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Phono-Graphie

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Da tobt die Revolution – oder keimt ernsthaft eine späte Erkenntnis? „Musikwirtschaft und gesellschaftliches Engagement“ ist die Unterzeile eines herausfordernd kulturpolitischen Artikels in der nmz Jahrgang 1993 – und die Headline des Intros zum Jahrbuch der Phonographischen Wirtschaft 2006. Verantwortlich gezeichnet vom neuen Vorsitzenden des Bundesverbandes, Michael Haentjes und vom marktunwetter-gestählten Geschäftsführer Peter Zombik. Es werden dort erstaunliche Festlegungen getroffen: Die deutsche Phonowirtschaft ist eigentlich schon länger – bekennend ab sofort – kulturell, sozial, ökologisch und politisch engagiert.

Man verortet sich offenkundig gesellschaftlich, übernimmt Verantwortung für musikalische Breitenbildung, Nachwuchsförderung und für ein kulturnahes Urheberrecht. Welche Töne aus einem schlingernden Schiff, das noch zur Thomas-M.-Stein-Zeit überwiegend nach Versace- samt Bacardi-Cola-Dunst duftete. Mit dem wenig später ein Club der kalten Rechner auf der Kommando-Brücke etliche Millionen beim fantasielosen Kampf gegen die Schulhof-Kopier-Piraten versenkte. Das dann beim Aufbau einer gemeinsamen Download-Plattform jämmerlich zerschellte. Aus dem als lautestes Geräusch immer noch der „Echo“ – ein eitles Preis-Gestrüpp, ausgedealt zwischen den später gepriesenen Labels – mühsam erschallt. Welche Töne zu einem Zeitpunkt, da mit Hartmut Spiesecke der bis dato musischste und offensichtlich intelligenteste Lotse des alten Panzerkreuzers „BV Phono“ leider von Bord geht. Aber vielleicht gründet dieser neue Stand- und Ausgangspunkt ja auch noch mit auf Spieseckes langjähriger, mühsamer, qualitätvoller Arbeit.

Etwas im Schatten sonstiger greller Selbstvermarktungs-Aktivitäten entstand da in Kooperation mit der GEMA und dem Deutschen Kulturrat ein ziemlich gescheites Heft samt CD zum Thema „Geistiges Eigentum“ als Unterrichtsmaterial (beim Mainzer Schott-Verlag). Auf spektakuläre Schüler-Kriminalisierung à la „Copy kills music“ verzichtete man zugunsten sachlicher Information. Und ein paar harte Jahre auf dem Buckel – die sich freilich in fruchtbarer Erfahrung auszahlen – hat auch schon die „School-Tour“ der verbandseigenen Phono-Akademie. Anders als beim leicht kommerziell müffelnden Pop-Ausscheid des Deutschen Musikrates namens „School-Jam“ – hier werden Fertigprodukte aus dem Schülerband-Reservoir in recht schlichter Hitparaden-Manier abgegrast und im Profit-Center der Frankfurter Musikmesse exhibitioniert – geht es bei der School-Tour um eine qualitätvolle, zeitgemäße Form der Musikpädagogik (siehe auch Seite 40). Ein Team authentischer Realisatoren trägt für jeweils eine Woche komplette CD-Produktions-Kompetenz direkt in Schulklassen, erzeugt kreative Kraftfelder, vermittelt technisches, musikalisches und wirtschaftliches Wissen und liefert ganz nebenbei die Erkenntnis, wie viel Leistung hinter der Aufnahme eines jeden eingespielten Titels steckt.

Wenn das den neuen Selbstdarstellungs-Stil des BV Phono repräsentiert: Herzlich Willkommen im Kreis der glaubwürdigen Musikvermittler!

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