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Kooperation von Gesangverein und Kindergarten zur Förderung des Singens bei Kindern im Rahmen des Projektes Singen–Bewegen–Sprechen im Kindergarten Winzeln. Foto: Johannes Pfeffer
Kooperation von Gesangverein und Kindergarten zur Förderung des Singens bei Kindern im Rahmen des Projektes Singen–Bewegen–Sprechen im Kindergarten Winzeln. Foto: Johannes Pfeffer
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Kooperationen als Überlebensgrundlage

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Junge Menschen im Ehrenamt engagiert für den Chorgesang – ein Fallbeispiel aus dem Südwesten
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Allerorten brechen im musikalischen Bereich und auch in vielen anderen Vereinen und Verbänden die Strukturen ein, weil sich immer weniger Menschen ehrenamtlich engagieren und deshalb Ämter und Gremien nicht besetzt werden können. Es ist wie so oft: die einen jammern, die anderen tun etwas. In Schwaben geht die Chorjugend neue Wege und die jungen Leute sind nicht nur irgendwie sondern mit spürbarer Begeisterung bei der Sache. Ein Beispiel, das Schule machen könnte.

Das einfach zu formulierende aber durchaus nicht leicht zu erreichende Ziel eines Jugendverbandes im Chorbereich lautet: qualitätsvolles Singen von Kindern und Jugendlichen zu fördern. Die eigene Freude am Singen ist der Antrieb für die Einzelnen, sich an der Basis vor Ort zunächst für den heimischen Chor über das Singen hinaus zu engagieren. Die positive Erfahrung überregionaler Begegnung und die Zusammenarbeit mit anderen Chören ist dann oftmals der Auslöser, sich auch auf Landesebene zu engagieren. Auf Landesebene bedeutet im Falle der Chorjugend im Schwäbischen Chorverband (SCV) nicht weniger als die Vertretung von rund 13.000 Kindern und Jugendlichen in den Chören auf dem Gebiet des ehemaligen Württemberg. In dieser Chorjugend sind im vergangenen Jahr über 75 Prozent der derzeitigen Vorstandsmitglieder neu eingestiegen. Und diese hinterfragen das bisher Angefangene konstruktiv, aber kritisch und müssen andererseits möglichst schnell in bewährte Strukturen und Abläufe hineinwachsen, um etwas bewegen zu können.

Das konstruktive Hinterfragen bezieht sich überall in der Chorszene auf die gleichen oder ähnlichen Themen.

So gab es beispielsweise drei existierende „Auswahlchöre“: einen Kinderchor, einen Jugendchor und einen Jungen Chor. Welchen Wert haben diese meist verhältnismäßig teuren Ensembles für die nachhaltige Wirkung bis zu den Chören vor Ort? Rechtfertigt die Wirkkraft tatsächlich den fast ausschließlich aus Mitgliedsbeiträgen finanzierten Aufwand? Mobilitätsprobleme und daraus resultierend hohe Reisekosten mit Übernachtung und Verpflegung für jedes Probenwochenende, relativ wenige Proben und deswegen Schwierigkeiten im Zusammenwachsen und in der Vernetzung mit den Heimatchören werfen weitere Fragen auf. Die Hauptfrage: gelingt eine nachhaltige Vernetzung mit der Basisarbeit oder ist man nur punktuell bei einzelnen Mitgliedschören zu Gast und vergrämt sogar noch diejenigen, deren Anfragen man nicht entsprechen kann? In der nüchternen Kosten-/Nutzen-Analyse fallen die Antworten hier negativ aus. Die „Auswahlchöre“ – andernorts auch heute noch neu und mit Stolz aus der Taufe gehoben – wurden vom neuen Landesvorstand aufgelöst, weil zuerst ein tragfähiges Basisnetzwerk schlichtweg wichtiger erscheint.

