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Rückblende 2015/07

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Vor 50 und vor 100 Jahren
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Vor 100 Jahren: Vermischte Nachrichten. Ein staatliches „Forschungsinstitut für Musikwissenschaft“ … +++ Vor 50 Jahren: Günter Bialas zum Kompositionsunterricht

Vor 100 Jahren

Vermischte Nachrichten. Ein staatliches „Forschungsinstitut für Musikwissenschaft“, das „lediglich der wissenschaftlichen Forschung, nicht akademischen Lehrzwecken“ dienen soll hat die sächsische Regierung auf Grund eines von H. Hinrichsen (Edition Peters in Leipzig) gestifteten Kapitals ins Leben gerufen und dem musikwissenschaftlichen Institute unter Hugo Riemann angegliedert.

Vor kurzem sind die neuen Räume der Handschriften- und Musikalien-Abteilung der Königl. Hof- und Staats-Bibliothek in München eröffnet worden. Die Musikabteilung, deren Umgestaltung nach langjährigen mühevollen Vorarbeiten nunmehr vollendet worden ist, schließt sich unmittelbar an die Handschriften-Abteilung an. Sie gliedert sich in die Gruppen: Musikhandschriften, Gedruckte Musikalien und Musiktheorie. Wer je auf der Münchner Bibliothek gearbeitet hat, kennt ihren hervorragenden Wert an Handschriften (…), an gedruckten Werken und musikwissenschaftlichen Arbeiten. Eine Kriegsmusik-Sammlung vereinigt zahlreiche Schöpfungen der sturmbewegten Gegenwart.

Seine reiche, über 20.000 Nummern starke Bibliothek hat der Berliner Tonkünstler-Verein in den Dienst der Allgemeinheit gestellt und zur Volksbibliothek erweitert. Die Zentrale der Musik-Volksbibliothek, von der Stadt Berlin unterstützt, befindet sich in Berlin W, Zietenstraße 27.

Neue Musik-Zeitung XXXVI. Jahrgang 1915, H. 20., S. 246

Vor 50 Jahren

Günter Bialas zum Kompositionsunterricht: „wir haben heute keine allgemein verbindliche Musiktheorie wie es einmal das Dur-Moll-System für mehr als dreihundert Jahre gewesen ist. Es kann auch keine einheitliche Handwerkslehre mehr geben, vielmehr eine Fülle von einzelnen Möglichkeiten. […] Unterricht des angehenden Komponisten müsste sich viel differenzierter und persönlicher gestalten. Unser Musikleben ist heute aufgespalten in unzählige Kreise und Grüppchen, jede mit eigenem Idol und eigenen Meistern […] Die großen Gruppierungen: Film- und Unterhaltungsmusik, Schlager,  Jazz-, Jugend-, Kammermusik; innerhalb der Konzertmusik wiederum: die Zwölftöner und die Neutonalen, bei den Zwölftönern: die Schönbergianer, die Seriellen und die Elektroniker. Selbst die sogenannte „pädagogische Musik“ hat ihren eigenen Herstellerkreis, da sich von den anderen Gruppen keiner um ihre Belange kümmert. Es heißt für den jungen Komponisten, sich frühzeitig bescheiden, sich auf einem Sondergebiet spezielle Kenntnisse und Techniken erwerben. Diese Spezialisierung, die in anderen Berufen längst üblich ist, erfordert eine Umstellung des herkömmlichen Kompositionsunterrichts. Es ist Aufgabe des Lehrers, bei seinem Schüler möglichst bald festzustellen, wieweit seine Begabung reicht, wo seine besonderen Möglichkeiten liegen und zu welchem Lebenskreise er zuzuordnen wäre. Danach sollte der Studiengang eingerichtet werden, der sich nach Erarbeitung gemeinsamer Grundlagen in ein Spezialstudium umwandeln wird. Dieses müsste im Bereich der Film- und Hörspielmusik auch die Kenntnis der elektronischen Möglichkeiten einbeziehen. Bei jedem Komponisten von Gebrauchsmusik ist es von großem Vorteil, wenn er als aus­übender Musiker direkte Berührung mit dem Kreis hat, für den er komponieren will. Komposition sollte daher niemals einziges Studienfach sein.

Mus. Jugend XIV Jg. 1965, Nr. 4, S. 7

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