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 Kolumne

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„Ausschuss Jazz“
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Dieser Begriff klingt beim ersten Mal lesen zugegeben etwas sperrig. Zwei Wörter, die in ihrer Bedeutung so gar nicht zusammenpassen wollen. Jazz als Inbegriff des Lebendigen: eine Musik, die immer ihrer Zeit voraus ist, die davon lebt, Neues zu entdecken, die mit Strukturen und Regeln bricht, um kontinuierlich neue Strukturen und Regeln zu erschaffen.

Aber ohne die aktuelle Weltlage und die vergangenen zwei Jahre hier zum Thema machen zu wollen: Geht es nicht genau darum? Das vermeidlich Verschiedene zusammenzubringen? Konsens zu finden, Andockungspunkte und Gemeinsamkeiten dort zu suchen, wo man zunächst denken mag, dass es keine gibt?

Für mich ist ohnehin fast jede Musik Jazz. Nach meiner persönlichen Auffassung hat Jazz nämlich weder etwas mit bestimmten Akkorden, einem bestimmten Rhythmus oder (für den ein oder anderen endlos lang erscheinende) Soli zu tun. Jazz ist die Art, wie wir mit Musik umgehen. Wie wir das musikalische Material nutzen, das uns zur Verfügung steht,  und vor allem, wie wir uns davon inspirieren lassen. Die Herangehensweise ist entscheidend. Mutig, neugierig, mit der Freude am Scheitern, aber der ständigen Gewissheit, „es“ zu meistern.

Improvisation ist eines der Kernelemente des Jazz und Improvisation ist das, was wir in unserem Alltag die ganze Zeit tun. Aufeinander eingehen, gemeinsam kreieren und sich in den Dienst einer Gruppe zu stellen, ohne die eigene Identität dabei aufzugeben. Das sind auch die Dinge, die von uns verlangt werden, wenn wir in einer Band Jazz spielen.

Am Ende des Tages ist und bleibt diese großartige Sache („Jazz spielen“) aber auch unser Beruf. Und dafür brauchen wir in erster Linie vernünftige und faire Arbeitsbedingungen, genau wie jeder andere Beruf auch. Wir haben sie verdient. Dafür müssen wir gemeinsam einstehen, reden, fordern und Ideen einbringen. Der Jazz hat ein viel größeres Potential, als vielen bewusst ist. Er hat eine besondere musikalische Faszination. Aber es erfordert Neugierde, um sich Unbekanntem zu öffnen. Wenn man dies tut, kann man allerdings nur gewinnen.

In diesem Sinne, kaufen Sie sich ein Ticket für das nächste Jazzkonzert in Ihrer Nähe und lassen Sie sich überraschen. Sie werden bereichert nach Hause kommen. Versprochen!

 

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