Banner Full-Size

Komponist saß im Publikum

Untertitel
Rafael Dyll im Konzert von Kordian Wiecek – Musik für Computerspiele
Publikationsdatum
Body

Bei Werken von Mozart oder Brahms wäre Pianist Kordian Wiecek wohl etwas entspannter gewesen. Doch wenn ein Komponist aus dem Konzertprogramm leibhaftig im Publikum sitzt, wird Nervosität nicht gerade geringer, räumte der Siegburger Musiklehrer bei seinem Auftritt in der Aula der Musikschule ein. Dabei konnte der junge Komponist Rafael Dyll mit Wieceks Interpretation seiner Werke mehr als zufrieden sein.

Nicht zum ersten Mal widmete sich Wiecek einem Genre, das vorwiegend ein Nischendasein führt: der Musik für Computerspiele. Und da ist Rafael Dyll seit seinen Arbeiten für Söldner X oder Rainbow Moon auf der Playstation 3 einer der ganz Großen. Von letzterem gab Kordian Wiecek am Flügel eine imposante Kostprobe. Bei den Computerspielen dient die Musik dazu, die Spieler möglichst lange zum Mitspielen zu motivieren. Also werden markante musikalische Motive aufgebaut und wieder und wieder in verschiedenen Tempi und Stimmungen wiederholt. So ist es nicht unüblich, dass passionierte Gamer einzelne Spiele an ihrem Soundtrack erkennen.

Musikalisch liegt die Game-Musik zwischen Klassik, Pop und Filmmusik, wobei die stilistischen Unterschiede auch Laien schnell deutlich werden. So neigen japanische Komponisten dazu, Stücke mit ausgeprägtem Pathos gründlich zu überzuckern, während europäische und amerikanische Arrangeure eher einen Hang zur gesunden Härte haben. Prompt musste Kordian Wiecek den Steinway-Flügel auf der Bühne der Aula mitunter heftig malträtieren.

Der Solist ist ein Eigengewächs der Siegburger Musikschule. Als Schüler der Klavierklasse des Musikschulleiters Hans-Peter Herkenhöhner gelangte er in die studienvorbereitende Abteilung der Musikschule, absolvierte an der Robert- Schumann-Hochschule in Düsseldorf sein Studium und ist seit seinem Abschluss als Pädagoge an der Siegburger Musikschule tätig.

In seinem Konzert zeigte er, dass auch Werke von Bach und Beethovens Mondschein-Sonate Einzug in die virtuelle Welt der Gamer gefunden haben, die Mondscheinsonate jedoch nicht als Stück der Romantik, sondern als Soundtrack für subtiles Grauen. Ebenso interessant wie charmant retro war ein Medley aus bekannten Spielmusiken für die ganz frühen Commodore und Amiga-Rechner. Inzwischen hat auch Wiecek sich selbst als Komponist für Musik für Computerspiele versucht. In der Musikschule stellte er abschließend eine selbst komponierte „Sonate für Klavier, Metronom und Banane“ vor.

Ort
Print-Rubriken