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Armin Holz' erste Oper: «Der Freischütz» ist wieder in Mannheim

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Mannheim - «Der Freischütz» hat für das Nationaltheater Mannheim eine ganz besondere Bedeutung: Während einer Vorstellung der romantischen Oper wurde das ursprüngliche Gebäude 1943 bei Bombenangriffen zerstört. Zur feierlichen Wiedereröffnung des Neubaus am Mannheimer Goetheplatz im Jahr 1957 war es dann wieder der «Freischütz», der aufgeführt wurde. An diesem Freitag (25. Oktober) gibt es erneut eine Premiere des Werkes von Carl Maria von Weber am Nationaltheater: Der Theaterregisseur Armin Holz hat Neuland betreten und seine erste Oper inszeniert.

 

Das Bühnenbild entwarf er gemeinsam mit dem Maler Matthias Weischer in dessen Leipziger Atelier. Um die Bühne macht Holz, der als Regie-Außenseiter und kompromissloser Künstler gilt, ein großes Geheimnis. Erst bei der Premiere soll sie jemand sehen, noch nicht einmal mit Worten möchte der 51-Jährige sie beschreiben. Nur soviel gibt er preis: «Es ist ein Bühnenbild mit malerischen Versatzstücken und setzt sich mit den Motiven der deutschen Romantik auseinander.»

Auch Weischer, dessen Zeichnungen und Gemälde nicht nur in Deutschland begehrt sind, hüllt sich in Schweigen. «Jedes Wort, das man darüber verliert, kann in die falsche Richtung führen», sagt er. «Man muss es sich einfach anschauen.» Es ist bereits die dritte gemeinsame Arbeit.

 Zuvor entwarfen Holz und Weischer die Bühnenbilder für William Shakespeares «Was ihr wollt» und August Strindbergs «Fräulein Julie». «Es sind kleine Abenteuer, die wir eingehen», erzählt der Maler der Neuen Leipziger Schule. «Wir wissen beide nicht, wo es hingeht und tasten uns langsam ran.» Weischer hatte 2003 kaum die Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst verlassen, als er in den USA schon als Star gehandelt wurde - und für seine Gemälde Summen im sechsstelligen Bereich bekam.

Am Premierenabend verbindet die beiden Künstler ein weiteres Hobby: Während die Zuschauer im Nationaltheater die ersten neugierigen Blicke auf das Bühnenbild werfen, wollen die Männer zusammen spazieren gehen. Er schaue sich die Premiere seiner Stücke nie an, sagt Holz. «Für mich ist das Ganze mit der Generalprobe abgeschlossen - im Grunde genommen inszeniere ich die Sachen ja für mich. Wenn sie verwertet werden, gibt man sie in gewissem Sinne frei.» Auch frei für die Kritik: «Spiegel Online» beschrieb Holz' Inszenierungen einmal als ästhetisch «bis an den Rand der Manieriertheit» - also künstlich aufgebauscht.

Die «Freischütz»-Anfrage aus Mannheim habe ihm als großem Liebhaber der deutschen Romantik die Möglichkeit gegeben, an einen solchen Stoff heranzukommen, erzählt Holz. Die Handlung wird bestimmt von ausgelassenem Jagdleben und dem Walten dämonischer Mächte. In der Natur spiegeln sich die seelischen Zustände der Figuren.

Eine Oper zu inszenieren, sei für ihn «merkwürdigerweise» keine große Umstellung gewesen, sagt Holz. Einiges sei sogar einfacher gewesen als beim Schauspiel. «Bei der Oper ist es leichter, zur Form zu kommen. Die Musik gibt ja einen Rhythmus vor.» Und noch etwas: «Anders als beim Schauspiel haben die Sänger bei der Oper ihre Partie bei den Proben schon drauf - sie haben sie ja seit Monaten eingeübt. Das macht es etwas weniger nervenaufreibend.»

Holz möchte wieder eine Oper machen, aber geplant sei noch nichts. Es könnte wohl dauern - er lässt sich gern Zeit. Dem «Mannheimer Morgen» sagte er: «Ich inszeniere so selten, weil ich nur die Stücke zeige, die ich selbst liebe. Deshalb arbeite ich auch mit Matthias zusammen, weil er zu dem, was er tut, eine irrsinnige Liebe hat.»

Christine Cornelius
 

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