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Nordrhein-Westfalen

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Blick nach vorn - 25 Jahre Landesmusikrat NRW
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Auf sein 25-jähriges Bestehen konnte der LandesMusikRat NRW e.V. bei einer Festveranstaltung unter der Schirmherrschaft des Landtagspräsidenten Ulrich Schmidt MdL am 19. September im Düsseldorfer Ständehaus zurückblicken. Zu den zahlreichen Gratulanten gehörte auch Minister Dr. Michael Vesper. Den Blick nach vorne richteten der Präsident des Landesmusikrates, Prof. Dr. Werner Lohmann, und die Generalmusikdirektorin der Bergischen Symphoniker, Romely Pfund, als sie ihm das Positionspapier des LandesMusikRates „Zum Wohle unserer Kinder“ überreichten, das inhaltlich an die zuvor veranstaltete Tagung zur musikalischen Bildung im Kindesalter „Jenseits von PISA? Lernen mit Sinn(en) und Verstand“ anknüpfte. Vorgestellt wurde außerdem ein neu entwickeltes Sport-, Spiel- und Musikmobil, das Teil der Kooperation „Sport und Musik-Kulturen in Takt und Bewegung“ zwischen dem LandesMusikRat und dem LandesSportBund ist.

Offene Kategorie in offene Ohren
6. Landes-Orchesterwettbewerb NRW in Wuppertal

Viele Neuerungen gab es beim nordrhein-westfälischen Orchesterwettbewerb am 3./4. Oktober in Wuppertal: Zum einen wurde das Großereignis, das in den vorangegangenen Durchgängen immer dezentral veranstaltet worden war, für (fast) alle Kategorien an einem Wochenende in nur einer Stadt ausgetragen. Wuppertal bot hier mit der historischen Stadthalle, dem Forum Maximum im Theater Rex und einer Schulaula hervorragende Rahmenbedingungen. Des weiteren wurde erstmals auf die obligatorischen, für den Deutschen Orchesterwettbewerb geltenden (Wahl-)Pflichtstücke verzichtet.

Ferner beinhaltete der Wettbewerb eine ganz neue Sparte, nämlich die für die Ensembles der „Offenen“ Kategorie. Dementsprechend gespannt war man auf die musikalischen Darbietungen der sieben beteiligten Orchester. Die Bandbreite reichte von der Renaissance (Gabrieli-Ensemble Emsdetten) bis zum Pop dieser Tage (Electric Sound Orchestra, Geldern), was die Juroren und Teilnehmerjuroren vor eine schwierige Aufgabe des Leistungsvergleichs und der Bewertung stellte. Ganz weit offene Ohren waren hier gefordert. Am Ende stand dann auch ein sehr ungewöhnliches Orchester als Sieger und nordrhein-westfälischer Vertreter beim Deutschen Orchesterwettbewerb 2004 in Osnabrück fest: Das BÄNG BÄNG Steel Drum Orchestra Dortmund wird seine gestimmten Ölfässer zum Teutoburger Wald rollen und dort für karibische Stimmung sorgen. Eventuell entspricht dieses Ensemble nicht exakt dem Bild, das der Hauptausschuss des Deutschen Orchesterwettbewerbs im Sinn hatte, als er die neue Kategorie erfand, doch die Teilnahmebedingungen werden erfüllt, die Musik ist gut und so steht der Teilnahme nichts im Wege. Insgesamt beteiligte sich am 6. Landes-Orchesterwettbewerb NRW eine Rekordzahl von 72 Orchestern. Die hierin enthaltenen fünf Sinfonieorchester (Kategorie A1/A2) nahmen dabei insofern eine Sonderstellung ein, als dass hierfür als weitere Neuerung eine „Reisejury“ eingesetzt wurde, die die Orchester vor Ort besuchte und bewertete. Das Siegerorchester dieser Kategorie, der Orchesterverein Solingen unter der Leitung von Michael Forster, eröffnete auch das erste von zwei glanzvollen Abschlusskonzerten im großen Saal der Wuppertaler Stadthalle. Beim zweiten Konzert brachte dann – nach hervorragenden Beiträgen so unterschiedlicher Ensembles wie etwa des Orchestervereins Hilgen und der Big Band „Big Stuff“ aus Wipperfürth – das besagte Steel Drum Orchester mit Calypso-Klängen den Saal spontan zum Tanzen.

