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Von Tönen und Farben: Kunst hören und sehen

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Vernissage im DTKV-Studio
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Das Tonkünstler-Studio versteht sich nicht nur als Kommunikationszentrum für Musiker, Komponisten, Wissenschaftler und Pädagogen, sondern auch als interdisziplinärer Treffpunkt der Künste. Schon lange wurde die Vorstellung angedacht, die großzügigen Räume mit attraktiven Gemälden zu bestücken, und so war es ein Glücksfall, die renommierte Berliner Malerin Uliane Borchert für eine Einzelausstellung in unseren Räumen gewinnen zu können. Die Werke von Uliane Borchert bestechen durch ihre Komposition von Form, Farbe und lebendigem Ausdruck, Qualitäten, die der Musik nahe sind: Klangfarbe, Struktur und Tonkonzepte sind das Material der Tonkunst.

Ebenso wurde die Atmosphäre bei der Vernissage empfunden, als die Pianistin Stefanie Bremerich und die Sängerin Aylin Winzenburg ihre gut ausgewählten Stücke vortrugen. Mit Charme, Humor und ausgefeilter Dramaturgie schienen die Bilder lebendig zu werden – das zahlreich erschienene Publikum war begeistert.

Uliane Borchert ist aufgewachsen in einer Künstlerfamilie, die seit Generationen Maler und Malerinnen hervorgebracht hat. Ihre gestalterische Ausbildung fing 1960 mit der Buchbinderlehre an. 1964–70 studierte sie an der Hochschule für bildende Künste Berlin Freie Grafik bei Prof. Friedrich Stabenau sowie Malerei bei Prof. Bernhard Dörries. 1971–83 arbeitete sie als Kunsterzieherin im heilpädagogischen Heim für weibliche Jugendliche in Berlin. Arbeit mit jungen Menschen und Talenten charakterisiert ihre künstlerische Tätigkeit – seit 1981 gibt sie privaten Schülern Unterricht und bereitet diese für das Studium an der Hochschule vor (Mappenberatung). Seit 1983 arbeitet Borchert freischaffend, veranstaltet Farbseminare mit Gestalttherapeuten oder auch in eigener Regie. Von 2004 bis 2010 leitete sie die Galerie Borchert + Schelenz Berlin. Zu den hier nun ausgestellten Bildern unterschiedlichster Techniken und Größen kommentierte die Künstlerin zu ihren Werken: „Man kann meine Arbeiten grob in die Bereiche Malerei, Grafik und Buchkunst einteilen, wenn man unberücksichtigt lässt, dass ich zum Beispiel auch sehr großformatige Bühnenbilder gemacht habe. Man kann sagen, dass die Genres Porträt und Interieur vorherrschen, während das Genre Landschaft erst in letzter Zeit wieder wichtiger für mich wird. Besonders Italien hat mich wegen des Lichts und der Farben als Motiv sehr lange beschäftigt. Geblieben sind davon die Themen Farbe und Renaissance als Teil der Auseinandersetzung mit den Alten Meistern, die für mich auch heute noch nicht beendet ist. Die klaren Abgrenzungen lösen sich jedoch auf, wenn man die zur Anwendung gekommenen Techniken in Betracht zieht. Auch ich habe wie viele Künstler mit Zeichnungen (meist Bleistift) begonnen und in der Malerei lange Gouache-Farben und Eitempera eingesetzt. Dann wurde der Papierschnitt mein bevorzugtes Verfahren, mit dem ich auch heute noch zeichne, male und sogar schreibe. Umgekehrt ist die Ästhetik des Papierschnitts in die Grafik und Malerei eingegangen, indem viele Papierschnitte als Siebdrucke vervielfältigt wurden oder die Entwürfe für Gemälde Papierschnitte waren. Das Bild „Frauenzimmer III“ ist zugleich ein Beispiel dafür, dass es manchmal viele Jahre benötigt, bis eine Idee (Zeichnung) über den Entwurf (Papierschnitt) seine endgültige Form im Gemälde (Acryl auf Leinwand) findet. Inzwischen arbeite ich auch mit Folien anstelle von Papier und kombiniere sie mit Malerei, wie man an den neuesten Arbeiten sehen kann.“

In der Presse wurden ihre Arbeiten beschrieben: „Das Perspektivenspiel, besondere Raumdivergenz ihrer Bilder sowie deren gleichzeitige Kohärenz und die lebenskräftige Farbigkeit machen Uliane Borchert als Künstlerin unverwechselbar. Uliane Borchert arbeitete immer mehrspurig, als Malerin und Grafikerin, Bühnenbildnerin, als Beraterin und Patronin junger Künstler und schließlich als Galeristin. Dabei blieb ihr intellektueller, künstlerischer, fachlicher und technischer Anspruch sehr hoch. Diese Arbeitsweise sicherte ihr demententsprechend permanente Qualität und viele Erfolge in der Kunstszene Berlins und darüber hinaus.“ (anlässlich der Ausstellung in der Galerie Subject/Object)

Noch deutlicher wird nach diesen Beschreibungen, wie die Farbigkeit der Bilder mit denen der Lieder an diesem Abend harmonierten und geradezu ein interdisziplinäres Gesamtkunstwerk darstellten. Aylin Winzenburg bestach durch eine tatsächlich erstaunlich farbenreiche Stimme mit vielschichtiger dynamischer Ausdruckskraft. Die Gesangsausbildung absolvierte sie bei Enrico Facini an der Universität der Künste Berlin, wo sie 2013 ihr Studium als Giacinta in Mozarts Oper „La finta semplice“ erfolgreich abschloss. Erste Erfahrungen in der Neuen Musik sammelte sie während ihres Studiums in dem Musiktheaterstück „A Game Of Fives“ unter der Regie von Enrico Stolzenburg, das 2012 bei der Münchener Biennale Premiere feierte. Daneben arbeitet sie mit Ensembles für Musik zwischen symphonischem Jazz und Avantgarde, wo sie die Gelegenheit hat, die ganze Bandbreite ihrer vielfältig ausgebildeten Stimme unter Beweis zu stellen.

Die Pianistin Stefanie Bremerich studierte an der Essener Folkwang-Hochschule bei Prof. Ludger Maxsein und Prof. Catherine Vickers. Es folgten Meisterkurse bei Prof. Yara Bernette in Hamburg, Leonard Stein (USA), Prof. Michael Baumann (Freiburg) und György Kurtag (Wien). Seither ist sie erfolgreich als Pianistin und Darstellerin in verschiedenen Musiktheaterproduktionen, als auch bei zahlreichen Auftritten als Solistin und Ensemblemusikerin. Die beiden Musikerinnen arbeiten seit geraumer Zeit zusammen und haben sich ein bewundernswertes Repertoire angeeignet, dass durch die Mischung von Klassik, 30er-Jahre-Songs und Pop jeden Menschen erreicht. Eine gelungene Vernissage, der noch weitere Veranstaltungen interdisziplinärer Verbindung folgen sollen.

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