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Die internationalen Solisten sind dem neuen Orchester treu geblieben – sofern man einem noch nicht existierenden Klangkörper treu sein kann: Zum Beispiel Patricia Kopatchinskaja (unser Foto). Foto: SWR/Marco Borggreve
Die internationalen Solisten sind dem neuen Orchester treu geblieben – sofern man einem noch nicht existierenden Klangkörper treu sein kann: Zum Beispiel Patricia Kopatchinskaja (unser Foto). Foto: SWR/Marco Borggreve
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Phönix aus dem Sparstrumpf

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Das SWR Symphonieorchester stellt seine erste Spielzeit vor
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Am 22. September gibt das SWR Symphonieorchester sein erstes Konzert mit Werken von Kaija Saariaho, Gustav Mahler, Peter Eötvös und Béla Bartok – in Stuttgart, dem Standort des Klangkörpers. SWR Symphonieorchester, der Name geht einem leicht über die Lippen, obwohl er neu und ungewohnt ist. Hinter dem Signet verbirgt sich tatsächlich etwas Neues: ein Orchester, das aus der Fusion der SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg und dem Radiosinfonieorchester Stuttgart entstanden ist und für das der 22. September tatsächlich so etwas wie die Stunde Null ist. Seine erste Spielzeit bestreitet das SWR Symphonieorchester noch mit einem komfortablen Personalstand von 175 Musikern. Das Ziel ist ein Personalstand von 119 Musikern bis in fünf Jahren.

Was das neue SWR Symphonieorchester im Jahr 2021 im Wettbewerb der großen Player darstellen wird, welches Profil es bis dahin besitzt, wo es seine Heimat gefunden hat und vor allem auch welchen Chefdirigenten, das bleibt abzuwarten. Zu den Fakten der kommenden Saison: 91 Orchesterkonzerte, 15 Kammerkonzerte, 13 Uraufführungen, 175 Musiker, 24 Dirigenten und 33 Solisten und kein Chefdirigent machen die Vielfalt des neuen Ensembles aus. Hauptspielorte sind Stuttgart, Freiburg und Mannheim, aber auch eine große Spanien- sowie eine Nordeuropa- und England-Tournee sind schon fix. Neben fünf großen deutschen Konzerthäusern kommt man auch seinen Verpflichtungen im Sendegebiet nach mit Aufführungen in insgesamt zwölf Städten.

Die künstlerisch-musikalische Ausrichtung des SWR Symphonieorches-ters ist weiterhin an der zeitgenössischen Musik orientiert. Das Orchester hat in seiner 1. Saison 13 Uraufführungen im Programm, die meisten davon bei den Donaueschinger Musiktagen, die vom SWR Symphonieorchester in der Nachfolge des SWR Sinfonieorchesters Baden-Baden und Freiburg jeweils mit einem Eröffnungs- und auch mit einem Abschlusskonzert bespielt werden. Weiter ist man mit Uraufführungen beim Heidelberger Frühling zu Gast, bei den Acht Brücken Köln und bei der Konzertreihe SWR Jetztmusik, die die Reihe attacca ablösen wird. Das stilistische Spektrum der aufgeführten lebenden Komponisten ist breit: Es finden sich Namen wie Unsuk Chin, Samir Odeh Tamimi, Hans Zender, Wolfgang Rihm, Mark Andre, Georg Friedrich Haas, Marco Stroppa, Klaus Schedl, Frank Bedrossian, John Adam und Klaus Ospald. Man öffnet sich aber auch Grenzgängern wie dem amerikanischen Pianisten und Komponisten Uri Caine.

Mit dem Engagement von Gastdirigenten wie Philippe Herreweghe und Konrad Junghänel will man auch der historisch informierten Aufführungspraxis treu bleiben, wie sie vom Stuttgarter Radiosinfonieorchester gepflegt wurde. Die Liste der Dirigenten ist beeindruckend, angefangen bei Peter Eötvös über Hans-Christoph Rademann, Christoph Eschenbach, David Zinman, Peter Rundel, David Afkham, Ingo Metzmacher, Cornelius Meister und anderen. Sie zeigt, dass große Künstler Vertrauen ins SWR Symphonieorchester setzen. Das ist auch gut so, denn das neu fusionierte Orchester steht für ein großes musikalisches Erbe.

Mit Beginn der neuen Saison vereint der SWR den zentralen Teil seines Klassikengagements unter der Dachmarke SWR Classic mit ihren acht Marken: SWR Symphonieorchester, SWR Vokal-ensemble, SWR Big Band, SWR Experimentalstudio, SWR Donaueschinger Musiktage, SWR Schwetzinger Festspiele, SWR-Musikvermittlung und dem Online Portal SWRClassic.de

Dass eine Fusion nicht unbedingt weniger heißen muss, sondern auch mehr bedeuten kann, zeigt sich im ausgeweiteten Vermittlungsprogramm, wo derzeit noch die Projekte beider Orches
ter weitergeführt werden.

Nachklänge

Während die Marketingaktivitäten mit dem Slogan „Die Erste Saison“ gebrandet sind, feiert der SWR in diesen Tagen das 70-jährige Jubiläum seiner ehemaligen Orchester sowohl im linearen Programm als auch live. Das Radiosinfonieorchester Stuttgart und das Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg sind fast gleich alt. Im Rahmen der Neuorganisation der deutschen Radiolandschaft nach dem Krieg wurden beide Orchester 1946 gegründet. Vom 5. bis 8. Mai 2016  findet zum Abschied im Freiburger Konzerthaus noch das Festival „70 Jahre SWR Sinfonieorchester“ statt.

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