows“ nahmen begeistert am Festival-Leben teil, hatten einprägsame Begegnungen mit den Musikern und den langjährigen „Hitzackeranern“. Daneben ist die Konzert begleitende Hörer-Akademie an den Nachmittagen im nahe gelegenen romantischen Jagdschlösschen Göhrde wieder ein Hit des gleichermaßen anspruchs- und lustvollen Info-Karussells geworden.

Fünf Ur-Aufführungen standen bis zur Halbzeit zur Debatte: Peter Gülke, renommierter Dirigent und Musikschriftsteller, hatte Debussys Mallarmé-Vertonungen für das exzellente „ensemble recherche“ aus Freiburg eingerichtet und vervollständigt; beim international renommierten Kompositionswettbewerb des Festivals stellte das „ensemble recherche“ als wahrer Spezialist im Bereich Neue Musik auch die drei gekürten Werke vor. Trotz vehement diskursiver, mit Buhs garnierter Diskussion ging der Publikumspreis erstmals konform mit der Jury-Entscheidung, die drei individuelle Tendenzen des breiten internationalen Kammermusik-Spektrums aus 70 Bewerbungen gewählt hatte. Insgesamt gingen Preisgelder von 6.000 Euro an Christopher Burns (USA, 1. Preis), Juliana Hodkinson (GB, 2. Preis) und Olga Rajewa (Russland, 3. Preis). Auch vom diesjährigen „Composer in Residence“ Heinz Holliger, der sich als Komponist, Dirigent, Pianist und Oboist ins Festival einbrachte, gab es ein neues Werk, die Miniatur für Kontrabass solo (Johannes Nied) „Unbelaubte Gedanken zu Hölderlins Tinian“. Dazu präsentierte Holliger eine Themen bezogene Werk-Palette, allen voran der beklemmende Zyklus „Beiseit“ auf Texte von Robert Walser, auch die „Mileva-Lieder“, „Lieder ohne Worte“, „Trema“ in der Solo-Violinen-Fassung und die Partita für Klavier – bei aller Verschiedenheit Werke intensiver Stille und zutiefst auf die menschliche Natur und ihre Existenz aus dem Atembogen bezogen.

Auffallend war die ausführende Präsenz überwiegend junger, schon hoch professioneller Musikerinnen und Musiker, die mit viel unverbrauchter Frische brillante Interpretationen von Bach über Michael Denhoff bis Zelenka gaben: so die sprühende Schweizer Sopranistin Sylvia Nopper, die hochdramatische, großartige Chistiane Iven – winkt da nicht schon Bayreuth?, der britische Counter David James, die vorzügliche Geigerin Muriel Cantoreggi, das Rosamunde-Quartett und nicht zu vergessen die vielseitige Pianistenriege mit Evgeni Koroliov an der Spitze.

Gefeierter Publikumsmagnet blieb über die gesamte Festspielzeit jedoch der „Pianist mit Stern“ Anatol Ugorski. Dem auratischen, facettenreichen und humorvollen Künstler hatten die „Sommerlichen“ ein umfangreiches Interpreten-Porträt gewidmet. In seinen Rezitals faszinierten Meilensteine der Klavierliteratur wie Beethovens op. 111 und Liszts h-Moll-Sonate in der typisch abgeklärten, spätromantisch-russisch geschulten Stilvariante des „Klangmagiers“, der diesen Titel mit berückender Vielfalt an singenden Nuancen und Farbvaleurs erneut bestätigte.

Hitzacker macht süchtig – das sagen alle, die einmal da waren: aber das anspruchsvolle Festival ist immer noch ein Geheimtipp.

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