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Nicht nur Mozart im Labor

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Das Mozartfest Würzburg und sein einzigartiger ThinkTank
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Seit sechs Jahren unterhält das Mozartfest Würzburg ein MozartLabor, das im Kloster Himmelspforten Workshops, Konzerte sowie Begegnungen zwischen Stars und Novizen, zwischen Publikum und Künstlern und zwischen Musik und Wissenschaft ermöglicht. Andreas Kolb wollte von Intendantin Evelyn Meining wissen, was dieses Jahr hinter den Klostermauern geprobt, gespielt und laboriert wird.

neue musikzeitung: Jörg Widmann, Toshio Hosokawa, Wolfgang Rihm, Aribert Reimann, Dieter Schnebel – das waren die Komponisten, die Sie in den vergangenen Jahren als Dozenten fürs Mozartlabor engagierten. Wie passt die koreanische Komponistin Unsuk Chin – die erste Frau übrigens – in diese illustre Reihe?

Evelyn Meining: Ihre Musik hat eine ausgeprägte Klangsinnlichkeit und sie lässt sich vom Übergang zwischen Traum und Wachen faszinieren. Damit passt sie ganz ausgezeichnet zum Thema des Festivals 2019. Das beschäftigt sich mit Mozart und der Romantik. Übrigens hat Unsuk Chin die „spielerische Ökonomie“ Mozarts in einem Statement für unser Festival als inspirierendes Vorbild genannt. Und wenn sie mit einem Kosmologen über Träume, Sterne und Sternenstaub reden möchte, dann gibt es in dieser Frau etwas staunend Suchendes, eine Neugierde, die ansteckt und die unser MozartLabor-Team ergänzt und bereichert.

nmz: Die „Porträt-Komponistin“ Chin, der Artist Etoile Julian Pregardien und der Hornvirtuose Radovan Vlatkovic sind alle nicht nur Künstler des Festivals, sondern auch Dozenten beim MozartLabor. Welche Aufgaben hat das Labor innerhalb des Mozartfestes?

Meining: Das MozartLabor ist das Herzstück des Festivals; ein Gravitationszentrum in der Auseinandersetzung mit dem Festivalthema. In Workshops, Diskussionsrunden, Gesprächskonzerten, Vorträgen geht es um mehr als um das Musizieren. Stipendiaten und prominente Dozenten aus Wissenschaft, Kunst und Management erkunden durch Musik die Wahrnehmungswelten aus Klang, Sprache, Bild und Digitalen Medien. Dabei geht es um einen fächerübergreifenden Austausch. Die Teilnehmer des MozartLabors lassen sich gegenseitig inspirieren, profitieren vom Know how der anderen.

nmz: Sie haben dieses Jahr erstmals eine Sektion „Innovative Konzertformate“ mit Folkert Uhde eingerichtet. Was versprechen Sie sich davon und was verstehen Sie als Intendantin unter innovativen Konzertformaten in Würzburg?

Meining: Die Frage, die uns Festivalmacher alle umtreibt, ist doch: Wie können wir mit klassischer Musik auch künftig Menschen erreichen? Potentielle Konzertgänger sind nicht mehr mit dieser Musik aufgewachsen, sondern mit Popmusik sozialisiert. Außerdem haben wir die Defizite im Musikunterricht. Mit Zauberworten wie Education oder Musikvermittlung soll gegengesteuert werden. Was ist das aber genau? Was kann das sein, konkret für das Mozartfest Würzburg? Wir haben uns mit unseren Angeboten geöffnet über die traditionellen Formate und Räume hinaus. Um ein paar Beispiele zu nennen: Klassik trifft auf Elektronik in einer angesagten Edeldisco der Stadt, die Leerguthalle vom Würzburger Hofbräu gehört genauso zu unseren Spielorten wie der Golfplatz. Gerade unter jungen Musikern gibt es eine überraschende Kreativität im Umgang mit Musik. Damit stecken sie ein neues Publikum für Konzerte an und können es für gute Musik gewinnen. Nachzudenken über frische Kombinationen von Musik, die Art der Darbietung, die Einbindung des Publikums und mögliche Räume, dafür gibt es die Sektion „Innovative Konzertformate“ innerhalb des MozartLabors.

nmz: Wie entwickeln sich Ihre Budgets? Sind Sie zufrieden mit der Wahrnehmung und Förderung durch die öffentliche Hand, oder setzen Sie verstärkt auf private Geldgeber?

Meining: Die Förderung durch den Freistaat Bayern wurde seit meinem Antritt in Würzburg innerhalb von nur fünf Jahren verfünffacht! Darüber sind wir sehr glücklich. Gemessen an anderen Festivals sind die Beträge immer noch überschaubar, aber im Zusammenspiel mit der jährlich wachsenden Förderung durch die Stadt Würzburg, dem Träger des Mozartfestes, stehen wir heute ungleich besser da als 2014. Den finanziellen Zuwachs investieren wir direkt ins künstlerische Programm und das wird sehr positiv wahrgenommen. Den größten Teil, etwa 40%, des jährlichen Gesamtbudgets erbringen unsere Besucher mit dem Kauf ihrer Konzertkarten. Die positive Resonanz des Festivals animiert zunehmend Sponsoren und Stiftungen, Teil des Festivalgeschehens zu werden. 

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