Als landesweit und bundesweit verbindende Organisation ist die Chorjugend nach diesem neuen Verständnis der jungen Verantwortlichen vor allem Netzwerker. Sie bildet Netzwerke zwischen den Vereinen und Chören ebenso, wie zu anderen Jugendverbänden und Musikverbänden, und nicht zuletzt zu politischen Gremien und professionellen Problemlösern. Diese Netzwerke entstehen bei Veranstaltungen und Fortbildungen für die Sängerinnen und Sänger, durch dauerhafte Kooperationen der Vereine und anderen Kulturinstitutionen vor Ort werden sie gefestigt. Ein hoch akutes Beispiel für die Unverzichtbarkeit dieses Suchens nach Synergien und Partnerschaften ist die Ganztagesschule. In den Städten werden die Schulen zur Konkurrenz durch eigene Angebote, die die ehrenamtlichen Kräfte eines Vereines kaum leisten können. Im ländlichen Raum ist die Situation gerade in Kommunen ohne weiterführende Schulen schwieriger geworden, da die Kinder und Jugendlichen – inklusive langer Fahrtwege – beinahe den gesamten Tag in den Schulorten verbringen. Die Herausforderung an die Vereine besteht nun darin, die Kontakte zu den Schulen zu verstärken, um gemeinsame Angebote für die Kinder und Jugendlichen zu finden. Das kann im Extremfall aber auch bedeuten, dass langjährig bestehende Vereinschöre zugunsten eines gemeinsamen Schulchores aufgegeben werden müssen. Nicht Abgrenzung ist gefragt sondern Bereitschaft zur Zusammenarbeit – das ist die einzige Chance, dem Grundanliegen zu nützen.

Auch auf der Landesebene sind kooperationsfreie Alleingänge nicht mehr leistbar und nicht gewollt. Bestehende Projekte der Chorjugend oder von anderen Organisationen und Einrichtungen werden durch Kooperationen gestärkt werden und umgekehrt profitiert man mitunter auch davon, sich im zweiten Glied mit den eigenen Kompetenzen einzubringen. Potenzielle Partner gibt es zuhauf: Instrumentalverbände, Gemeinden, auch Kirchengemeinden und Tourismusverbände oder eben Schulen und Jugendeinrichtungen. Gesucht wird die Win-Win-Situation, nicht der Sieg im Wettbewerb.

Dies gilt auch für die Mitarbeiter. Der Aufbau eines funktionierenden und attraktiven Netzwerkes erfordert erhebliche personelle Ressourcen. Hauptberufliche Kräfte des Verbandes werden immer wichtiger, weil von der Öffentlichkeit und von Partnern ein professionelles Erscheinungsbild und nicht wenige unterstützende Dienstleistungen erwartet werden. Viel Zeit und Kraft aber bringen die ehrenamtlichen Vorstandsmitglieder und Mitarbeiter auf. Einer der Gründe, warum der einleitend erwähnte Schwund an Ehrenver-antwortlichen so drastisch ausfällt: der Zeitbedarf schreckt viele ab und macht es gerade für manche Jugendliche in der Tat unmöglich, Ämter zu übernehmen. Die erwähnte Ganztagsschule, dichtere Lehrpläne und vor allem der straffere Zeitplan der Bachelorstudiengänge wirken sich hier massiv aus. Politik und Institutionen ebenso wie Arbeitgeber wären hier gefordert, durch eine noch stärkere Anerkennung solcher Tätigkeiten und größere Flexibilität einen wesentlichen Faktor unserer Gesellschaft lebensfähig zu halten. So ist dies also kein „Lokalbericht“ sondern ein gutes Beispiel für die allmählich in Gang kommende, neue Denkweise in vielen Verbänden. Es wird zwar noch einige Zeit dauern, aber das Umdenken beginnt bei den Jungen – sie gestalten die Zukunft der Chorszene offener, professioneller und damit perspektivreicher. 

Beispiele für Kooperationen:

Chorcamp
Partner: Chorjugend im SCV, Liederkranz Ditzingen mit neu zu gründendem Jugendchor
Projekt: Chorcamp im September 2013 mit dem Musical AIDA von Elton John und Tim Rice
Win-win: Jugendlichen aus verschiedenen Chören wird die Teilnahme an einem großen und außergewöhnlichen Projekt ermöglicht.

CHORfilmtag
Partner: Zeitung SINGEN, Blog des SCV, Mitgliedschöre
Projekt: Leser der beiden Medien wählen aus einer Vielzahl von Filmen ihr Programm für einen Tag mit Filmen zum Thema Singen – Chorauftritte gliedern die Vorführungen
Win-Win: ungewöhnlicher Rahmen und interessiertes, aber noch nicht unbedingt chorgebundenes Publikum

Spürsender
Partner: SCV und Hochschulradio Stuttgart, Einzelchöre
Projekt: Im neuen Radiomagazin „Vocals on Air“ werden Chöre mit interessanten Kooperationsprojekten vorgestellt und so den Studierenden und damit künftigen Entscheidungsträgern aus Politik, Wirtschaft und Medien nahegebracht. (jeden Donnerstag von 18-19 Uhr auf UKW 88,6 Region Stuttgart und im Live-Webstream, download unter www.vocalsonair.de

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