Hauptbild
Stefanie Grude, Leiterin Sponsoring des Rheingau Musik Festivals (siehe Foto links: Martin Hufner)
Stefanie Grude, Leiterin Sponsoring des Rheingau Musik Festivals (siehe Foto links: Martin Hufner)
Banner Full-Size

Positionen, Statements, Streit und klare Worte II

Untertitel
Gäste im nmzMedia-Studio auf der Frankfurter Musikmesse II
Publikationsdatum
Body

Sehen Sie dazu die kompletten Videos unter www.nmz.de

Stefanie Grude,
Leiterin Sponsoring des Rheingau Musik Festivals

Sponsoring beim Rheingau Musik Festival
Ein Geheimrezept für das Sponsoring kann man schwer benennen. Ganz wichtig ist es, dass man eine persönliche Bindung zu den Entscheidern in den Unternehmen wachsen lässt, damit sich diese mit der Idee „Rheingau Musik Festival“ identifizieren. Wichtig ist auch, dass man sie teilhaben lässt an unserer Arbeit. Das geht nur über den persönlichen Kontakt. Außerdem stellen wir eine Plattform für die Sponsoren untereinander her.

Sponsoring in Zeiten der Krise
Für das Festival 2009 hat sich das Sponsoring besser entwickelt als erwartet. Natürlich haben wir einige Absagen bekommen, aber es erschließen sich gleichzeitig wieder ganz neue Branchen. Auch wenn die Bankenwelt im Moment sehr erschüttert ist, halten uns viele Sponsoren dennoch die Treue. Zahlreiche Verträge sind noch im letzten Jahr unterzeichnet worden. Und diese Verträge werden jetzt nicht abgesagt. Eine Ursache dafür ist sicher die enge Bindung der Sponsoren an das Festival, eine persönliche Verpflichtung dem Festival, aber auch der Kultur gegenüber. Außerdem besinnen sich gerade jetzt viele Unternehmen auf die Kultur zurück. Man zeigt damit gesellschaftliche Verantwortung. Und das ist ein Thema, das für Unternehmen gerade auch in Zeiten der Krise wichtig ist.

Mitbestimmung der Sponsoren?
Die Sponsoren entwickeln zunehmend eine Sensibilität dafür, dass die Qualität und die Auswahl der Künstler und Programme von uns entschieden wird. Sie akzeptieren das voll und ganz. Es kommt sehr selten vor, dass jemand sagt: „Ich hätte gerne dieses Orchester oder jenen Solisten, sonst mache ich das nicht.“ Mittlerweile ist durch die Etablierung der Marke „Rheingau Musik Festival“ das Vertrauen der Sponsoren einfach da.

Klaus Doldinger,
Komponist und Musiker

Hungriger Jazzmusiker – guter Jazzmusiker?
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass gewisse Unsicherheiten, Verunsicherungen, Verärgerungen durchaus positive Akzente setzen können.

Der Blues kommt ja nicht von ungefähr, der kommt von Empfindung, das kann nicht Wohlstand und Versorgungssicherheit sein. Ich habe den Weg des Freiberuflers gewählt, der sich von einem Event zum anderen hangelt, Konzerte spielt, in Nightclubs oder in der Clubszene lebt. Dieses hat sich für mich auch künstlerisch bewährt: Was ich mir als Komponist erarbeitet habe, das stieß zunächst mal, bis zum heutigen Tag übrigens bei einigen Kritikern auf Ablehnung.

Es ist ein Verstoß gegen die Gebote des Jazz. Ein Jazzer muss arm sein, er darf nicht erfolgreich sein. Ich finde jedoch: Jede Erfahrung, die man über den Jazz hinaus machen kann, ist eine gute Erfahrung. Das eine schließt das andere nicht aus.

Arbeitsmarkt Jazz
Ich habe klassisch Klavier und Klarinette am Robert Schumann Konservatorium in Düsseldorf studiert und meinen „Master“ sozusagen im Jazzclub gemacht. Acht Stunden jede Nacht, mit fähigen Kollegen das Repertoire erlernen. Und viel spielen, das kann ich nur jedem empfehlen. Das System, wie das heute ist, ist zu begrüßen, für die Nachwuchserziehung in Form von Studiengängen und Seminaren; es ist auch sehr angenehm für die Kolleginnen und Kollegen, die als Dozenten ihr Auskommen finden. Man müsste sich aber von Seiten des Staates und der Länder, die das ja zum größten Teil finanzieren, noch mehr Gedanken machen, was hinterher mit diesen Absolventen, wenn sie dann absolviert haben, geschehen soll.

