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Das World Meeting Center auf einen Blick. Foto: Musikakademie Weikersheim.
Das World Meeting Center auf einen Blick. Foto: Musikakademie Weikersheim.
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Weikersheim jetzt World Meeting Center

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Musikakademie Schloss Weikersheim – musikalische Heimat für die ganze Welt
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„Weikersheim ist eigentlich ein Gesamtkunstwerk“ sagt ein Teilnehmer des Dirigierseminars der Jeunesses Musicales Deutschland (JMD). „Weikersheim ist so etwas wie meine zweite Heimat. Jedes Mal, wenn ich danach wieder in Köln bin, freue ich mich schon aufs nächste Jahr,“ sagt Egon-Joseph Palmen, der mit seinem Sohn Alvaro das Orchester der Rheinischen Musikschule Köln leitet. Seine jungen Musiker sehen das ähnlich: Voller Begeisterung erobern sie sich die kleine Stadt in der Hohenlohe, in der ganzen Akademie tönt Dvorak aus allen Winkeln und Ecken.

Zweimal „Jugendorchester“: eine typische Woche für die Musikakademie, die mit ihren ca. 8000 Gästen (fast 25000 Übernachtungen) eine der größten Musikbildungsstätten in Deutschland ist. Mit ihren vier gro-ßen und etwa zwanzig mittleren und kleinen Probenräumen bietet sie eine ideale Infrastruktur für Chor- oder Orchesterprobenphasen. Zweimal „Jugendorchester“: eine Woche also auch so recht nach dem Selbstverständnis der JMD als Fachverband der Jugendorchester. Die Jeunesses ist nicht nur für die Palmens oder den Dirigierprofessor Karl-Heinz Bloemeke genau so untrennbar mit Weikersheim verbunden, wie Stadt und Schloss oft als Einheit wahrgenommen werden.

Die Ideale der JMD sind Kernaussagen auch für die Mitarbeiter der Musikakademie und die eingeladenen Dozenten. Bloemeke und sein Ko-Dozent Constantin Alex erklären zu ihrem Seminar: „Wir haben unser Konzept ständig den sich verändernden Bedingungen angepasst und versucht, es zu verbessern. So ist man als Lehrender auch stets Lernender – und das ist sehr spannend!“ Weiterentwicklung, so meinen sie, ist überhaupt ein für Weikersheim charakteristisches Phänomen. Man habe es geschafft, unter Beibehaltung der Atmosphäre der Pionierzeit, technische Möglichkeiten und Ausstattung nach und nach zu ergänzen, auf der Suche nach inspirierenden und professionellen Arbeitsbedingungen. Für Alex spiegelt das auch in gewisser Weise die Geschichte der JMD wider, die er noch aus einer Zeit kennt, als man in Weikersheim im historischen Marstall probte – dass sich die Kursteilnehmer im Brunnen waschen mussten, war allerdings auch damals schon Legende: „An all dem hängt ganz viel Nostalgie und Erleben. Das ist Historie, auf der Innovatives wachsen kann.“
Innovativ war man in Weikersheim bereits in den 50er-Jahren, als Dozenten wie Werner Egk und Hermann Scherchen die ersten Orchester- und Kammermusikkurse leiteten und damit eine notwendige und sinnvolle Ergänzung zum Programm der Musikhochschulen anboten. Und man blickt und arbeitet erwartungsvoll in Richtung Zukunft: Im vergangenen Jahr wurde der Musikakademie vom Weltverband der Jeunesses Musicales International der Titel „World Meeting Center“ verliehen.

Aber auch über das Inhaltliche hinaus blieb in Weikersheim die Zeit nicht stehen: 1981 wurde das Gästehaus der Musikakademie eingeweiht, das zunächst durch das Deutsche Jugendherbergswerk und seit 2004 als „Logierhaus“ in Eigenregie geführt wird. Logierhaus-Meister Andreas Berns ist unermüdlich in seinem Bestreben um Qualität, aber auch in seinem Kampf für ökologische Ziele und dafür, den „Geist der Jeunesses“ spürbar werden zu lassen – und dabei handelt es sich nicht um ein verstaubtes Schlossgespenst: Das Team der Logierhausküche arbeitet ausschließlich mit frischen und regionalen Produkten, es gibt keine Tiefkühlkost mehr und man kocht zum Beispiel im Sommer zentnerweise Tomaten ein, um bis ins Frühjahr bei Suppen und Soßen ohne Fertig-Konserven auszukommen. Die jugendlichen Gäste sind begeistert von selbstgemachter Pizza, von sommerlichen Grillpartys und echten Maultaschen. Sowohl die Slowfood-Vereinigung als auch das umweltorientierte Viabono-Reiseportal sehen im Logierhaus ihre strengen Qualitätskriterien erfüllt; ab 2007 anstehende Renovierungsmaßnahmen werden seinen Standard noch weiter heben.

Persönliche Verbindungen zu seinen Gästen zu schaffen, ist für das gesamte Weikersheimer Team ein zentrales Anliegen. So erlebt es auch Alvaro Palmen, der „Junior-Chef“ des Kölner Orchesters, der schon zu seiner Schulzeit als Geiger hier war: „Der Kontakt zu den Menschen ist uns sehr wichtig, damals wie heute – von den Mitgliedern der Verwaltung bis zum Küchenpersonal und den örtlichen Gastronomen.“

Auch Bürgermeister Klaus Kornberger ist stolz, wenn durch „seine“ Akademie der Name Weikersheims weit über die Landesgrenzen hinausgetragen wird: Es ist bezeichnend für die enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit von Stadt und JMD, dass er es sich nicht nehmen lässt, den Mitgliedern der Rheinischen Musikschule persönlich dafür zu danken, dass sie sich nun schon zum 25. Mal in Weikersheim einfanden. Das kleine Weikersheim und die große Welt – nicht nur für die jungen Musiker aller Herren Länder eine gelungene Kombination. Alvaro Palmen meint dazu: „Wir sind natürlich mit unserem Orchester Mitglied in der JMD, ich verfolge die Opernproduktionen, die Arbeitsphasen der großen Orchester. Hier ist einfach der Ort, wo die Jeunesses ideal wahrgenommen und die Glaubhaftigkeit ihrer Mission unterstützt wird.“ Und Constantin Alex ergänzt, während er sich wieder aufmacht, über den kopfsteingepflasterten Marktplatz hinweg in Richtung des schon leicht herbstlich gefärbten Schlossparks: „Wenn man im Laufe eines Kurses sieht, wie jemand lernt, sich besser auszudrücken und zu kommunizieren, dann ist das auch ein Stückchen Menschenbildung. Und wenn man so erreicht, dass jemand die Möglichkeiten, die er in sich trägt, besser ausschöpfen kann, dann ist das eigentlich das Schönste, was passieren kann.

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