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20. Chorfest des Deutschen Sängerbundes erfolgreich abgeschlossen

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Berlin ist in den vergangenen vier Tagen die Hauptstadt der Sänger aus vielen Ländern der Welt gewesen: Am Sonntag endete eines der bisher größten und erfolgreichsten Chorfeste des Deutschen Sängerbundes (DSB).

Berlin (ddp-bln). Mehr als 200 000 Besucher kamen zu den über 800 Auftritten der insgesamt 550 Chöre aller Kontinente, sagte der Sprecher der Festivals, Stefan Hirtz. Der DSB war Gastgeber dieses 20. Chorfestes, das nur alle zehn Jahre veranstaltet wird und das nächste Mal im Jahr 2013 geplant ist. Berlin war nach Ansicht des Vorsitzenden des DSB-Musikausschusses, Karl Heinz Schmitt, als Veranstaltungsort für das Festival geradezu prädestiniert. «Ich glaube, es gibt keine deutsche Stadt, über die so viele Lieder geschrieben worden sind», sagte er.
Zu dem viertägigen Festival kamen mehr als 30 000 Sänger aus 17 Ländern in die Bundeshauptstadt. Sie traten in Kirchen, Konzerthäusern und Open-Air-Arenen von der Waldbühne über den Gendarmenmarkt bis zum Alexanderplatz auf, sagte Hirtz weiter. Zu erleben gab es geistliche und weltliche Chorwerke ebenso wie Rock, Pop und Gospel. «Trotz des teils sehr regnerischen Wetters hatten wir einen unglaublichen Zuspruch», betonte der Sprecher.

Höhepunkte des Festes waren Hirtz zufolge am Samstag die Chormeile Unter den Linden mit 26 Themenbühnen, die zu einem Spaziergang durch die Geschichte der Musik einluden, und das Waldbühnenkonzert «The Voice». Dabei traten der Vokalist Bobby McFerrin, die schottische Percussionistin Evelyn Glennie, der guineische Meistertrommler Famadou Kanaté sowie rund 500 Sänger und Musiker auf. Allein zu diesem Konzert kamen 15 000 Fans.

«Auch die vielen Einzelveranstaltungen fanden großen Zuspruch», berichtete Hirtz. Als Beispiel dafür nannte er das Konzert des Deutschen Jugendkammerchores auf den Rolltreppen der Friedrichstadtpassagen am Samstag. Auch das Mitternachtsarrangement für Chor und Synthesizer im Berliner Dom in der Nacht zum Sonntag sei «sehr gut» besucht gewesen.

Schmitt lobte die «liebenswürdige Aufnahme» der Sänger durch die Berliner und die «besondere Stimmung», die bereits beim ersten Berliner Chorfest im Jahr 1976 geherrscht habe. Die zentrale Lage der Stadt habe aber auch der Bedeutung ostdeutscher Chöre im DSB Rechnung getragen und vielen Mitgliedern aus den neuen Ländern die Teilnahme am Chorfest ermöglicht, erläuterte Schmitt. Nach dem 1976 auf West-Berlin beschränkten Treffen der Vokalisten habe er die Wiederholung in der geeinten Stadt daher auch als Wiedervereinigungstreffen der Sänger betrachtet.

Der Deutsche Sängerbund (DSB) ist nach eigenen Angaben der weltgrößte Laienchorverband. Ihm gehören in 25 Einzelverbänden rund 1,8 Millionen Menschen in mehr als 22 000 Chören sowie Instrumental- und Tanzgruppen in Deutschland und im Ausland an. Der DSB wurde am 21. September 1862 im fränkischen Coburg von 43 Sängerbünden aus verschiedenen deutschen Kleinstaaten gegründet. Ziel der Vereinigung war laut Satzung damals, «durch die im deutschen Liede innewohnende Kraft» die «nationale Zusammengehörigkeit der deutschen Stämme» zu stärken und «an der Einheit und Macht des Vaterlandes» mitzuarbeiten.

Das erste Sängerbundfest wurde 1865 in Dresden ausgerichtet. Nationale und völkische Gedanken bestimmten das Erscheinungsbild der Chorfeste bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs und in der Zeit von 1933 bis 1945. Erst in den 20er Jahren und nach dem Zweiten Weltkrieg rückte die künstlerische Seite in den Vordergrund.

Auf Dresden folgten die Sängerfeste in München (1874) und Hamburg (1882). 1890 wurde mit dem Wiener Sängerfest erstmals ein Veranstaltungsort im deutschsprachigen Ausland ausgewählt. Nach Stuttgart (1896) folgte mit Graz (1902) zum zweiten mal eine österreichische Stadt. Die letzten Sängerfest vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurden in Breslau (1907) und in der «Meistersinger»-Stadt Nürnberg (1912) ausgerichtet. Durch den Krieg und die anschließenden Wirren konnte erst wieder 1924 ein großes Chorfest in Hannover organisiert werden. Das bis heute letzte ausländische Sängerfest in Wien (1928) brach dann mit 130 000 Teilnehmern alle Rekorde.

Frankfurt am Main (1932) und Breslau (1937) waren die letzten Großveranstaltungen, bevor der Zweite Weltkrieg das Chorleben erneut unterbrach. 1951 wurde in Mainz erstmals wieder ein Chorfest des DSB ausgerichtet. Bedingt durch die deutsche Teilung konzentrierte sich der DSB in den folgenden Jahrzehnten vor allem auf Westdeutschland.

Dies spiegelt sich auch in der Wahl der Veranstaltungsorte für die Chorfeste wieder: Nach Stuttgart (1956), Essen (1962), Stuttgart (1968) folgten 1976 Westberlin und 1982 Hamburg. Das Chorfest von 1992 stand zwar im Zeichen auch der musikalischen Wiedervereinigung wurde jedoch in Köln ausgerichtet. Bei dem Chorfest im inzwischen geeinten Berlin lag der Schwerpunkt der Veranstaltungen im Ostteil der Metropole.

Susann Huster
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