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Ensemble Courage.
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Mut und Ambition – Respekt!

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Zehn Jahre ensemble courage – ein Porträt
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Es ist schon erstaunlich, dass ausgerechnet in Dresden, dem ewigen Hort vorgestriger Behäbigkeit, immer mal wieder ein Vorstoß zu „neuen Ufern“ und eben auch musikalisch visionär in die Moderne gewagt wird. Offenbar gehört nicht nur Mut dazu, der sowieso, sondern wohl auch ein Heißhunger nach Gegenwart inmitten barocker Angestaubtheit. In den zurückliegenden Jahrzehnten gab es jedenfalls eine Reihe von Neugründungen, denen inzwischen einiges Renommee zuzusprechen ist.

Zu internationaler Berühmtheit aufgestiegen ist ja sehr rasch das 1986 gegründete Dresdner Zentrum für zeitgenössische Musik – es mutierte inzwischen zum Europäischen Zentrum der Künste Hellerau und residiert auf dem großspurig schon mal als „Grünen Hügel der Moderne“ bezeichneten Gelände des Festspielhauses Hellerau.

Mit diesem eng verbunden ist auch das nunmehr seit zehn Jahren bestehende ensemble courage. Nicht nur die dort gegebenen Auftrittsmöglichkeiten vor den Toren der sächsischen Landeshauptstadt, sondern auch ein vitales Klima der Erneuerung und der Verflechtung mit anderen Zentren des Gegenwärtigen mögen guter Grund dafür sein. Höchst sinnstiftend ist natürlich die Personalunion von Intendant Udo Zimmermann – er rief (gegen einigen Widerstand) das Dresdner Zentrum ins Leben, wertete es nach gefallenen Grenzen vollmundig zu einem Europäischen auf und wurde seiner Verdienste wegen auch nach München zum Bayerischen Rundfunk geholt, wo er es bestens verstand, die einst von Karl Amadeus Hartmann ins Leben gerufene Reihe musica viva nachhaltig zu reanimieren.

Längst sind dies alles auch Tätigkeitsfelder des ensemble courage. 1997, vor in der Tat schon einem ganzen Dezennium, wagten junge Musikerinnen und Musiker, ausnahmslos Instrumentalisten, den Sprung ins Gruppendasein. Das gute Dutzend der exzellenten Interpreten steht seit 2000 unter der künstlerischen Leitung von Titus Engel. Es fand regelmäßig Gehör und guten Betätigungsboden in Dresden und Hellerau, etablierte sich zuverlässig als feste Größe bei aufgeschlossenen Veranstaltern und deren Publikum sowie längst auch im Rundfunk. Für seine Uraufführungsmühen und -qualitäten ist es gebührend mit Lorbeer bedacht.

Selbst renommierte Preise – und keinen zu Unrecht – hat es kassiert: 2001 den Förderpreis der Ernst-von-Siemens-Stiftung und 2004 den der sogenannten Landeshauptstadt Dresden. Da sind Verwaltungsbeamte einmal gut beraten gewesen, haben denen, die sich mit deutlichen Spuren ins Kulturleben zeichneten, adäquate Würdigung zukommen lassen. Denn mit Projekten wie Gerhard Stäblers „Changes“ (1999), mit szenisch gestalteten Kurzopern zu den Dresdner Tagen der zeitgenössischen Musik (2004), mit der Uraufführung von Chaya Czernowins „Pilgerfahrten“ (2006, gemeinsam mit einer so traditionsreichen Institution wie dem Dresdener Kreuzchor!) hat sich der Verein längst in die musikalische Stadtgeschichte eingeschrieben. Und auch weit darüber hinaus.

Dass letzteres Werk zur musica viva im Februar eine weitere Aufführungsgelegenheit findet, verdient gesondert Respekt. Doch schon zu den diesjährigen Dresdner Tagen der zeitgenössischen Musik setzt das Ensemble erneut wichtige Säulen ins Programm, spannt den Bogen von den heute um die Dreißigjährigen bis hin zu Iannis Xenakis.

Chance für junge
Komponistengeneration

Dank des ensemble courage hat die junge und jüngste Komponistengeneration eine wichtige Chance nicht nur der Aufführung schlechthin, sondern der wirklich kompetenten Beachtung und Verbreitung. Diese Chance kommt selbstredend auch den Interessenten neuer Musik qualitätsvoll zugute. Gerhard Stäbler, Michael Hirsch, Charlotte Seither, selbstredend auch Gründungsinitiator Benjamin Schweitzer zählen zu den bevorzugten Autoren. Aber auch „Exoten“ – Komponisten aus Finnland etwa oder in besonderer Weise das mittelasiatische Schaffen der Jüngeren – werden gründlich gesucht, behutsam entdeckt und profund umgesetzt.

Waren in den Anfangsjahren deutliche Startschwierigkeiten zu verzeichnen, so zählt das couragierte Ensemble spätestens seit dem Jahr 2000 zu den unverzichtbaren Mitwirkenden und Gestaltern der zeitgenössischen Szene. Neben den Gegebenheiten vor Ort – die Dresd-ner Tage der zeitgenössischen Musik, die von der Kulturstiftung der Dresdner Bank unterstützte Reihe „Global Ear“, Konzerten in so kunstsinnigen Institutionen wie der Baumwollspinnerei Leipzig und der Sächsischen Akademie der Künste – sind es zunehmend auch exklusive Auslandsgastspiele, bei denen sich das Ensemble seinen hervorragenden Ruf eingespielt hat. Natürlich gehören die Darmstädter Ferienkurse dazu, ebenso Festivals wie Time of Music im finnischen Viitasaari, das Festival im fernen Taschkent ...

Zur CD-Präsentation „Projekt 21“ wurde dem Ensemble bescheinigt, es sei ein Glücksfall im musikalischen Alttag nicht nur von Dresden und Darmstadt. Für das kommende Jahrzehnt seien viele weitere Auftrittsmöglichkeiten gewünscht.

Weitere Informationen unter ensemble-courage.de

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