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Soundtrack 2016/05

Untertitel
Miles Ahead. Sony
Publikationsdatum
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In den späten 70ern steckte Miles Davis, der im übrigen ein ganz großer Fan von Prince war, in einer großen Krise. Zwei Tage aus dieser Krisenzeit des genialen Musikers (und auch „Ekels“) hat nun Regisseur und Hauptdarsteller Don Cheadle versucht, filmisch zu „rekonstruieren“. Dazu erklingt Musik aus seiner Cooljazz-Zeit genauso wie aus der späteren Phase um „Bitches Brew“.

Miles Davis selbst hatte ja schon in den späten 50ern einen Meilenstein der Filmmusik geliefert, als er zusammen mit seinen Musikern in einem Pariser Studio live vor der Leinwand zu den bewegten Bildern improvisierte, die Louis Malle für seinen Debütfilm „Fahrstuhl zum Schafott“ inszeniert hat. Es war ein Blueprint für unzählige Jazzmusiker, die sich danach in den Pariser Studios die Klinke in die Hand gaben.

In seiner Comebackzeit in den 80ern hat Miles dann selbst noch einige weitere Filmmusiken komponiert, für „Siesta“ und den Dennis-Hopper-Film „The Hot Spot“. Es ist seltsam, wie „cinematisch“ seine Musik nun in diesem neuen Zusammenhang klingt. Schon bei Gus Van Sants „Finding Forrester“-Soundtrack war einem diese Qualität der Miles-Davis-Musik aufgefallen. Alle Sounds, mit denen Miles Davis seit den 50er-Jahren experimentiert hat, sind inzwischen auch in die Filmmusik geflossen. Wenn man will, kann man sagen, dass es neben der klassischen Steiner-Korngold-Schule, der jazzigen Henry-Mancini-Schule und der Morricone-Schule auch so etwas wie eine Miles-Davis-Schule gibt, in der viel mit elektronischen Sounds und Klangfarben gearbeitet wird. Wobei allerdings hier die musikalischen Beiträge von Robert Glasper im Vergleich dazu deutlich abfallen.

Während Standards wie „Miles Ahead“, „So What“, „Solea“, „Seven Steps To Heaven“ oder auch „Black Satin“ weiterhin unglaublich leuchten, hat man bei Glaspers epigonalen Einwürfen sehr schnell Ermüdungserscheinungen. Das Gefälle ist hier wirklich zu groß.

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