Schon Tradition in NRW ist die Kategorie der „Kinderorchester“. Diese wird nur hier ausgetragen, was sich wohl schon herumgesprochen hat, denn die Juryvorsitzende Anke Haun konnte auch ein Gastorchester aus Thalheim in Hessen begrüßen. Die jüngsten der jungen Musikerinnen und Musiker zeigten, was an Potenzial vorhanden ist. Die Jury und die (Kinder-)Teilnehmerjury waren sich einig über die Sieger: Das junge Streichorchester der Westfälischen Schule für Musik in Münster. Dass diesem Orchester trotz Spitzenbewertung nicht die Teilnahme am Deutschen Orchesterwettbewerb winkt, ist schade. Nicht nur für das Orchester, sondern für die Laienmusik in Deutschland insgesamt. Es ist also zu hoffen, dass die Verantwortlichen beim Deutschen Orchesterwettbewerb nicht nur für Steel Drums, sondern ab dem 7. Orchesterwettbewerb auch für Kinderorchester offene Ohren haben werden. Dann müssen die Hessen auch nicht so weit reisen!
Michael Bender

Initiative zur musikalischen Breitenbildung
Düsseldorf, September 2003

Zum Wohle unserer Kinder
Weil

  • die neueren Entwicklungs- und Hirnforschungen bestätigen, dass die intensive Beschäftigung mit der Musik die Entwicklung des Kindes schon im frühkindlichen Alter nachhaltig positiv beeinflusst,
  • in einer sechsjährigen Langzeitstudie an Grundschulen in Berlin sich gezeigt hat, dass es bei Schülerinnen und Schülern mit verstärktem Musikunterricht und regelmäßigem Instrumentalspiel zu einem deutlichen Kompetenzgewinn auch im außermusikalischen Bereich gekommen ist und auch sozial benachteiligte oder in ihrer geistigen Entwicklung weniger geförderte Kinder von einer erweiterten Musikerziehung erkennbar profitierten,
  • Bildung auf den gesamten Menschen, also auch seine künstlerischen Fähigkeiten und die damit verbundenen kulturellen Werte zielt, deshalb
  • müssen wir die Musik in ihrer Vielfalt wieder zurückholen in die Entwicklungs- und Lebensbereiche unserer Kinder, damit
  • Eltern erfahren und erleben können, wie Musik ihr Kind bereits von Anfang an in seiner Entwicklung fördern und prägen kann,
  • jedes Kind den eigenen Umgang mit Musik in Kindergärten und anderen vorschulischen Einrichtungen als selbstverständlichen und gestaltenden Bestandteil seines Lebens erfahren kann,
  • jedes Kind in der Grundschule qualifizierten regelmäßigen Musikunterricht und vertiefende Angebote (Singen, Instrumentalspiel, Bewegung) erhält und dadurch positive Erfahrungen im Umgang mit Musik machen kann.

Dieses anspruchsvolle und wichtige Bildungsziel zum Wohle unserer Kinder ist erreichbar, wenn

  • die Träger von Eltern-Kind-Kursen Angebote musikalischer Frühförderungen in ihre pädagogischen Konzepte einbeziehen beziehungsweise verstärken,
  • in den Kindergärten und Kindertagesstätten Musizieren, Singen und Bewegung selbstverständlich zum regulären Tagesablauf gehören,
  • in der Grundschule in dem alltäglichen Unterricht Musizieren, Singen und Bewegung zum schulischen Alltag gehören,
  • im Rahmen der Öffnung von Schulen Kooperationspartner (zum Beispiel Musikschulen, Musikvereine, Künstler/-innen, Kirchen und freie Träger) verstärkt Musik in den Lebensalltag der Schulen bringen und Verbindungen zum kulturellen Umfeld schaffen, wenn dazu
  • die Aus- und Fortbildungsstätten für Erzieherinnen und Erzieher sowie Lehrerinnen und Lehrer die musikalische Breitenförderung als eine ihrer Kernaufgaben anerkennen und in ihre Aus- und Fortbildungskonzepte einbeziehen,
  • die für Kinder und Jugend, Schule und Hochschule zuständigen „Öffentlichen Hände“ in Land und Kommunen diesen Prozess der musikalischen Breitenbildung unterstützen,
  • Fördervereine, Stiftungen, Sponsoren et cetera zu Förderungen gewonnen werden.
    Eine erfolgreiche Umsetzung dieser Initiative ist sofort möglich. Strukturen und Ressourcen sind vorhanden. Sie müssten zum Wohle unserer Kinder effizienter ausgeschöpft und ausgebaut werden.

Der Landesmusikrat NRW, seine Mitglieder und Kooperationspartner sind bereit, öffentliche und private Träger bei der Umsetzung zu beraten.

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