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Digitalisierung und illegale Downloads: Buchmesse ist auf den Umbruch der Medienbranche eingestellt

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Frankfurt/Main - Die am Mittwoch beginnende 63. Frankfurter Buchmesse (12. bis 16. Oktober) steht nach den Worten ihres Direktors Juergen Boos ganz im Zeichen des "Aufbruchs im Mediensektor". "Die Branche setzt sich gerade ganz neu zusammen", sagte Boos kurz vor der offiziellen Eröffnung der Buchmesse am Dienstag in Frankfurt am Main. Vor allem aufgrund der zunehmenden Digitalisierung der Literaturproduktion entstünden neue Segmente.

Boos nannte als Beispiele den wachsenden Anteil der E-Book-Nutzung im Kinder- und Jugendbuchbereich. Schriftliche Inhalte könnten dort mit Musikstücken und vorgelesenen Passagen, ähnlich einem Hörbuch, angereichert werden. Er sagte, dass Erfolgsautoren wie Cornelia Funke, die Verfasserin der "Tintenwelt"-Trilogie, ihr neues Buch zusammen mit einem Drehbuchautor erstellt, "sie denkt beim Schreiben also schon die Verfilmung mit". Andere Autoren bezögen ihre Leser in den Schreibprozess mit ein.

"Was passiert mit den Büchermenschen? Die Leser ändern sich, Kinder haben schon ganz andere Gewohnheiten. Die Buchmesse hat keine andere Wahl, als darauf zu reagieren", sagte Boos. Er rief zum "Aufbruch in neue Gebiete" auf. Die Buchmesse müsse "sich neue Fähigkeiten aneignen und ihre neue Kompetenz auf neue Geschäfte anwenden", forderte er.

Immer mehr branchenfremde Geschäftsleute tummeln sich auf der Buchmesse, wie Boos sagte. Er nannte die Konferenz "StoryDrive", wo sich Literaten mit Filmemachern und Spieleentwicklern über neue Formen des Erzählens austauschen. Augenfälligstes Beispiel für die Ausweitung der Grenzen der Buchmesse ist der Bereich "Open Space" auf der Freifläche zwischen den Messehallen: Es ist der Pavillon des Autoherstellers Audi von der kürzlich zu Ende gegangenen IAA. Die Buchmesse und Audi präsentieren dort mehrere Diskussionsrunden über die Veränderungen im Medienbereich.

"Erhebliches Problem mit Internetpiraterie"

Der Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Gottfried Honnefelder, berichtete von einer Tagung, auf der rund 150 Verleger und Buchhändler Szenarien für ihre geschäftliche Situation im Jahr 2025 entwarfen: "Dabei zeigte sich, dass alle der Überzeugung waren, dass der Buchmarkt wachsen wird und dass sie sich für dieses Wachstum gerüstet fühlen."

Auch den Sortimentsbuchhändlern, also den Läden vor Ort, sei nicht bange um ihre Zukunft, sagte Honnefelder. Sie glaubten, trotz des jetzt langsam beginnenden Aufschwungs im E-Book-Geschäft ihren Anteil von rund der Hälfte am Buchmarkt behaupten zu können.

Der Umsatz mit elektronischen Büchern mache nach wie vor nur rund ein Prozent am deutschen Markt aus, führte Honnefelder aus. Jedoch sei das Problem der Internetpiraterie bereits "ganz erheblich". Bereits 60 Prozent aller in Deutschland genutzten E-Books würden illegal heruntergeladen. Boos steuerte von einer Unterredung mit internationalen Verlegern bei, es gebe "manche nationale Märkte, in denen hundert mal so viele E-Book-Lesegeräte wie E-Books verkauft wurden". Daraus lasse sich auf illegale Downloads schließen. Honnefelder mahnte zur Achtung des Urheberrechts, das Autoren und Verlage ernähre. Er warf zugleich den Politikern vor, nichts gegen den Missbrauch geistigen Eigentums zu unternehmen.