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Deutsche Theaterpreise für Neuenfels, Selge und Castorf
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Deutsche Theaterpreise für Neuenfels, Selge und Castorf

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Freiburg - Der Regisseur, Schriftsteller und Filmemacher Hans Neuenfels hat den Deutschen Theaterpreis «Der Faust» für sein Lebenswerk erhalten. Der 75-Jährige nahm die undotierte Auszeichnung am Samstagabend in Freiburg entgegen. Neuenfels gehöre zu den großen und prägenden Künstlern des deutschen Theaters, teilten die Stifter mit. Mit seinem Wirken inspiriere er ganze Generationen von Schauspielern, Sängern und Regisseuren.

Schauspieler Edgar Selge kämpft auf der Bühne gegen Populismus, Frank Castorf lässt den Preis von seinem Dramaturgen abholen und Hans Neuenfels fordert ein «Theater voller Vielfalt und Besessenheit». Zehn Jahre nach seiner Gründung ist der Deutsche Theaterpreis «Der Faust» in der Bühnenbranche fest etabliert. Er ist nach Angaben der Stifter der bedeutendste Theaterpreis in Deutschland, verliehen wird er seit 2006. Die diesjährigen Preise wurden am Samstagabend im Theater Freiburg vergeben.

Die Preisverleihung rollte Künstlern den roten Teppich aus - und setzte die Leistung der deutschen Theater in Szene. Im Gegensatz zu so manchem Film-, Fernseh- oder Medienpreis inszeniert «Der Faust» nicht sich selbst. Er rückt vielmehr Menschen und Themen, die das Theater bewegen, ins Scheinwerferlicht. «Er ist der einzige alle Sparten umfassende Theaterpreis in Deutschland», sagt der geschäftsführende Direktor des Deutschen Bühnenvereins, Rolf Bolwin. Er vergibt den Preis gemeinsam mit der Kulturstiftung der Länder und der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste.

«Die Theater in Deutschland und die dort arbeitenden Menschen leisten ausgezeichnete Arbeit. Es ist schön, dass sie dafür auch ausgezeichnet werden», sagt Edgar Selge. Der 68-Jährige wurde als bester Schauspieler geehrt für die Rolle des François in «Unterwerfung» nach Michel Houellebecq am Deutschen Schauspielhaus Hamburg. Eine Rolle, die «gegen Opportunismus, Populismus und Demokratiemüdigkeit» angelegt sei, betonte Selge. Und damit gut in die Zeit passe.

Vergeben wird die undotierte Auszeichnung jährlich in neun Kategorien, 24 Künstler sind nominiert. Darunter sind nicht nur prominente Namen. Auch Bühnen- und Kostümbildner oder Tänzer gehören zu den Geehrten. Rund 600 Vorschläge waren in diesem Jahr bei der Jury eingegangen.

Bester Regisseur wurde Frank Castorf für seine Inszenierung «Die Gebrüder Karamasow» an der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz Berlin. Doch der Regisseur musste kurzfristig am Theater seiner Arbeit nachgehen und schickte deshalb seinen Dramaturgen zur Preisverleihung.

Den Preis fürs Lebenswerk erhielt der Regisseur, Schriftsteller und Filmemacher Hans Neuenfels. «Ich bin berührt», sagte der 75-Jährige, als er die Auszeichnung vom früheren Opernintendanten Klaus Zehelein überreicht bekam.

««Der Faust» ist das sichtbare Zeichen einer vielfältigen und vitalen Theaterlandschaft in Deutschland. Und es ist natürlich auch ein Treffen vieler Weggefährten», sagte der Schauspieler und Regisseur Milan Peschel. Er moderierte die Preisverleihung. Und plädierte dafür, noch mehr Menschen am Theater, die hinter den Kulissen arbeiten, zu ehren. Sie dienten der Kunst für wenig Geld - und sollten gewürdigt werden.

«Die Preisverleihung ist ein großes Branchentreffen. Es geht an diesem Abend auch darum, Kunst und die Künstler zu feiern», sagte Organisator Bolwin: «Und sie über ihre jeweilige Produktion hinaus ins Rampenlicht zu rücken.»

Wichtig sei zudem die Botschaft nach außen: «Der Preis ist auch ein Signal an die Öffentlichkeit und an die Gesellschaft, die mit ihren Steuergeldern einen Großteil der Theater und Orchester in Deutschland finanziert. Er soll öffentlichkeitswirksam zeigen, welch große künstlerische Leistungen an Theatern erbracht werden - auch an kleinen Häusern fernab der großen Metropolen.»

Bolwin wird zum Jahresende als Chef des Deutschen Bühnenvereins in Ruhestand gehen. Den Theaterpreis, sagte er, werde es weiter geben. 2017 wird er erneut verliehen.

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