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Beatsteaks
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Kleine und Große nebeneinander

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Neuveröffentlichungen der Popindustrie im August und September, vorgestellt von Sven Ferchow
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Neue Platten von: Marion Raven, Stu Larsen, Gaslight Anthem, The Beatsteaks, Maxim, Tom Petty and The Heartbreakers

Große Aufregung bei den Mittsechzigern. Tom Petty and The Heartbreakers veröffentlichen nach gefühlten drei Jahrzehnten (de facto: vier Jahre) „Hypnotic Eye“. Der Rolling Stone kollabiert seit der Ankündigung des Veröffentlichungstermins und schreibt von der „Rückkehr zum präg­nanten klassischen Sixties-Rock aus der New-Wave-Ära“. Wahnsinns-Kritik, die uns die Schuhe auszieht. Machen wir es uns einfach und verständlich. Tom Petty and The Heartbreakers gelingen elf teils sehr hörbare, charismatische Songs, die hier und da mit den Fingernägeln am Genre der Rockmusik kratzen. Wenn man schon katalogisieren möchte. Wie auf jedem Petty-Album gibt es Songs, die bleiben, weil es Tom Petty ist, aber auch Songs, die gehen, weil uns das Gitarrenriff ausgenudelt und uninspiriert daherkommt. Dennoch ist es Tom Petty. Und der wird schon was zu sagen haben. Viel Spaß bei der Suche. (Reprise Records).

Gar nicht so lange her, dass Maxim mit „Staub“ ein viel beachtetes Album veröffentlichte. Die Single „Meine Soldaten“ schaffte dabei immerhin „Gold“. Angekommen scheint nicht nur seine sehr moderne Deutsch-Pop-Interpretation (düstere Wolken mit teils bedrohlichen Elektrobeats) zu sein, auch live sorgte Maxim immer wieder für Aufsehen. Also: Live-Album veröffentlichen und „Staub Live“ nennen. Ist legitim und durchaus hörbar. Aufgenommen im Kölner Stollwerck, ergänzt um vier Songs des Vorgänger-Albums „Asphalt“. (Warner Music).

Die Beatsteaks also, mit neuem Album gleichen Namens. Nach langer Zeit wieder elf Songs. Es gibt wohl keinen, der die Burschen nicht mag. Zumindest für „Smack Smash“, das Album der Alben der Band. Aber nun zum neuen Werk. Alles dabei, irgendwie und irgendwo. Rock. Punk. Pop. Hardcore. Und, wie auf jedem Album, ein Mördersong: „Make a wish.“ Danke dafür. Wie dann das folgende „Everything went black“ mit bassigem Diskogestampfe einzuordnen ist, weiß der Geier. Nach zehnmal hören schlägt es dann doch ein. Ein rundes Album, dem man nicht nachsagen könnte, die Beatsteaks wären gereift oder würden sich neu erfinden oder gar experimentieren. Sorry, falls das jemand lesen wollte. Manche Dinge müssen bleiben, wie sie sind. Dann klappt’s auch mit dem Titel. (Warner Music).

The Gaslight Anthem schaffen es mit „Get Hurt“ tatsächlich erneut zu überraschen. Die Band aus New Jersey vermag es wie keine andere – sagen wir mal vorsichtig „Rockband“ – die lauesten Songs zu einem Hörerlebnis zu machen. Die Melodien stets seicht, teils schon mal im Hardrock der Achtziger gehört, die Arrangements aus den Neunzigern, die Refrains im Kleid der vollendeten Kitschigkeit. Keine guten Voraussetzungen. Dennoch gelingt es ihnen, den Oberschenkel mitwippen zu lassen, sogar beim leichten Kopfnicken ertappt man sich, wenn auch errötend. Musik, die den Zweck der Unterhaltung perfekt erfüllt. Jede tiefergehende Diskussion sollte man ersticken. (Mercury / Universal).

Stu Larsen, Australier aus Queensland, ist ein Zauderer, ein Zögerer, ein Rumtreiber. Deswegen „Vagabond“, ein symbolischer Albumtitel. Die Schublade geht hier mal locker auf: Er ist Sänger und Songschreiber im groben bereich des „Folk“. Unterstützt von Gitarre, Klavier und was eben sonst zur Verfügung steht. Die Grundierung der Songs ist geprägt von Traurigkeit, Zeitlosigkeit, vielleicht Hilflosigkeit. Das klappt bei einigen Songs (San Francisco, Some kind of gypsy), bei anderen hingegen möchte man frisch ausgeworfene Lava fast als flinker und spannender bezeichnen. Aber: Stu Larsen hat ja noch Zeit, sich zu finden. (Warner Music).

Marion Raven, Norwegerin im Grunde ihres Herzens, hatte bereits mit neun Jahren ihre erste Grammy- Nominierung samt Plattenvertrag. Sie zieht nach New York, tourt mit Pink und Meat Loaf, wird in Norwegen Jurorin für„X Factor“ und veröffentlicht ihr erstes Soloalbum. Soviel zum Hintergrund der hübschen und immer noch jungen Dame. „Songs From A Blackbird“ ist nun das zweite Soloalbum. Es pendelt ein wenig, songmäßig. Zwischen jenen Songs, die fast schnulzig und mit einem Hauch gekonnter Unschuld ein gewisses Maß an Radiopop- Spektrum beackern, aber auch jenen Songs, die einfach so dastehen. Des Kommerz unverdächtig wirken. Zuweilen an Fleetwood Mac erinnern. (Sony Music).
 

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