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Vor 100 Jahren, vor 50 Jahren

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Ein Klavier - Sommerkurse für Kammermusik und Orchester der Musikalischen Jugend - Experimentalstudio in Gravesano

Vor 100 Jahren

„Wer der Meinung ist, dass die uns bekannten musikalischen Instrumente auf nicht mehr verbesserungsfähigem Standpunkt angelangt seien, befindet sich im Irrtum.“ Erfindungsreiche Geister seien unausgesetzt tätig, insbesondere hinsichtlich des Klaviers. Von großem Einfluss auf den Vortrag sei beispielsweise das von Steinway eingeführte, leider noch nicht zu allgemeiner Anwendung gelangte dritte oder Mittelpedal, das das Aushalten einzelner Töne oder ganzer Akkorde gestattete, während die anderen Töne abgedämpft blieben. „Dass hierdurch, denken wir nur an Beethoven, häufig große Klarheit erreicht wird, wo früher Verschwommenheit herrschte, liegt auf der Hand …“.

Die bisher gebräuchliche Klaviatur sei nicht so eingerichtet, wie die Beschaffenheit der menschlichen Hände. Sie stelle der natürlichen Handhaltung Hindernisse in den Weg. Verzerrungen und Verrenkungen der Sehnen und Muskeln von Finger und Hand, ja des ganzen Armes seien eine Folge davon. „Dieser Gedanke war es, der Frederic Clutsam seine Erfindung der ‚Bogenklaviatur‘ machen ließ. Das Ei des Kolumbus!“ Die praktische Bedeutung gewinne dadurch, dass sie nur als Verkommnung der bisher gebräuchlichen Klaviatur anzusehen ist und deshalb ein Umstudieren nicht erforderlich sei. „Der bekannte Pianist Rudolph Ganz war der Erste, der auf der neuen Klaviatur spielte, Ernst von Dohnányi auf Ibach-Flügel, Maria Carreras auf Grotrian-Flügel, Arthur Friedheim auf Berdux-Flügel …“

Neue Musik-Zeitung, 31. Jahrgang 1909/1010, Heft 4, Seite 85f. und 88

Vor 50 Jahren

Wismeyers Feedback zu Weikersheim 1959: „Die Internationalen Sommerkurse für Kammermusik und Orchester der Musikalischen Jugend wurden mit einer  ,Figaro‘-Aufführung im Rittersaal des Schlosses und einer szenischen Aufführung im Kursaal Bad Mergentheim beendet. Nichts dokumentiert die Tatsache, dass Fritz Büchtgers Weikersheimer Pläne richtig und für den musikalischen Nachwuchs bedeutungsvoll sind, als dieses Figaro-Finale. Welche Bühne und welche Musikhochschule könnte in drei Wochen Probezeit mit unstudierten Sängerinnen, einem international zusammengesetzten Orchester den ganzen ,Figaro‘ musikalisch – vom Darstellerischen ganz zu schweigen, neu einstudieren? Was der zielbewusste Dirigent Klaus Bernbacher unterstützt von Klaus Donath hier musikalisch und was Martin Volkmann als unermüdlich um einen eleganten Mozartstil auf der Bühne bemühter Regisseur geleistet haben, ist schlechthin ohne Beispiel …“

Fritz Muggler bei Hermann Scherchens elektroakustischen Experimentalstudio in Gravesano: „Es ist ihm gelungen, ein Gerät zu konstruieren – den sogenannten Stereophoner –, das von einer monoralen (einkanaligen) Tonaufnahme durch ein geschicktes System von Frequenzfiltern zwei und mehr in ihren Eigenschaften verschiedene Tonbilder ausscheidet und diese über zwei (oder auch mehr) Lautsprecher wiedergibt. Der Klangeindruck ist besser als bei echter Sterophonie und die Schallquelle lässt sich bis auf 20 Meter Breite ausdehnen, wobei der Eindruck eines vollen Orchesters entsteht. Dieses wurde uns an einer Reihe von Beispielen demonstriert an eigens dazu komponierten Stücken elektronischer und konkreter Musik von Badings, Ferrari, Pierre Schaeffer, Anton Riedl, Yannis Xenakis, Dr. Ungeheuer … und mit dem ‚Lehrstück‘ von Hindemith und Brecht …“
VIII. Jahrgang, Nr. 5, Okt./Nov. 1959, Seite 3f.

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