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Amélie-Filmmusik verzaubert Konzertbesucher - Yann Tiersen überzeugt

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Hamburg (ddp). Der Bretone Yann Tiersen versteht es, seine Zuhörer mit melancholischen Melodien zu verzaubern. Beim Tourneeauftakt im Deutschen Schauspielhaus am Mittwochabend in Hamburg zog er die 800 Gäste in seinen Bann.

Ob allein am Flügel oder am Akkordeon, ob in Begleitung seiner vielköpfigen Band mit Streichern und E-Gitarre - der 32-jährige Franzose reißt die Zuschauer einfach mit. Er macht sich nicht die Mühe, seine Stücke anzusagen oder zu kommentieren - sie sprechen für sich. Die meisten Gäste kennen den Virtuosen von seiner Filmmusik aus dem Kinohit «Die fabelhafte Welt der Amélie». Und Tiersen bietet neue, bildhafte Musikwelten und macht neugierig auf sein weiteres Werk.
In Frankreich ist der lässige Bretone mit blauer Jeans und Turnschuhen schon ein Star. Für den French Music Award wurde er gleich in drei Kategorien nominiert. Pünktlich zur Deutschland-Tournee hat Tiersen sein fünftes Album «L\'absente» (Virgin) vorgelegt. In seinem zweistündigen Konzert bringt er alle Lieder dieses gefühlvollen, aber auch rockigen Albums. Einige Musiker von dem Album begleiten ihn auch auf der Bühne. So leidet man mit Neil Hannon bei seinem «Les Jours Tristes». Auch Tiersen erfreut mit seiner sanften und dunklen Stimme die Konzertbesucher.
Manchmal erinnern die wiederkehrenden Melodien der Streicher auf der Bühne an Philip Glass. Die Klavierstücke hingegen scheinen von Erik Satie inspiriert worden zu sein. Tiersen hat einen Drang, mit Gegensätzen zu spielen, Akzente zu setzten, laut und leise zu unterscheiden. Er steigert sich vom andächtigen Andante ins Presto mit 160 Beats und wechselt wieder ins ruhigere Moderato. Beeindruckend sein Solo an der Bratsche («Qu\'en reste-t-il»). Sein Duett mit Akkordeon oder Geige in Kombination mit Schlagzeug erscheint unverwechselbar und faszinierend.
Da wundert es nicht, dass Tiersen schon bei anderen Filmprojekten für den Soundtrack gerufen wurde. Und die Amélie-Musik wird hoffentlich kein Schlussprojekt seiner Filmphase gewesen sein. Seit seinem ersten Album im Jahr 1995 ist Tiersen fast pausenlos zu Konzertreisen unterwegs. Seine Kreativität ist dennoch ungebrochen, er produziert eine CD nach der anderen. Der in Paris lebende Künstler hatte während seiner Ausbildung eine für ihn typische musikalische Ungeduld an den Tag gelegt. In Musikschulen in Rennes, Nantes und Boulogne lernte er die verschiedenen Instrumente und das Dirigieren.
Auf der Bühne scheint der Franzose in seiner Musik in eine andere Welt abzutauchen. Ob Walzerrhythmen oder 4/4 Takt: Wenn er mit der rechten Hand das Glockenspiel anschlägt und mit der Linken das Akkordeon bedient und später sein Flötenspiel einhändig am Klavier begleitet, bekommt man einen Eindruck von seiner unbändigen Fantasie. Ein großartiges Hörerlebnis.
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