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Kolumne

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d-Moll?
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Werte Kolleginnen und Kollegen, politisch ist ja so einiges in Bewegung: Die Landtagswahlen in Baden-Württemberg, Sachsen-Anhalt und Rheinland-Pfalz mischten die Karten neu. Nun haben wir also auch Abgeordnete der AfD in den Landtagen. Und in den neuesten Umfragen („Sonntagsfrage“) Mitte April 2016 zu den Aussichten bei der nächsten Bundestagswahl überholte die AfD mit 14 Prozent die Grünen (13 Prozent). Es ist also damit zu rechnen, dass nach der nächsten Bundestagswahl die Abgeordneten der AfD auch im Bundestag präsent sein werden.

Es macht für mich darum wenig Sinn, diese Partei von jeglicher Kommunikation mit Kulturverbänden auszuklammern. Denn die Abgeordneten der AfD werden Einfluss haben auf die weitere Kulturpolitik in den Ländern und auch bundesweit. Sie werden beispielsweise auch in den Rundfunkräten sitzen. Dies wird nicht unproblematisch sein, denn bisher möchte die AfD die Rundfunkgebühren abschaffen, was unweigerlich zum Tod unserer öffentlichen Rundfunkanstalten führen würde. Damit auch zum Verlust von Orchestern und Chören, die zur Weltspitze zählen. Private Rundfunkanstalten unterhalten keine Spitzenchöre und -orchester. Wir müssen also mit ihnen reden.

Reden müssen wir auch mit den anderen Parteien, die etwa TTIP, TISA und CETA befürworten, denn auch durch solche Handelsabkommen sind Bildungs- und Kulturbereiche gefährdet. Und einigermaßen ratlos macht mich politische Einstellung von Kulturverantwortlichen, die hinter vorgehaltener Hand den Tipp geben, dass man an finanzielle Unterstützungen aus öffentlicher Hand für das Singen mit Kindern am ehesten dann herankommt, wenn sie integrativen Zwecken – also dem Singen mit Flüchtlingskindern – dienen. Für ein umfassendes Singprogramm mit allen Kindern, unabhängig von Herkunft und Schicksal, scheint kein Geld da zu sein. Auch da gibt es weiteren Gesprächsbedarf. Ich halte es für sinnvoll, mit allen Parteien zu reden und die Interessen von uns Musiker/-innen, die automatisch auch die anderen Kultur- und vor allem Bildungsbereiche tangieren, nachhaltig zu vertreten. Vielleicht gelingt es uns, aus A-F-D einen d-Moll-Akkord zu kreieren. Das täte dann weniger weh.

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