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Neues Kursprogramm in Ochsenhausen

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Direktor Klaus K. Weigele im Gespräch mit der neuen musikzeitung
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neue musikzeitung: Vor uns liegt das neue Kursprogramm der Landesakademie für die musizierende Jugend in Baden-Württemberg. Unterscheidet es sich wesentlich von dem des vergangenen Jahres?

Klaus K. Weigele: Inhaltlich ja. Unser Lehrgangsprofil der vokalen und instrumentalen Kurse wie der Lehrerfortbildungen und musiktherapeutischen Kurse wurde um die Bereiche Meisterkurse und Multimediale Kurse erweitert. Wir gehen vor allem im multimedialen Bereich dabei ganz auf die Anforderungen und Wünsche unserer Kursteilnehmer ein und bieten Kurse zum Notenschreiben und Arrangieren mit dem PC sowie Kurse zur Internetrecherche an. Speziell dafür wird zur Zeit ein Multimediaraum eingerichtet.

: Ist der Bereich der Meisterkurse denn so neu? : Das Profil war auch schon im vergangenen Jahr vertreten. Doch die gezielte Beleuchtung dieses qualitativ so hoch angesiedelten Bereichs fehlte. Sehen Sie, durch das inhaltlich gegliederte Kursprogramm findet jeder rasch seine Interessengebiete oder anders ausgedrückt, die Gliederung spiegelt die stärkere Zielgruppenbezogenheit unserer Kursarbeit wider. : Haben Sie auch neue Akzente in der pädagogischen Arbeit einsetzt? : In der Kursarbeit 2004 schlägt sich unser Profil nieder, alles unter der Maßgabe, den Kursteilnehmern ein Höchstmaß an Qualität zu bieten. Mir erscheint es wichtig zu betonen, dass in der Kursarbeit immer eine Verbindung zur Lebenswelt der Teilnehmer hergestellt werden muss. Erst damit wird es möglich, die Bezugspunkte in der Arbeit zu setzen, die für die Umsetzung im Alltag von Bedeutung sind. : Wie sieht dies konkret aus? : Die Arbeit der Akademie ruht auf insgesamt drei Säulen. Zum einen ist es die fachliche Unterstützung der Probenarbeit bei einer Vielzahl von Laienmusikensembles während ihres Aufenthalts in der Landesakademie. Daneben führt die Landesakademie eine beachtliche Anzahl an Arbeitsphasen im Rahmen der Begabtenförderung durch. Die dritte Säule der Akademiearbeit stellt die Lehrerfortbildung und die Aus- und Weiterbildung von musikalischen Multiplikatoren dar. : Nun unterhält das Land Baden-Württemberg eigene Lehrerfortbildungsakademien wie die in Comburg. Tritt Ochsenhausen dazu in Konkurrenz? : Nein. Unsere Akademie deckt zwar mittlerweile den größten Teil der Musiklehrerfortbildung in Baden- Württemberg ab, unsere Seminare füllen einen separaten Flyer. Doch handelt es sich dabei um eine Ergänzung zum bestehenden staatlichen Angebot. Das Land zieht sich immer stärker aus dem Bereich der Fortbildung zurück und bietet nur noch für Multiplikatoren Seminare an. Wir fangen dies auf und gehen mit unseren Themen gezielt auf den Bedarf der Musiklehrkräfte ein. : Ihre Akademie trägt den Namenszusatz „für die musizierende Jugend“. Schlägt sich das auch im Lehrgangsangebot nieder? : Selbstverständlich. Schulen stellen unter der Woche den überwiegenden Teil unserer Belegung. Doch auch große Projekte wie das vor einigen Tagen aufgeführte Rockmusical „Junger Wilder Süden“ oder andere, auch internationale Projekte wie C.H.O.I.R. oder IRO sind nur für Jugendliche. : Was verbirgt sich hinter diesen Abkürzungen? : „Junger Wilder Süden“ ist ein Rockmusical, ein innovatives Projekt, das im Rahmen der 50-Jahrfeier des Bundeslandes Baden-Württemberg entwickelt wurde. Die Idee stammt von unserem Dozenten Klaus Brecht.

Diese Beispiele zeigen zugleich die neue Tendenz, die sich in unserer Kursarbeit niederschlägt: Gefragt sind Projekte, bei denen sich der Kursteilnehmer kreativ und gestalterisch einbringen kann. Nicht die Spezialisierung auf einen Stil, sondern stilistische Vielfalt prägen das Kursangebot, um möglichst vielen Personen Angebote für die musikalische Weiterbildung zu bieten. C.H.O.I.R., das internationale Chorfestival mit jungen Sänger/-innen aus Baden-Württemberg und seinen Partnerregionen, wird noch durch den Begegnungscharakter entscheidend geprägt.

Musikalische Begabtenförderung und internationale Jugendbegegnung treffen auf das Orchesterprojekt IRO, das Interregionale Jugendsinfoniefestival, ebenso zu. Dieses Jahr steht Till Eulenspiegel von Richard Strauss und damit ein Meilenstein der Musikgeschichte im Mittelpunkt.

: Alle bisher von Ihnen beschriebenen Projekte fallen in den praktischen Bereich. Zeichnet sich eine Akademie nicht auch durch die Weiterentwicklung theoretischer Grundlagen aus? : Sicherlich. Der Kongress „Interdisziplinäre Vernetzung“ vom 30.04. bis 02.05. deckt genau dies ab. Namhafte Experten diskutieren über Ansätze zur Vernetzung fachlicher Kompetenzen mit anderen Fachgebieten für den Bereich des Singens mit Kindern. Es freut uns, neben Professor Kurt Hofbauer und Professor Karl Adamek weitere Wissenschaftler zur Teilnahme gewonnen zu haben.

Das Thema Singen mit Kindern wird durch uns von allen Richtungen beleuchtet, neben dem sicherlich fundierten Kongress bieten wir zahlreiche Lehrerfortbildungen, Stimmbildungs- und Chorleitungskurse an. Unsere Expertin für diesen Bereich ist Friedehilde Trüün, die seit vergangenem Jahr bei uns als Dozentin tätig ist.

: Wie beurteilen Sie die Zukunft der Musikakademien Deutschlands?


: Angesichts leerer Kassen der öffentlichen Träger wird die wirtschaftliche Situation der Akademien zunehmend schwieriger. Die bisherigen Hauptträger unserer Akademien sind nicht mehr so tragfähig wie in den vergangenen Jahren.

Dennoch bin ich zuversichtlich, dass zielgerichtete Kursarbeit mit gut qualifiziertem Personal, innovativen Ideen und professionellem Marketing auch in Zukunft die Existenz sichern wird.

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