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Donaueschiger Musiktage 1998. Toshio Hosokawa: Silent Flowers; James Dillon: Streichquartett Nr. 3; Klaus Huber: Ecce Homines; Younghi Pagh-Paan: SOWON...Borira; Christian Wolff: John, David; Fredrik Zeller: Babylon; Wolfgang Rihm: Styx und Lethe; Rolf Riehm: Die Tränen des Gletschers; Hanspeter Kyburz: Malsrom; Helmut Oehring/Iris ter Schiphorst: Requiem; Lucas Fels, Violoncello; Arditti Quartet; Ensemble Ictus; SWR-Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg, Hans Zender bzw. Jürg Wyttenbach, u.a.col legno WWE 4CD 20050 (4 CD) Die Donaueschinger Musiktage vom vergangenen Jahr brachten viel Anregendes, es war eines der insgesamt stimmigsten Festivals der letzten Jahre. Vielleicht war dies für col legno auch der Grund, warum man die normalerweise drei CDs umfassende Dokumentations-Kassette um eine Silberscheibe erweiterte. Schön. So sah man sich in der Lage, das ganze Konzert mit dem Aritti Quartet in die Dokumentation zu integrieren – alle drei Werke, die Quartette von Hosokawa und Dillon, sowie das hochsensible und fein gehörte mikrotonale Quintett von Klaus Huber verdienen dies. Besonders stark ruft sich auch Rolf Riehms „Die Tränen des Gletschers" in die Erinnerung zurück, während bei Christian Wolffs „John, David" oder auch bei Younghi Pagh-Paans „SOWON...Borira" (sie entstammen aus dem Orchesterkonzert, das seinerzeit heftigere Debatten über Probenzeiten, aber auch Einreich-Verspätungen der Komponisten auslöste). Fragezeichen bleiben. Wolfgang Rihms alles niederbügelnde Cellokonzert „Styx und Lethe", hochvirtuos, fast eine lustvolle Gemeinheit gegenüber dem Interpreten, hält sich mit solchen Debatten nicht auf. Das Stück sitzt wie eine Daumenschraube. Helmut Oehrings und Iris ter Schiphorns „Requiem" füllt die letzte Scheibe – existentielle Musik der Verfremdung und der schnellen Schnitte. Das Anschaffen der Kassette lohnt – nicht nur unterm Strich. Insgesamt ein polarisierendes Spektrum divergenter musikalischer Denkansätze. Philip Glass: Dracula; Kronos Quartet Nonesuch 7559-79584-2 (1 CD) Musik zum alten Stummfilm von 1931 – und man ist schon bereit, die Ohren auf die üblichen Glass-Texturen einzustellen. Doch teilweise tut sich Verblüffendes. Die Musik ist brüchiger, die melodischen Patterns sind kantiger. Und plötzlich ergeben sich im – natürlich – minimalistischen Ablauf neue Aspekte. Durchaus interessante. Es macht den Eindruck, als wollte Glass auf Vorläufer hinweisen, die bisher kaum im Zusammenhang mit minimalistischen Techniken gesehen wurden (etwa Janácek). Ein Glass mit neuen Ideen – und neuen Perspektiven! Arnold Schönberg: Klavierstücke op. 11, op 19; Franz Schubert: Klavierstücke D 946, Allegretto D 915; Thomas Larcher, Klavier ECM 1667 (1 CD) Larcher ist ein außerordentlicher Pianist, dessen Überlegenheit freilich nicht im vornehmlich Technischen zu suchen ist. Sie liegt im Geistigen, in der unbedingten Ehrlichkeit, in der Intelligenz, im absoluten Anspruch, sich ganz der Musik zu überantworten. Schubert und Schönberg sind zu einem großen Klavierzyklus zusammengeschnitten, der aus einer Wurzel zu kommen scheint. Zart abgetönt, singende Phrasen, Sinn in der kleinsten Arabeske – so wachsen die Stücke zusammen und reißen die vorgeblichen Dämme zwischen Tonalität und sogenannter Atonalität auf beglückend versöhnende Weise ein.

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