Hauptfunkstelle Königs-Wusterhausen | Die von Hinrich Ohlhauer (Hamburg) hergestellte Geige | Notlage einer Großnichte Franz Schuberts
– Von der Hauptfunkstelle Königs-Wusterhausen ist ein Instrumentalkonzert drahtlos übermittelt worden. Das Resultat läßt die großen Fortschritte drahtloser Lautübertragung erkennen. Das Konzert war bis nach Luxemburg, Holland, Ungarn und England hinein deutlich zu hören. Nach diesen Erfahrungen ist die drahtlose Uebermittlung von Opern usw. auch an fahrende Schiffe, sobald die technischen Aufgaben völlig gelöst sein werden, aller Wahrscheinlichkeit nach mit geringen Kosten durchzuführen.
– Die von Hinrich Ohlhauer (Hamburg) hergestellte Geige, von der kürzlich in einer etwas aufgeputzten Weise die Rede war, ist mittlerweile in Berlin durch den Konzertmeister Maurits van den Berg öffentlich gespielt worden. Das Resultat war nach den vorliegenden Berichten überraschend gut. Jetzt soll das Unternehmen, dessen geistiger Vater behauptet, auch minderwertige Geigen durch sein Verfahren den altitalienischen Instrumenten gleichwertig machen zu können, als Revalo-Gesellschaft industriell ausgebeutet werden. – Eine weitere Zuschrift behauptet, daß die sozusagen okkultivierte Geige bei dem Wettstreite unterlegen sei…
– Wiederholt haben wir auf die Notlage einer Großnichte Franz Schuberts hingewiesen, zu deren Unterstützung uns Zuschriften aus Wien veranlaßten. Die Aufforderungen hatten mehrfach Erfolg. Vor einigen Monaten kamen uns indessen Bedenken, ob die Sache auch ihre Richtigkeit habe, und wir baten Wiener Freunde um Nachforschung. Frau Marie Kolowzat war nicht mehr zu finden! Dies das Ergebnis. Soeben meldet nun der Mus. Kurier (Wien, Nr. 2/3, Jahrg. III), daß die Dame sich wieder verheiratet habe und als Emma Prosseng das industrielle Unternehmen, bei dem sie als Kapital in sehr geschickter Weise nur den Namen Schuberts eingelegt hat, fortsetze. Wir ersuchen dringend, der angeblichen Großnichte Schuberts, nenne sie sich, wie sie wolle, keinen Pfennig mehr zu senden. Allem Anschein nach handelt es sich um einen gemeinen Schwindel.
Neue Musik-Zeitung, 42. Jg., 3. März 1921