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Notentipps 2013/10

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Johannes Brahms (1833 – 1897): Trio für Violine, Violoncello und Klavier, Opus 101. Urtext von Christopher Hogwood. +++ Joseph Bengraf (1745 – 1791): Streichquartett Nr. 1 A-Dur, Nr. 2 D-Dur, Nr. 5 F-Dur. Partitur und Stimmen. +++ Leopold Hofmann (1738 – 1793): Divertimento in D für Flöte, Violine, Viola und Violoncello (Basso). Erstdruck, herausgegeben von Peter Erhart.

Johannes Brahms (1833 – 1897): Trio für Violine, Violoncello und Klavier, Opus 101. Urtext von Christopher Hogwood. Bärenreiter (2013) BA 9437, ISMN 979-0-006-54111-9

„Ein Werk von reifster Schönheit und blühender Anmuth“, urteilt die Pester Zeitung nach der ersten Präsentation am 20. Dezember 1886 in Budapest. Klar, dass auch Brahms‘ 3. Klaviertrio, im Höhepunkt seines Schaffens im Sommer 1886 am Thunersee geschrieben, nach der Erstveröffentlichung 1887 bei Simrock in Hamburg frühestmöglich bei weiteren Musikverlagen nachgedruckt wurde. Jetzt hat der englische Musikforscher Chris­topher Hogwood, Verfechter und Experte für historische Aufführungspraxis, im Verlag Bärenreiter diese neue Urtextausgabe herausgebracht, die sich auf das Autograph und jenen Erstdruck stützt. Sie bietet bei dieser Gelegenheit ein klareres Schriftbild im erweiterten Notenformat (38,5 x 25,5 cm). Im Einführungstext (Englisch und Deutsch) verfolgt man eine lebendige Werkgeschichte, die Entstehung, die ersten Reaktionen, etwa Tschaikowskys spontanes Urteil „aber ich mag es nicht“. Noch wertvoller werden Hogwoods ausführliche Interpretationshinweise durch die ergänzend im vollen Wortlaut beigegebenen authentisch wirkenden Erinnerungen von Clara Schumanns und Brahms‘ Schülerin Fanny Davies über Brahms‘ Klavierspiel und Musizierstil.

Joseph Bengraf (1745 – 1791): Streichquartett Nr. 1 A-Dur, Nr. 2 D-Dur, Nr. 5 F-Dur. Partitur und Stimmen. Ed. Dohr 113314, 11315, 11318

Auf der Titelseite prunkt ein zeitgenössischer Stich von Ofen und Pest. Dort hat der in Neustadt a. d. Saale  (Bayern) geborene Bengraf, musikalisch vom Vater ausgebildet, wohl schon bald seinen Lebens- und Wirkungsort gefunden, nämlich in kirchenmusikalischen Diensten, wovon die große Zahl der hinterlassenen geistlichen Werke sprechen.

Dokumente über Bengraf sind rar, doch für die ungarische Musikpraxis, besonders im kirchlichen Raum, spielte er zweifelsohne eine verantwortliche und markante Rolle; ihn als deutschen Kleinmeister der jungen Klassik abzutun, erscheint nicht gerecht.

Überraschenderweise fanden sich unter den wenigen instrumentalen Werken auch sechs Streichquartette in Stimmsätzen, aus denen die vorliegenden Ausgaben resultieren. Diese sind lesefreundlich und hinsichtlich Artikulation und Phrasierung gut präpariert. Die dreisätzig (Langsam – Menuett – Schnell) gestalteten drei Quartette (auch die weiteren drei sind bei Dohr angekündigt) sehen nach Gelegenheitsaufträgen aus; sie sind dem Können von Laienmusikanten angemessen und dafür lohnend.

Leopold Hofmann (1738 – 1793): Divertimento in D für Flöte, Violine, Viola und Violoncello (Basso). Erstdruck, herausgegeben von Peter Erhart. Doblinger DM 1429, ISMN 979-0-012-19914-4

Für den wenig älteren Joseph Haydn war er offensichtlich ein ungeliebter Konkurrent. Dennoch galt dieser Leopold Hofmann seinerzeit als ein „Mann von hoher Reputation“. Heute ist er ganz vergessen.
Nun macht dieser Erstdruck nach den in österreichischen Musiksammlungen aufgefundenen Manuskripten erneut auf ihn aufmerksam. Dieses relativ einfach gehaltene Divertimento, um 1766 in Wien entstanden, ist der damals beliebten Besetzung gewidmet, für die ein bis zwei Jahrzehnte später auch W. A. Mozart seine freilich etwas anspruchsvolleren Flötenquartetten (KV 285 und KV 298) schrieb.

Als vielseitiger Musiker und Komponist verbrachte Hofmann die meis­te Zeit seines Lebens in kirchlichen Diensten in Wien und hinterließ zahlreiche geistliche Werke, Sinfonien und Konzerte. Stilistisch ist er im Übergang zwischen Spätbarock und Frühklassik anzusiedeln.
In diesen vier melodiösen Sätzen hat meist die Flöte die konzertante Führung, sekundiert von den beiden hohen Streichern, während das Cello bescheiden die Stütze des „Basso“ beisteuert. Für die Spielpraxis der Phrasierung und Artikulation hilft die vom Herausgeber ergänzte Auszeichnung.

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