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Rückblende 2014/04

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Vor 100 Jahren: Verdi hat die Franzosen abwechselnd geliebt und gehasst; die Deutschen hat er weiß der Himmel nie leiden können +++ Vor 50 Jahren: Die Bildung eines nationalen Jugendsymphonieorchesters (auf Amateurbasis) – Debatte im Anschluss an Stockhausens Aufsatz „Komponist sein in dieser unserer Welt“

Vor 100 Jahren

Verdi hat die Franzosen abwechselnd geliebt und gehasst; die Deutschen hat er weiß der Himmel nie leiden können. Es ist wahr, die Aufschneiderei, die Unverschämtheit, die Anmaßung der Franzosen war und ist trotz all ihrem Elend unerträglich; aber Frankreich hat schließlich doch der modernen Welt die Freiheit und die Bildung gegeben.… Als 1876 wieder die Frage des italienischen Repertoire-Theaters erörtert wurde, schrieb Verdi: „Das Repertoire-Theater wäre eine sehr gute Sache, aber ich halte es für unausführbar. Das Beispiel der Pariser Oper und das Deutschlands hat für mich sehr geringen Wert, da in all diesen Theatern die Ausführungen elend sind. An der großen Oper glänzende Inszenierungen, im Geschmack des Kostüms allen Theatern überlegen, aber der musikalische Teil ganz schlecht, die Sänger stets sehr mittelmäßig.… Aber in einer Stadt von drei Millionen Einwohnern und mindestens 100.000 Fremden gibt es immer 2.000 Leute, die den Saal füllen, auch bei schlechter Aufführung. In Deutschland sind die Orchester und Chöre aufmerksamer und gewissenhafter, sie machen ihre Sache genau und gut, trotzdem habe ich in Berlin elende Aufführungen gesehen. Das Orchester ist stark und spielt auch derb. Die Chöre nicht gut, die Inszenierung ohne Charakter und Geschmack. Die Sänger,…oh die Sänger schlecht, ganz und gar schlecht. In Wien (das heute das erste deutsche Theater ist!) sind die Dinge besser von Seiten der Chöre und des Orchesters.“

Neue Musik-Zeitung, Jahrgang 35.1914, Heft 15 (April), S. 287

Vor 50 Jahren 

Die Bildung eines nationalen Jugendsymphonieorchesters (auf Amateurbasis) – diesen Vorschlag als Projekt unterbreiteten anlässlich der Jahrestagung der Musikalischen Jugend Deutschlands (Jeunesses Musicales) die Mitglieder ihrem Vorstand für die Jahresplanung 1964/1965. Der Vorstand ist ferner gebeten worden dahinzuwirken, dass die Verleger bei der Ausleihe von zeitgenössischem Orchestermaterial für jugendliche Laienorchester den besonderen Arbeitsumständen entgegenkommen: durch etwa großzügiger gehandhabte Leihfristen […] und eine damit zusammenhängende günstigere Berechnung der Leihkosten. Es würden weit mehr zeitgenössische Leihmateriale ausprobiert und erarbeitet werden, wenn die Ausleihe nicht an strikt feststehende Aufführungsgebühren gebunden wäre.

In der Debatte im Anschluss an Stockhausens Aufsatz „Komponist  sein in dieser unserer Welt“ führt der Komponist Klage darüber, dass Komponieren nicht als Brotberuf anerkannt und honoriert werde. Stockhausen beklagt auch, dass nicht einmal eine Auftragskomposition das der Arbeit angemessene Honorar abwerfe, und es missfällt ihm, dass neue Werke von der Art, die seiner Ansicht nach diesen Ehrentitel verdienen, zu wenig aufgeführt werden, dass das Publikum sie überdies nicht mag, und dass nicht einmal die Musiker, die sich ihrer annehmen sollten, mit der rechten Lust bei der Sache sind.   

Musikalische Jugend, XIII. Jahrgang 1964-3 (März/April), S.4 u. 6

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