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Jetzt steht erstmal die Sanierung an: Staatsoper Unter den Linden. Foto: BildTeam Berlin
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Opéra Berlin? In der unendlichen Diskussion um die Hauptstadt-Opern tut langfristige Planung Not

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Als in den siebziger Jahren in Frankfurt einmal eine Operndiskussion hochkochte, formulierte der damalige Kulturdezernent Hilmar Hoffmann in seiner bekannt pointierenden Art den schönen Satz: „Wenn man Oper will, kann man sie auch finanzieren.“ Diesen Satz möchte man auch allen Berliner Operngewaltigen einschließlich Kulturpolitik und Finanzsenator ins Stammbuch schreiben. [Vorabveröffentlichung aus nmz 3/09]

Gerade hat man in der Hauptstadt wieder einmal heftig über die Berliner Opernsituation diskutiert und gestritten. Fazit: alle drei Opernhäuser müssen erhalten bleiben, die Tradition der Häuser, ihre gewachsenen Strukturen, auch in der Publikumszuneigung, sind schützenswert.

Störenfried im allgemeinen Palaver war, auch wieder einmal, Gerard Mortier, der sein Pariser Modell anpries, das kurz gesagt bedeuten würde: Die Deutsche Oper wird zur Opéra Bastille, die Lindenoper zum Palais Garnier, beide unter dem Dach einer Generalintendanz, mit einem entsprechend stark besetzten Orchester sowie dito: einem Chor. In die Operneinheit könnte dann auch wieder ein hauseigenes Ballett integriert werden, mit großen Auftrittsmöglichkeiten in beiden Theatern. Mortiers Ideen stoßen sich natürlich hart im Raum mit dem berlinischen Beharrungsvermögen. Dies stehe langfristig einer sowohl ökonomisch wie künstlerisch tragfähigen Dauerlösung für Berlins Opernleben im Wege.

Selbstverständlich kann eine solche Neugestaltung der Opernstruktur nicht kurzfristig realisiert werden. Ein 10-Jahresplan müsste es schon sein, um aus zwei Opernorchestern eines zu formen, aus zwei Chören einen. Für alles, was Verwaltung, Werkstätten und sonstige Logistik heißt, gilt Ähnliches.

Dass für eine solche Neuordnung viel Überzeugungsarbeit bei allen Betroffenen geleistet werden muss, liegt auf der Hand. Deshalb ist eine längerfristige, auch „psychologische“, Vorarbeit notwendig. Mit den sattsam bekannten Berliner Sentimentalitäten, die auch wieder bei der Diskussion anklangen (wieso soll eine vernünftige, künstlerisch effektive Lösung à la Mortier die „Seele der Stadt verletzen?). Entscheidend würde bei allem sein, für die Position des Generalintendanten die richtige Persönlichkeit zu finden. Es kann auch nicht sein, dass im Hintergrund immer wieder der Name Barenboim als Hindernis auftaucht: Barenboim möchte sich allmählich aus der Opernarbeit verabschieden, wie es heißt.

Das wäre dann doch wenigstens ein erster Schritt in die Zukunft. In dieser Zukunft müsste auch mehr für die Zukunft getan werden: Neue Formen für ein adäquates Musiktheater, das mit allen zur Verfügung stehenden Materialien und Ästhetiken operiert, könnten auf einer Experimentierbühne installiert werden, ähnlich dem Forum Neues Musiktheater in Stuttgart, das nach Klaus Zeheleins Weggang leider aufgelöst worden ist. Ignorante Politiker sitzen nicht nur in Berlin. Dass zu der neuen „Groß-Oper“ auch eine entsprechende Neuorganisation der Rechtsträgerschaft inklusive Finanzierung gehören muss, bedarf keiner Erwähnung. In zehn Jahren könnte man viele gute Ideen entwickeln.

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