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Trauer um Lars Vogt

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Der Pianist und Dirigent Lars Vogt war ein Ausnahme-Musiker. Selbstdarstellung war ihm ein Graus. Was zählte, war Musik. Nicht eine hochglanzpolierte Außenfassade – Lars Vogt stellte seine stupende Virtuosität in den Dienst der Spurensuche und Tiefenbohrung.

Was die Musik ihm sagte, vermochte er direkt mit ihr wieder zu erzählen. So wurde sie unter seinen Händen lebendig. Die Subjektivität, der er Ausdruck gab, überzeugte, faszinierte, öffnete seelische Weiten. Sie basierte auf absolut analytischem Durchblick, im Innersten geprüfter Emotion, narrativer Dramaturgie, die vom Unsagbaren völlig natürlich und stets ernsthaft berichtete. Mit wenigen Gleichgesinnten bestritt er sein Festival „Spannungen“, wo sich Sternstunden der Kammermusik ereigneten, welche die Utopie eines besseren, humaneren menschlichen Zusammenseins greifbar werden ließen. Selbst durch die technische Membran seiner  CD-Einspielungen dringt seine Kunde vom Menschen im Mittelpunkt aller Musik nicht nur ans Ohr, sondern ins Herz. Lars Vogt gewann die gespannte Aufmerksamkeit auch der Jugend mit seiner erfolgreichen Initiative „Rhapsody in School“.

Die Jeunesses Musicales Deutschland, deren Mitglied er war, verlieh Lars Vogt 2016 für all das ihren Würth-Preis. Viel zu früh wurde am 5. September mit nur 51 Jahren dieser bescheidene und mit höchstem Anspruch der musikalischen Wahrheit als einer Emanation des Menschlichen verpflichtete Künder abberufen. Möge uns sein Wirken als Erfüllung eines Ideals ein verpflichtendes Erbe sein.

 

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