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Langfristige Lösung nicht in Sicht

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Noten im Internet und das ewige Problem des Copyright
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Es scheint fast nichts zu geben, was nicht im Internet verfügbar ist. Das weltumspannende Datennetz bietet alles und noch viel mehr, möchte man meinen. Doch wenn man sich als musikbegeisterter Mensch auf die Suche nach Noten macht, sind schnell die Grenzen des Möglichen erreicht.

Es scheint fast nichts zu geben, was nicht im Internet verfügbar ist. Das weltumspannende Datennetz bietet alles und noch viel mehr, möchte man meinen. Doch wenn man sich als musikbegeisterter Mensch auf die Suche nach Noten macht, sind schnell die Grenzen des Möglichen erreicht. Natürlich gibt es unzählige private Seiten, auf denen eingescannte Noten zum Download angeboten werden. Doch dies ist illegal, da das angebotene Material meist urheberrechtlich geschützt ist. Die Suche nach legalen Quellen aktueller Stücke, beispielsweise aus Musicals, hat schnell ein Ende, wenn man sich nicht strafbar machen möchte.

Um das Problem der Urheberrechte zu umgehen, bieten viele Seiten eigene Arrangements an. So findet sich beispielsweise unter http://www.kantoreiarchiv.de/ viel Bekanntes wie der Chorsatz zum „Halleluja“ aus Georg Friedrich Händels „Messias“, aber auch Gospel-Songs. Das relativ große Archiv enthält überwiegend klassische Musik. Die Noten liegen (wie fast auf allen genannten Websites) im PDF-Format vor, das mit dem kostenlosen Acrobat Reader auf nahezu jedem gängigen Betriebssystem lesbar ist.

Auch das Archiv von Werner Icking erweist sich als wahre Fundgrube. Von Mozarts Andante für Flöte und Orchester (KV 315) bis hin zu Sonaten von Scarlatti sind Noten im Postscript-Format erhältlich. Dies ist mit dem kostenlosen Programm Ghostscript lesbar. Allerdings untersagt Icking aus urheberrechtlichen Gründen jegliche Aufführung der zum Download stehenden Werke und macht darauf aufmerksam, dass zu diesem Zweck die Erlaubnis des Komponisten einzuholen ist. Dies dürfte sich allerdings – so man denn die Aufforderung wörtlich nimmt – bei Künstlern wie Mozart und Scarlatti eher schwierig gestalten ...

Gospel-Songs finden sich auf http://www.spirit-of-gospel.de. Wie bei vielen anderen Seiten auch wird das Archiv ständig erweitert, so dass sich auch ein erneuter Besuch nach einiger Zeit sicherlich lohnt.

Liebhaber der Klezmer-Musik werden unter http://www.klezmer.de/ fündig werden. Hier findet sich neben Noten auch noch die Online-Version des Buches „Von der Khupe zum KlezKamp“ von Susan Bauer, das die Geschichte der Klezmer-Musik in aller Ausführlichkeit behandelt.

Der Internet-Musikverlag Copy Us, unter http://www.copy-us.com/ erreichbar, geht einen anderen Weg: Er publiziert die Werke seiner Künstler im Internet. „Noten sollen den Musikern gehören und nicht den Lagerverwaltern eines Musikverlages“, bezieht der Verlag schon auf der Startseite deutlich Stellung. In der Liste der verfügbaren Komponisten finden sich bekannte Namen wie Carl Philipp Emanuel Bach oder Edvard Grieg. Allerdings ist dies etwas irreführend, da es sich auch in diesem Fall um spezielle Arrangements handelt. Außerdem finden sich viele Werke eher unbekannter Künstler. Umfangreiche Suchmöglichkeiten ergänzen das Angebot. So ist es beispielsweise möglich, nicht nur nach Gattung oder Erscheinungsjahr zu suchen, sondern auch nach Tonalität oder Musikschuleignung.

Die Website http://www.noten-digital.de/ hat ebenfalls einen Weg gefunden, das Problem des Copyrights zu umgehen: Musikbegeisterte Menschen können hier zum Preis von 20 Euro eine CD ordern, auf der über 2500 gescannte Werke enthalten sind. Diese kann man dann in aller Ruhe am heimischen Computer ausdrucken. Der Betreiber der Website weist explizit darauf hin, dass auf der CD keinerlei geschütztes Material enthalten sei, da es sich um „Scans alter deutscher, US- und anderen ausländischen Editionen (ca.1870-1940)“ und „gemeinfreies Notenmaterial (Notenstiche älter als 50 Jahre)“ handele. Leider steht nur eine kleine Auswahl der angepriesenen Herrlichkeiten zum Download bereit.

Die Stretta Music GmbH bietet unter http://www.noten-umsonst.de/ einen Newsletter an, der den Emfpänger alle 14 Tage per E-Mail mit einem anderen Stück überrascht. Bei der Anmeldung ist es möglich, mehrere bevorzugte Instrumente anzugeben, zu denen Notensätze gewünscht werden. Bei der Suche nach Noten im Internet stolpert man auch über manche Kuriosität. So tauchte in den Suchergebnissen auch die Seite http://www.spielleut.de/ auf, die sich mit mittelalterlicher Musik beschäftigt. Hier finden sich neben Noten bekannter „Hits“ aus dem 13. und 14. Jahrhundert auch Hörbeispiele im MP3-Format zum kostenlosen Download.

Die vorgestellten Seiten können naturgemäß nur eine Auswahl aus der Vielzahl der Websites sein, die Noten anbieten. Eine Suchmaschine wie http://www.google.de/ findet etliche mehr, die es sich anzusehen lohnt.

Trotz des mittlerweile ziemlich breiten Angebotes wird häufig genug nur der Gang zum Händler oder die Bestellung bei einem Verlag bleiben. Das Thema Urheberrecht ist nach wie vor eines der diffizilsten, sobald es um den Zusammenhang mit dem Internet geht. Und in absehbarer Zeit ist wohl nicht mit einer für alle Seiten zufriedenstellenden Lösung des Problems zu rechnen ...

Andererseits gibt es Eines, was das Internet aber auf keinen Fall bieten kann: die Atmosphäre einer gut sortierten Musikhandlung, die schließlich auch eine umfassende Beratung mit einschließt.

Siehe auch:

Warum das Fotokopieren von Noten kein Kavaliersdelikt ist · Von Thomas Tietze, nmz 7/8 1999, S. 5-6 (http://www.nmz.de/nmz/nmz1999/nmz07/rumpf/kupo-tietze.shtml

Ein Kavaliersdelikt, das keines ist. Werner Nied über das Kopieren von Noten, nmz 9 1997, S. 6 (http://www.nmz.de/nmz/nmz1997/nmz9709/kupo-medien/06.htm

nmz-thema: Eigentum verpflichtet (http://www.nmz.de/nmz/netznmz/urheberrecht.shtml

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