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Spaß mit vielen Überraschungen

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Das Jugendorchester Duisburg im Jubiläumskonzert
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Was am Ende bleibt, ist wehmütige Erinnerung. Das Orchester hat sich aufgelöst, der Erste Vorsitzende schaut sich Dias aus besseren Tagen an, von fern klingt Charles Ives’ melancholischer „Decoration Day“ herüber. Ein bewegender Moment der Ruhe beschloss nach zweieinhalb turbulenten Stunden das neue Programm, mit dem das Jugendorchester Dusiburg gewohnt einfallsreich und selbstironisch sein 25-jähriges Bestehen feierte. In der MusikManege am Innenhafen wird darin anhand von Zirkusnummern präsentiert, wie ein Orchester funktioniert. Gleichzeitig ist das Programm eine böse Parodie auf die leeren Phrasen und die Heuchelei üblicher Jubiläumsfeiern. Was ambitioniert und überladen klingen mag, ist in Markus Lüdkes Konzeption vor allem eins: ein riesiger, mit viel Liebe und Engagement inszenierter Spaß voller origineller und überraschender Einfälle. Von den quälend langsamen Bewegungen der Blechbläser als Bronzemänner, die todesmutig den Kopf in den Rachen der Tuba stecken, über die als Dressurpferde nervös umhertrippelnden Holzbläser bis zum Ballett der feenhaften Geigerinnen mit ihrem weiß befrackten Konzertmeister – eine Abfolge von Höhepunkten. Bisweilen führte die Bilderfülle der Inszenierung dazu, dass die musikalische Leistung des Orchesters dagegen unverdientermaßen in den Hintergrund rückte, etwa in Strawinskys „Circus Polka“. Ottorino Respighis mitreißendes „Circenses“ war der musikalische Höhepunkt eines Abends, der zwischen der rührenden Poesie der Cellisten als traurige Clowns und dem nachfolgenden missglückten Versuch, ein zersägtes Cello per Magie wieder zu flicken, die ganze Bandbreite der Gefühle weckte. Thomas Krause besang als despotischer Zirkusdirektor „die kleinen Mädels im Trikot“ und musste von ihnen einiges einstecken, bevor auch im Orchester Streit und Prügelei losbrachen. Der Stadtwerkechor nahm sich mit einem bemerkenswerten Gastauftritt selbst auf die Schippe, kommentierte die Schlägerei mit Mozarts „Freunde, o welch’ Vergnügen“ und lieferte damit gleichzeitig das treffende Urteil über das „Orchesterjubiläum“: ein intelligentes Vergnügen in jeder Hinsicht.
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