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Anerkennung des Mittelrheins als Weltkulturerbe

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In Rheinland-Pfalz herrscht Jubel über die Anerkennung des Mittelrheintals als Weltkulturerbe durch die UNESCO. Politiker aller Parteien begrüßten am Freitagmorgen die Entscheidung der Welterbe-Kommission, die am Donnerstagabend in Budapest gefallen war.

Mainz (ddp-swe). Gleichzeitig wurden aber auch Stimmen laut, die Anerkennung als Chance für einen weiteren Ausbau der Infrastruktur im Tal zu nutzen. Die Erwartungen der Besucher an ein Weltkulturerbe-Stätte dürften nicht enttäuscht werden, hieß es.

CDU-Landeschef Christoph Böhr forderte eine Weiterentwicklung der Tourismus-Konzepte. Die Anerkennung sei «ein großer Tag für das Mittelrheintal» und werde «einen Gewinn an Wertschätzung und Ansehen für ganz Rheinland-Pfalz» geben. Die Anerkennung könne dem Tourismus in der Region einen «neuen Schub» geben, sagte Böhr weiter. Dafür müssten allerdings die Erwartungen der Besucher einer Weltkulturerbestätte auch erfüllt werden.

Der CDU-Politiker mahnte weiter, die touristische Infrastruktur müsse «auf den neuesten Stand» gebracht und Kulturdenkmäler gepflegt werden. Böhr nannte außerdem den Ausbau durchgängiger Radwege und ein lebendiges Kulturleben als weitere wichtige Faktoren. Trotz der leeren Kassen müsse «alles in der Kraft des Landes stehende getan werden», um der Anerkennung als Weltkulturerbe gerecht zu werden.

Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) nannte die Aufnahme in die Kulturerbe-Liste einen «Ansporn» zur Weiterentwicklung des Tales. Die Anerkennung sei «eine Riesenfreude und ein Riesenerfolg für das Land und besonders für die Region zwischen Bingen und Koblenz», sagte Beck. Die Landesregierung wolle weiterhin «urbanes Leben» am Mittelrhein ermöglichen, zugleich aber auch die Landschaft schützen und Kulturgüter bewahren. Der Rhein werde auch in Zukunft «auf angemessene Weise» Hauptverkehrsachse bleiben müssen. Das Ziel dürfe «nicht Nostalgie», sondern müsse «lebendige Zukunftsgestaltung» sein, fügte Beck hinzu.

Die Grünen werteten die Anerkennung als «einen Schutz vor Begehrlichkeiten nach zusätzlichen Rheinbrücken und Tunneln» im Tal. Die grüne Landtags-Fraktionschefin Ise Thomas forderte, die Planungen für Rheinbrücken bei St. Goar und Bingen nun aufzugeben und stattdessen Fährverbindungen sowie den Öffentlichen Nahverkehr zu stärken.

Wirtschaftsminister Hans-Artur Bauckhage (FDP) mahnte ebenfalls, das Tal dürfe nun «nicht zum Freiluft-Museum» werden. Jetzt liege es «an den Akteuren vor Ort, die sich bietenden neuen Chancen» im Tourismus und der Weinwirtschaft zu nutzen. Bei der touristischen Infrastruktur bestehe noch vielerorts Handlungsbedarf, sagte der Minister weiter.

Der Landrat des Kreises Mainz-Bingen, Claus Schick (SPD), forderte die Gastronomie zu besserem Service auf. Der Status als Weltkulturerbe werde «in jedem Fall zu deutlich mehr Besuchern» führen, sagte Schick. Viele Menschen «arbeiteten» die Weltkulturerbe-Stätten «weltweit Punkt für Punkt ab». Schick forderte «verstärkte Anstrengungen», «um nicht die hohen Erwartungen durch unzureichenden und nicht mehr zeitgemäßen Service zu enttäuschen».
Gisela Kirschstein