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Neues und neues Altes

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Veröffentlichung der Popindustrie im Mai
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Foo Fighters – Wasting Light *** V8 Wankers – Iron Crossroads *** Black Cat Zoot – Mutable Trans­former Act *** Synje Norland – To the other side *** Kingdome Come – Rendered Waters

Man konnte den Foo Fighters in den letzten Wochen kaum entkommen. Plakate in sämtlichen Kleinstädten, Werbebanner auf allen relevanten Internetseiten, eine vorab zu kaufende Single und das gängige Material der Kommerzmaschine. Die Jungs um Dave Grohl, einst Nirvana- Schlagzeuger, müssen sich ein wenig gefürchtet haben, ihr neues Album gehe im Bieber-Fieber unter. Dass das nicht passiert, dafür sorgte unter anderem Produzent Butch Vig, der Nirvana in den 90ern in melancholische Höhen mischte. „Wasting Light“ lautet der unspektakuläre Albumtitel und darunter sieht es nicht recht viel aufregender aus. Die Fighters zimmern eine Soundflucht, deren Kompression, Dichte und Ausweglosigkeit erdrückend einfach ist. Das ist legitim und der Sound der Band. Das Songwriting rangiert zwischen Betroffenheits-Rock und Empathie-Mainstream. Auch okay. Ein klassisches, lautes Foo-Fighters-Album, das wenig Wünsche übrig lässt, aber wenig Neues bietet. Hörhinweis: Dear Rosemary, These Days.

Sollten Sie schon längst vorgehabt haben, sich ein ordentliches Tatoo stechen zu lassen, darf man Ihnen alternativlos das neue Album „Iron Crossroads“ der V8 Wankers aus Offenbach als Begleitmusik empfehlen. Es ist bepackt mit schmutzigem Rock, jeder Menge Lebens- und Partylaune und verfolgt eine klare Linie: Unterhaltung, Mitbangen und Mitstampfen. Dabei benötigen die V8 Wankers nur die gängigen Hilfsmittel. Ein paar gesunde Rocksongs in der konservativen Besetzung und sämtliche Lautstärkeregler auf Anschlag. Macht riesigen Spaß. Hörhinweis: alles.

Black Cat Zoot aus München beherrschen das große Indie-Theater. Soll bedeuten: Kein Gitarrenriff ist zweimal zu hören, jede Melodie ist einzigartig und „Mutable Transformer Act“ klingt zwar vom Titel her sperrig, lotst aber durch ein ausgeklügeltes wie fesselloses Album, das zu keinem Zeitpunkt vom Gas geht. Man verschafft sich einen eigenen Anstrich von Pop, der mal swingen kann, der oft elektronisch unterbaut wird und von Lisa Millas Stimme wunderbar leichtsinnig zusammengehalten wird. Neue Erfahrungen sind möglich. Hörhinweis: Fuel, Sweet Dream.

Ist harte Metal-Musik noch zeitgemäß? Ja, wenn man sich eingehend mit Zoroaster und ihrem Album „Matador“ beschäftigt. Denn: Sie weichen ab vom Herkömmlichen. Arrangieren Songs nicht nach „ABC“-Schemata, sondern spielen eben, wie die Riffs fallen. Dazu gibt es ein wenig psychedelische Töne, ein paar Moog-Klänge, auch Bläser und einen unaufgeregten Sänger, der sich zurücknimmt und aufs Dauergekreische verzichtet. Das ergibt ein stimmiges, unlangweiliges Album, das seine Stärken ohne Zweifel in der Abwechslung hat. Hörhinweis: Black Hole, Ancient Ones.

Für das ZDF und die ARD hat Synje Norland bereits ein paar Soundtrack- Arbeiten abgeliefert. Erfolgreich. „To the other side“, ihr zweites Album, beweist, warum ihre Musik erfolgreich ist. Sie klingt schon mal nicht deutsch, sondern eigen, befreit und frei. Zwischen einer uneingeschränkten Art des Songwritings und einer Grundstimmung, die das Leben nicht erdrückt, aber auch nicht hochjubelt, hat sich Synje Norland ein Plätzchen gesucht. Sie bleibt dabei gerne akustisch, bietet aber zudem eine Art Folk an, die entflammend wirken kann. Pop mag das irgendwie sein. Aber nicht dieser plakative. Und bis man sich umdreht, sind die 14 Songs des Albums schon durch. War das alles? Hoffentlich nicht. Weiter machen. So und nicht anders. Hörhinweis: alles.

Kingdome Come, die US-Band unter der Flagge des deutschen Sängers und Gründers Lenny Wolf, verpasst sich mit „Rendered Waters“ einen neuen Anstrich. Heißt: Alte Songs werden in ein kontemporäres, fast neues Gewand gepackt. Musik, Musiker, Klänge und Aufnahmemöglichkeiten haben sich eben weiter entwickelt. Ein interessanter Versuch, der noch dazu teils unerwartete Stücke der Band neu aufbrüht. Warum nicht? Hörhinweis: alles.

Diskografie

  • Foo Fighters – Wasting Light (RCA Records, 08.04.2011)
  • V8 Wankers – Iron Crossroads (Steamhammer, 15.04.2011)
  • Black Cat Zoot – Mutable Trans­former Act (Hazelwood, 20.04.2011)
  • Synje Norland – To the other side (Norland Records, 21.04.2011)
  • Kingdome Come – Rendered Waters (Steamhammer, 25.03.2011)
     

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