Hauptrubrik
Banner Full-Size

Rückblende 2015/11

Untertitel
Vor 50 und vor 100 Jahren
Publikationsdatum
Body

Vor 100 Jahren: Musik für alle? +++ Vor 50 Jahren: Deutsches Musik Camp

Vor 100 Jahren

Wenn einst der grausame Krieg zu einem Ende gelangt sein wird, erhoffen wir uns eine Erneuerung und Erstarkung auf allen Lebensgebieten, so auch auf unserer Tonkunst? Neuland zu suchen ist schon seit Jahrzehnten das heiße Bemühen bedeutender Tonkünstler, ja ganz Neues, ganz Anderes in der Musik zu Tage zu fördern, das Bestreben hervorragender, energischer Musikgeister. Durch uns bisher fremde Melodie- und Harmonieschritte und -verbindungen, durch neue Rhythmen, neuen Satzbau, unerhörte Klangeffekte, sollte das Neuland der Musik gewonnen werden. Allerlei Versuche mit neuen Skalen, mit japanischen und chinesischen oder auch den alten griechischen Tonreihen wurden gemacht, die alten harmonischen Grundlagen entsprechend geändert. Um keinen Preis wollte man die alten Bahnen weitergehen.(…) Nun kam der Krieg. Er gab unserem Musikleben mit einem Schlag eine Wendung: Nach dem tiefen Ernste eines Bach, Beethoven, Wagner sehnte man sich nach heiterer Musik, nach der sonnigen Schönheit eines Haydn, Mozart, Schubert … Auch in den Schützengräben gewann die Musik immer mehr Boden. Was aber für dieses Musizieren im Kriege charakteristisch ist: es war eine Musik für alle. Neue Musik-Zeitung XXXVII.Jahrgang 1915/1916, H. 1, S 1-2

Vor 50 Jahren

Deutsches Musik Camp mit 76 ausgewählten Teilnehmern aus 7 Ländern in Berlin, eine Initiative des jungen Soziologen Michael Jenne auf Schloss Glienicke: Keine vergnügliche musische Ferienbeschäftigung; denn wer die beiden Orchesterkonzerte und zwei Kammermusikabende erlebt hat, weiß, dass hier mit außerordentlichem Ernst gearbeitet wurde. Bedenkt man, dass in den vier Wochen Jungen und Mädchen im Durchschnittsalter von etwa 17 Jahren einen freiwilligen Dienst an der Musik auf sich genommen haben. Zunächst konnte der Gedanke eines internationalen Jugendorchesters als ein Wagnis erscheinen. Nicht vorauszusehen, welches Leistungsgefälle! Ob in so kurzer Zeit eine Spielgemeinschaft zusammenwachsen könnte, die den Begriff Orchester rechtfertigen würde? Aus den USA kamen hervorragende Bläser. Hier machte sich die langjährige Tradition amerikanischer Schul-Bands bemerkbar. Zum Erstaunen der deutschen Spieler waren bei den Blechblasinstrumenten auch Mädchen, eine 18-jährige Trompeterin, 17-jährige Waldhornspielerin. Beim deutschen Nachwuchs wirkten sich bereits die Wettbewerbe „Jugend musiziert“ günstig aus, jüngste eine 12-jährige Geigerin, Konzertmeis­terin eine 16-jährige Deutsche. Das erregendste Erlebnis für alle jungen Musikanten war die Begegnung mit der echten Orchesteratmosphäre. Hervorragende Instrumental-Solisten wirkten als Mentoren bei dieser Arbeit mit. (…) Jeder der neun Pädagogen arbeitete mit der entsprechenden Instrumentengruppe alle Details technisch und musikalisch vor – eine Grundlage, von der aus der Gastdirigent Paul Freemann seine eigentliche Arbeit des klanglichen Zusammenführens und Zusammenfügens leisten konnte. (S.J.) Musikalische Jugend XIV, Jahrgang 1965, H.5, S. 20

Weiterlesen mit nmz+

Sie haben bereits ein Online Abo? Hier einloggen.

 

Testen Sie das Digital Abo drei Monate lang für nur € 4,50

oder upgraden Sie Ihr bestehendes Print-Abo für nur € 10,00.

Ihr Account wird sofort freigeschaltet!