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Künstleraustausch Nr. 1 – Vorwiegend romantisch

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Ein Konzert für Flöte und Klavier im Einstein
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Egal in welchen Bereich man blickt: Austauschprogramme sind immer bereichernd und fruchtbar. Auch der Tonkünstlerverband München sieht das offenbar so und hatte zwei Künstlerinnen aus Bayreuth zu einem Konzert nach München eingeladen – der Gegenbesuch folgte einige Wochen später.

Mit einem Programm aus zeitgenössischen Kompositionen präsentierten sich Anja Weinberger (Flöte) und Marina Palmer Wulff (Klavier) im Rahmen der Konzertreihe „Studio für Neue Musik“ im Kulturzentrum Einstein. Bereits einige Werktitel ließen ahnen, dass der Grundtenor des Programms eine Hinwendung an die Romantik sein würde. Am deutlichsten zeigte sich das in Robert Delanoffs Stück „Clara Schumanns idyllischer Aufenthalt auf Schloss Büdesheim“. Die Atmosphäre der Komposition erinnert an einen sommerlichen Spaziergang in der Natur oder an ein romantisches Gemälde, auf dem eine nicht unbewegte, aber doch beschauliche Szene dargestellt ist. Auch in den „Reger-Metamorphosen“ von Michael Starke sind spätromantische beziehungsweise Jahrhundertwende-Klänge zu vernehmen. Dennoch spricht Starkes Musik eine eigene Sprache, und ihm gelingt ein atmos-phärisch dichtes, zum Teil dramatisches Stück – von den beiden Musikerinnen kraftvoll umgesetzt.

Ob es an einer gerade überstandenen Grippe oder der Anfangsnervosität lag – Anja Weinberger brauchte ein wenig, um in Form zu kommen und hatte beim ersten Stück der Abends, der „Suite op. 62“ von Roland Leistner-Mayer mit den Sätzen „Prélude“, „Scherzo“, „Molto andante e cantanto“ und „Burlesca“ etwas zu kämpfen. Ihr fehlte es an Ruhe und Klarheit im Ton. Später waren diese Unsicherheiten aber wie weggeblasen, und bei Helmut Bielers Komposition „Schattierungen“ gelang ihr gemeinsam mit der Pianistin eine beeindruckende Umsetzung: nach dem dramatisch-virtuosen Beginn loteten die beiden Musikerinnen die kontrastreiche Musik Bielers sensibel und facettenreich aus. Und ein besonderer Moment war sicherlich die Fötenkadenz im zweiten Satz von Salvador Broton’s „Sonate op. 21“. Die vorwiegend romantische Stimmung wurde plötzlich von eher schrägen – und sehr überzeugenden – Klängen abgelöst. Schade, dass die Zuschauerreihen so spärlich besetzt waren – das Konzert und die Künstlerinnen  hätte es verdient gehabt, von mehr Leuten wahrgenommen zu werden.

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