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Noten-Tipps 2016/12

Untertitel
Adolf Busch / Ernest Chausson
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Adolf Busch (1891-1952): Divertimento für Klarinette, Oboe und Englischhorn op. 62b (1944) +++ Adolf Busch: Fünf Kanons im Einklang für drei Instrumente (1949) +++ Ernest Chausson (1855–1899): Klaviertrio g-moll Opus 3. Herausgegeben von Peter Jost

Adolf Busch (1891-1952): Divertimento für Klarinette, Oboe  und Englischhorn op. 62b (1944),  Partitur und Stimmen,  KM 2309.  /// Adolf Busch: Fünf Kanons im Einklang für drei Instrumente (1949), Spielpartitur in B und C, KM 2310. Beides herausgegeben von Bettina Beigelbeck. Breitkopf & Härtel (2016). ISMN 979-0-004-18526-1, -50346-1

Legendär der Violinsolist, legendär das Busch-Quartett mit ihm als lebenslangem Stimmführer, und legendär, von ihm 1935 begründet, The Busch Chamber Players, erfolgreich durch Europa und Amerika tourend.  Als Komponist fand der in Siegen geborene Adolf Busch erst in jüngster Zeit Beachtung. 1933 hat er, ebenso wie sein wenig älterer Bruder, der Operndirigent Fritz Busch, Deutschland verlassen. Als sein Vermächtnis mag die 1950 von ihm ins Leben gerufene Marlbory Summer School in Vermont gelten, die sich bis heue beispielhaft der Kammermusik mit Kursen für Musiker und Laienspieler widmet. Dass er an dem  Zusammenklang von Klarinette, Oboe und Englischhorn seinen besonderen Spaß hatte, zeigen die drei mehr oder weniger kurzen Sätze des Divertimento: eine humorige spritzige Freundschaft-Komposition, die eine gehörige Akkuratesse verlangt. – Die fünf Kanons ohne Opus-Zahl für beliebige drei Instrumente, eine Weihnachtsgabe für seine liebe Hedwig, waren für den Haus- und Familiengebrauch bestimmt. Jeder Kanon von andersartigem Charakter, anderer Tonart, eigener Taktart, von dolce bis Presto. Aus diesen Aphorismen spricht ein wenig der Schalk; nach kanonischem Start, beliebigen Repeats des Mittelteils und kanonischer Auflösung finden sich alle drei Stimmen gemeinsam auf dem vorgegebenen Schlussakkord.

Ernest Chausson (1855–1899): Klaviertrio g-moll Opus 3. Herausgegeben von Peter Jost. Fingersatz der Klavierstimme von Klaus Schilde. Urtext Henle HN 1277, ISMN 979-0-2018-1277-9

Ziemlich spät entschied sich der ausgebildete junge Jurist für Musik. Jules Massenet und César Franck haben ihm das Komponieren beigebracht. Richard Wagners Musik faszinierte ihn ganz besonders. Doch bei seiner Bewerbung um den renommierten Prix de Rome mit einem Chorwerk fiel er durch. Worauf er trotzig das Pariser Conservatoire verließ und sich lieber von César Franck und anderen Komponisten der Société national de musique kollegial weiterberaten ließ. Dennoch konnte er mit seinem Frühwerk , dem Klaviertrio op. 3 des Jahres 1881, im Gegensatz zu seinen späteren Instrumentalwerken, noch nicht landen, – zu schwer, zu lang, über 32 Minuten Spielzeit, formell zu undurchsichtig, das waren die Argumente. Der Herausgeber, der Musikwissenschaftler Peter Jost, schildert in seinem Begleittext neben ausführlichen Editionskommentaren Chaussons langwierigen Weg der Selbstfindung zwischen Annahme kollegialer Empfehlung zur Nachverbesserung und deren eigensinniger Ablehnung. Schließlich resignierte der Komponist untröstlich, weil „sein schönes Werk“ von Schott frères Brüssel abgelehnt worden war. Erst vier Jahrzehnte später, postum bei einem Pariser Verleger veröffentlicht, endete für das überaus anspruchsvolle Opus 3 das Schattendasein, fand allmählich Eingang in das Repertoire führender Klaviertrios. So zum Beispiel, 100 Jahre nach seiner Entstehung, beim Beaux Arts Trio (Label Philips). Profi-Musiker, die die französische Musik des ausgehenden 19. Jahrhunderts besonders schätzen, wissen sich deshalb dem Henle-Verlag für die großzügig aufgelegte Urtextausgabe dankbar verbunden.

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