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Projekt „Folklang“ (Bildrechte: Tobias Döhner/Folklang)
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Deutsches Musikinformationszentrum veröffentlicht neues Informations- und Austauschportal zu musikalischen Integrationsprojekten

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Musik verbindet Menschen - ganz gleich, aus welchem Land sie kommen und welche Sprache sie sprechen. Diese Kraft der Musik nutzen zahlreiche Projekte und Initiativen, um Menschen zu helfen, die vor Krieg und Verfolgung nach Deutschland geflüchtet sind. Das Deutsche Musikinformationszentrum (MIZ), eine Einrichtung des Deutschen Musikrats, stellt die Arbeit dieser Projekte nun in einem neuen Informationsportal „Musik und Integration“ vor. Das Portal führt erstmals umfassende Informationen zu musikalischen Flüchtlingsprojekten bundesweit zusammen und bietet Akteuren und Veranstaltern wertvolle Hilfestellungen sowie Möglichkeiten der Recherche, des Austauschs und der Vernetzung.

Was brauche ich, um ehrenamtlich ein Musikprojekt mit Geflüchteten zu verwirklichen? Wie erreiche ich meine Zielgruppe? Welche interkulturellen Hürden könnte es geben, und wo bekomme ich finanzielle und organisatorische Unterstützung? Auf diese und andere Fragen finden Interessierte unter http://integration.miz.org nun praxisorientierte Antworten. So erzählen etwa Porträts und Interviews die Geschichten unterschiedlicher Projekte aus ganz Deutschland. Wissenschaftliche Fachbeiträge liefern Informationen zur Fortbildung oder zu jüngsten Tendenzen der Projektpraxis und -förderung. Konkrete Hilfe gibt eine umfangreiche FAQ-Seite, die das MIZ gemeinsam mit dem Landesmusikrat NRW entwickelt hat und die Akteure des Musiklebens dabei unterstützt, ihre Vorhaben erfolgreich umzusetzen. Die Themen reichen von Fragen der Projektkonzeption und Kommunikation bis hin zu Aspekten der Qualifizierung und Weiterbildung. Ein geschütztes Forum steht speziell für den Austausch zur Verfügung.

Mit dem neuen Portal reagiert das MIZ auf das starke Informationsbedürfnis vieler Anbieter in der musikalischen Integrationsarbeit. „Wir wollen dazu beitragen, durch Information und Vernetzung die Qualität der angebotenen Maßnahmen nachhaltig zu stärken. Die Erfahrungen vieler ehrenamtlich und professionell Tätiger zeigen, dass unter den Akteuren integrativer Angebote ein hohes Bedürfnis danach besteht“, erläutert Stephan Schulmeistrat, Leiter des MIZ. „Viele Projekte arbeiten inzwischen unter anderem deshalb sehr erfolgreich, weil sie auch aus Problemen hilfreiche Erfahrungen sammeln konnten. Solches Potenzial stellt die Plattform des MIZ nun auch anderen Veranstaltern zur Verfügung, damit Chancen besser genutzt werden können.“

Zwei Jahre lang hat das MIZ die Entwicklung musikalischer Angebote für Geflüchtete intensiv begleitet. Erfahrungen, die die Akteure in ihrer Arbeit gesammelt haben, wurden dabei zum wichtigen Impuls für den Aufbau der neuen Plattform. Neben praxisnahen Informationen gibt das Portal auch Anregungen für neue Angebote und deren Verwirklichung. Indem das MIZ „Musik und Integration“ aus den Bedürfnissen der Praxis heraus entwickelt und gestaltet hat, können Interessierte aus einer überregionalen Sicht heraus verstehen, wie musikalische Integrationsarbeit in Deutschland aktuell funktioniert: Wer sind die Träger, wer die Anbieter, woher kommen Förderungen, welche Ziele haben die Projekte und welche Probleme können auftreten?

Aufbauen konnte das MIZ bei der Entwicklung des Portals auf seinen Erfahrungen mit der im Oktober 2015 bereitgestellten Plattform „Musik macht Heimat – Engagement für Dialog“. Den Impuls dafür gaben die Mitglieder des Deutschen Musikrats, die die Resolution „Willkommen in Deutschland: Musik macht Heimat! Von der Willkommens- zur Integrationskultur“ verabschiedeten. Der Präsident des Deutschen Musikrats, Prof. Martin Maria Krüger, betont anlässlich der Eröffnung des Angebots: „Mit dem neuen Portal 'Musik und Integration' wird das große Engagement für Geflüchtete und Zugewanderte im Musikbereich deutlich sichtbar. Integration ist dabei kein einseitiger Prozess, sondern die künstlerische Zusammenarbeit führt zu gegenseitiger Bereicherung. Die Neugierde auf das zunächst Unbekannte und Fremde im Bewusstsein der eigenen kulturellen Identität zu wecken und zu befördern sowie die eigenen Wurzeln zur Identitätsfindung zu stärken, ist ein zentrales Anliegen des Deutschen Musikrats.“

Zu erreichen ist das neue Informationsportal des MIZ unter http://integration.miz.org. Alle Akteure der musikalischen Integrationsarbeit sind eingeladen und aufgerufen, sich an dem neuen Angebot zu beteiligen.

Ermöglicht wurde das Projekt durch die Unterstützung der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.

Hintergrund:
Mit dem starken Anstieg der Zuwanderungszahlen 2015/16 entfaltete sich in Deutschland spontan ein großes Engagement vieler Initiativen auch im Kultur- und Musikbereich. Angaben des Deutschen Musikrats zufolge haben über 90 Prozent der Musikverbände in Deutschland das Thema bereits aufgegriffen. Bis heute wird vom enormen Ausmaß des bürgerschaftlichen Engagements gesprochen, das den überforderten staatlichen Strukturen der Aufnahmegesellschaft zu Hilfe kam. Teil hiervon waren auch zahlreiche musikbezogene Aktivitäten, die von Anfang an darauf ausgerichtet waren, Brücken zu bauen und Möglichkeiten der unmittelbaren Kommunikation zu schaffen. Dabei zeigte sich, dass für Aktive inhaltliche wie praktische Aspekte wesentlich sind, die zum Gelingen von Projekten beitragen.

Die unterschiedlichen Erfahrungen dieser Anfangszeit sind inzwischen in eine Vielzahl von Folgeentwicklungen eingeflossen. Zu beobachten sind dabei ein Perspektivenwechsel weg von der situationsbezogenen Willkommenskultur hin zur dauerhaften Integration sowie eine voranschreitende Professionalisierung bei den Anbietern. Dies wird gestützt durch ein wachsendes Angebot an Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen für ehrenamtliche und professionelle Akteure.

Über das MIZ:
Unter dem Dach des Deutschen Musikrats erfasst und dokumentiert das Deutsche Musikinformationszentrum (MIZ) Strukturen und Entwicklungen der Musikkultur. Das Spektrum reicht dabei von der musikalischen Bildung und Ausbildung über das Laienmusizieren, die Musikförderung und die professionelle Musikausübung bis zu den Medien und der Musikwirtschaft. Gefördert wird das MIZ durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, die Kulturstiftung der Länder, die Stadt Bonn sowie von privater Seite durch die GEMA und die GVL.

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