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Unverzichtbare Kulturinstitution

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Das Konservatorium Schwerin wird 60 Jahre alt
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5.000 Zuhörer vermeldete das Konservatorium Schwerin zu seinen Jubiläumsaktivitäten bereits Mitte August – noch vor dem Höhepunkt der Feierlichkeiten am letzten Augustwochenende. Am 1. September 1953 hatte die Einrichtung mit 38 Schülern ihren Unterricht aufgenommen. Das war – 60 Jahre später – Grund genug, im Rahmen des Schweriner Kultur- und Gartensommers ausgiebig zu feiern: Mit dem Preisträgerkonzert des sechsten Kompositionswettbewerbs KONkreativ, mit einer Gala der prominenten Ehemaligen als „KON-Takte-Special“, mit dem Erwachsenenorchester „Schelfoniker“ und mit der „Langen Nacht des Konservatoriums“, die eine Reihe von musikalischen Überraschungen sowie eine Benefiz-Kunstauktion bot.

Bei allen Jubiläumsfeierlichkeiten zeigten die Schweriner­innen und Schweriner große Verbundenheit mit ihrer städtischen Musikschule. Und die Schweriner Oberbürgermeisterin Angelika Gramkow würdigte das Konservatorium: „Wir sind sehr stolz auf diese kommunale Kulturinstitution, die für Schwerin unverzichtbar ist.“

1925 wurde das Konservatorium als Schweriner Musikseminar eröffnet. Es bot den zukünftigen Musikern eine Fachschulausbildung in allen Fächern der Musik an. Parallel dazu eröffnete 1953 die Musikschule. 1961 wurde das Konservatorium als Ausbildungsstätte geschlossen, doch die Musikschule führte den Namen Konservatorium weiter. 1989, anlässlich des 200. Todestages des mecklenburgischen Komponisten und Hofkapellmeisters Johann Wilhelm Hertel erhielt das Konservatorium seinen Beinamen und heißt seitdem Konservatorium Schwerin, Musikschule „Johann Wilhelm Hertel“. Das Konservatorium entwickelt ständig interessante neue Unterrichtsangebote. Dazu gehörten in den vergangenen Jahren unter anderem die Einbeziehung von Computertechnik im Bereich Jazz/Rock/Pop, KONFLEX – das Angebot für Vielbeschäftigte, der Musikgarten für die Jüngsten, die Musicalausbildung, der Unterricht für Migranten, auf Wunsch auch in russischer Sprache, und das Musiktheater. Innovationen sind auch der Klassenunterricht in den allgemeinbildenden Schulen, Cembalo-Korrepetition sowie Musik-Geragogik-Angebote. Gegenwärtig hat die Schule 1.500 Schüler aus allen Altersgruppen.

Zahlreiche Ensemble-Formationen bietet das Haus an. Eine Besonderheit des Schweriner Konservatoriums ist der schon genannte Kompositionswettbewerb, der in diesem Jahr bereits zum sechsten Mal ausgetragen wurde. Ziel ist es, Schülerinnen und Schüler, die gern etwas Eigenes erfinden, zusammenzuführen, ihre Stücke aufzuführen und zu bewerten. Durch die Teilnahme an einem bundesweiten Qualitätssicherungsverfahren wird das hohe Leistungsniveau des Konservatoriums inzwischen auch mit einem anerkannten Qualitätssiegel gewürdigt. Das Konservatorium darf sich jetzt offiziell „staatlich anerkannte Musikschule“ nennen. Der damalige Bildungsminister Henry Tesch überreichte die Zertifizierungsurkunde am 7. Dezember 2010 an den Direktor des Konservatoriums Volker Ahmels. „Das Schweriner Jubiläumsjahr war für unsere Musikschule äußerst erfolgreich und vielseitig. Von allen Seiten haben wir sehr viel Lob bekommen für unsere regionalen, landesweiten aber auch international ausstrahlenden Veranstaltungen“, berichtet dieser. Besonders stolz ist er darauf, dass seit der Wende an die hundert Absolventen des Konservatoriums den Musikerberuf ergriffen haben. „Im Rahmen der Jubiläumsveranstaltung hatten wir ein fantastisches Ehemaligenkonzert mit einer Cellistin, die auf dem Weg zum internationalen Star ist, Veronika Willhelm, die Solocellistin des Gewandhausorchesters und des Bayreuther Festspielorchesters. Auf solche Ehemaligen kann man schon stolz sein.“

Maßgeblich beteiligt ist das Konservatorium an der Ausrichtung des internationalen Festivals „Verfemte Musik“. Das Thema beschäftigt den engagierten Musikschulleiter Ahmels schon seit vielen Jahren. Als Vorsitzender des Landesverbands der Jeunesses Musicales veranstaltet er alle zwei Jahre Festival und Wettbewerb, die sich den von den Nationalsozialisten verfolgten Komponisten und Musikern widmen. Äußerst erfolgreich: Seine Veranstaltungen sind inzwischen weltweit bekannt, viele Zeitzeugen sowie renommierte Künstler hat Ahmels im Lauf der Jahre in Schwerin zu Gast gehabt. Ausgangspunkt dieses Engagements war die Produktion der Kinderoper „Brundibár“ im Jahr 1997 – die Schweriner Musikschule war damals Pilotprojektpartner der Jeunesses Musicales Deutschland. „Ein Schlüsselerlebnis war dann, dass wir mit 85 Beteiligten nach Israel gefahren sind und dort diese Kinderoper auch vor Überlebenden aufgeführt haben, die teilweise selbst als Kinder in Theresienstadt waren“, berichtet Ahmels. In der Folge veranstaltete er Masterclasses, zu denen auch Überlebende eingeladen wurden. 2001 gab es dann erstmals das Projekt „Verfemte Musik“ mit Wettbewerb und Festival. Träger ist die Jeunesses Musicales, Kooperationspartner das Konservatorium, in dessen Räumen die Veranstaltung auch stattfindet.

Zum Abschluss des Jubiläumsjahres spielt übrigens der britische Cellist Raphael Wallfisch Bachs Cellosuiten in Schwerin. Seine Mutter, Anita Lasker-Wallfisch, ist eine der letzten Überlebenden des Mädchenorchesters von Auschwitz.

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