Moritz Eggert
Komponist

Jede Zeit hat ihre künstlerischen und kulturpolitischen Probleme, an denen man als Künstler aktiv teilhaben muss. Künstlerisch gesehen geschieht heute sehr viel, da fehlt es nicht. Gerade befindet sich die Neue Musik in einer heiklen Situation, was ihre Rahmenbedingungen betrifft. Wenn bestimmte Weichen jetzt nicht richtig gestellt werden, kann es sein, dass es die Neue-Musik-Szene so nicht mehr geben wird. Man kann schweigen und vor sich hinkomponieren. Ich will retten, bewahren, gleichzeitig die Veränderung mitgestalten.

[Zum Thema GEMA vs. YouTube:] In der Presse wird der Sachverhalt gerne so dargestellt, dass die GEMA der gierige Moloch ist, der YouTube ausnehmen will; dabei hätten die Künstler doch unheimlich tolle Werbung durch YouTube. Das halte ich für eine sehr einseitige Darstellung. Ich bin auch sehr kritisch der GEMA gegenüber, was die Onlinerechte angeht. Die GEMA hinkt der Zeit hinterher. Aber: Die Leute, die online Musik verbreiten, wollen den Gedanken des Urheberrechts unterminieren. Wir dürfen jedoch nicht nur das Urheberrecht schützen. Ein Teil des Traums vom Internet ist die Freiheit, die dort herrscht. Wenn man jetzt überreglementiert, dann wird das ein schrecklicher Ort.

Miroslav Srnka,
Komponist

Ich bin selbst überrascht, welchen Stellenwert der Siemens-Preis in der deutschen Öffentlichkeit und darüber hinaus hat. Die Resonanz ist nicht vergleichbar mit der, die ich bei anderen Preisen erfahren habe.
[Zum Thema Kompositionen mit Sujet:] Ich mache mir keine historischen Sorgen, ob man soll oder nicht soll. Ich bin in diesem Sinne ganz frei. Ich weiß, dass ich nur das machen kann, was mich selbst interessiert und was für mich ein Thema ist. Die Frage ist aber, und die ist ein wenig traurig, ob man es zugeben darf oder nicht. (…) Meine Formen sind immer sehr streng gebildet, das hat mit einem romantischen Vor-sich-hin-Komponieren überhaupt nichts zu tun. In den 50er- und 60er-Jahren hat eine Entemotionalisierung des Materials stattgefunden, das war wichtig. Aber mein Anliegen ist es, ein abstraktes Material daraufhin zu erforschen, was es für eine Ausstrahlung per se hat. Jedes Material beinhaltet etwas, das psychologisch wirkt. (…)

Anders als in der Musik aus dem deutschen Sprachraum gibt es in der tschechischen Musik keine Kontinuität vom 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Ich bekenne mich ganz offen zu dieser Tradition. Ich bin kein Europa-Skeptiker, aber ich bin ein tschechischer Komponist.

Benjamin Schweitzer,
Komponist

Im Grunde genommen komponiert man immer in einer Krise; so gesehen ist das nichts Neues. Wenn man als freischaffender Komponist tätig ist, hat man immer auf der einen Seite diese Selbstkritik, die einen dazu bringt, dass man sich manchmal sehr grundsätzlich hinterfragt, und man ist immer in der Gefahr eines existenziellen Absturzes. Viele andere erleben nun also im Zuge der wirtschaftlichen Entwicklung eine Situation, die für den Komponisten, den Künstler zum täglichen Brot gehört.

Ich könnte nicht sagen, dass die Hoch- oder Tiefstände an den Börsen nun mein Komponieren in irgendeiner Weise verändern oder beeinflussen. Ich habe eher das Gefühl, dass in der Gesellschaft nun möglicherweise Veränderungen vorgehen, die einen Künstler – wenn das Schlimmste überstanden ist – freuen könnten, und zwar in zwei Richtungen: zum einen dahingehend, dass dieser Gedanke von der lebenslangen Sicherheit von der Wiege bis zur Bahre in Zukunft noch schwächer werden wird und dass man auf der anderen Seite möglicherweise feststellt, dass es jenseits von materiellen auch geistige Werte gibt, die in letzter Zeit ein wenig ins Hintertreffen geraten sind und für die sich die Leute nun wieder stärker zu interessieren scheinen.

Weiterlesen mit nmz+

Sie haben bereits ein Online Abo? Hier einloggen.

 

Testen Sie das Digital Abo drei Monate lang für nur € 4,50

oder upgraden Sie Ihr bestehendes Print-Abo für nur € 10,00.

Ihr Account wird sofort freigeschaltet!