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Regisseur Hermanis inszeniert nicht in Bayreuth. Foto: Juan Martin Koch
Festspielhaus Bayreuth. Foto: Juan Martin Koch
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Eine Extra-Genehmigung zum Fest – Wieland Wagners 100. Geburtstag

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Gerade noch sind die Angehörigen von Wieland Wagner im Streit um den Einfluss der Familie auf die Bayreuther Festspiele juristisch unterlegen. Zum 100. Geburtstag des langjährigen Leiters gibt es trotzdem ein gemeinsames Fest.

Für Wieland Wagner macht Bayreuth eine Ausnahme. Eigentlich darf im berühmten Opernhaus auf dem Grünen Hügel ausnahmslos das Werk von Richard Wagner aufgeführt werden. Doch für den Enkel des berühmten Komponisten drückt die Richard-Wagner-Stiftung ein Auge zu: Beim geplanten Festakt zu Wielands 100. Geburtstag stehen Verdi und Alban Berg auf dem Programm - explizit erlaubt vom Stiftungsrat.

Schließlich hatte Wieland Wagner als Opernregisseur und Leiter der Festspiele die Bayreuther Opern-Geschichte fortgesetzt. Geboren am 5. Januar 1917 als Sohn des Komponisten Siegfried Wagner ist er bis zu seinem Tod mit knapp 50 Jahren eine der prägenden Figuren im Festspielhaus gewesen. Zu seinem Geburtstag will vorerst nur die Stadt Bayreuth an seinem Grab auf dem Stadtfriedhof einen Kranz niederlegen. Aber im Sommer soll ihn ein Festakt für geladene Gäste ehren, am 24. Juli – dem Vorabend der Saisoneröffnung.

Das Programm für den Festakt ist in engem Zusammenwirken mit den Kindern Wielands entstanden, wie Festspiele-Sprecher Peter Emmerich erklärt. Federführend sei Daphne Wagner. Pikant: Daphne Wagner und ihre Geschwister, darunter mit Nike Wagner die Leiterin des Bonner Beethovenfest, haben gemeinsam mit ihrer Tante Verena Lafferentz-Wagner (95) gerade einen Rechtsstreit gegen die Richard-Wagner-Stiftung und die Festspiele GmbH hinter sich gebracht.

Es ging darum, ob die Stiftungssatzung und die darin verbrieften Rechte für die Familie durch einen Mietvertrag mit der GmbH ausgehebelt werden – letztlich sogar darum, wer angesichts des großen Einflusses von Bund und Freistaat über die Festspielleitung entscheiden kann. Derzeit führen Holger von Berg und – als künstlerische Leiterin – Katharina Wagner die Geschäfte der GmbH. Das Landgericht Bamberg wies die Klage der Wieland-Erben jedoch ab.

Nike Wagners bisherige Versuche, die Leitung des weltberühmten Festivals zu übernehmen, scheiterten. Unter der Leitung ihrer Cousine Katharina wollen die Bayreuther Festspiele indes ihre umstrittene Vergangenheit besser aufarbeiten. Zum Beispiel mit einem Symposium 2017 zu „Wagner im Nationalsozialismus“, zur Frage des Sündenfalls.

In der „machtgeschützten Innerlichkeit“ von Haus Wahnfried, dem Wohnhaus Richard Wagners, wuchs auch Enkel Wieland auf, wie das Bayreuther Richard-Wagner-Museum zu dessen 50. Todestag schrieb. Es zeigt im Sommer – in eben jenem Gebäude – eine Jubiläumsausstellung.

Im Umfeld deutschnationaler, antisemitischer Wagner-Ideologie und der Künstler-Bohème des Festspielbetriebs wird der Erstgeborene von Wagners Sohn Siegfried und dessen Frau Winifred zum Liebling und Günstling Adolf Hitlers.

Darüber habe er allerdings nie offen sprechen können, sagt seine Tochter Nike. Er habe Schuldgefühle aus der Nazizeit in sich hineingefressen. „Irgendwie war er ja auch Kriegsgewinnler.“ Aber seine künstlerische Arbeit zeige, dass Erkenntnisprozesse in ihm abgelaufen seien.

Während des Kriegs studierte Wieland Wagner in München Malerei und Musik bei Kurt Overhoff. Seine ersten Bühnenbilder erarbeitete er 1935 für die Theater in Lübeck, Köln und Altenburg, später wirkte er als Regisseur zum Beispiel in Stuttgart, München, Hamburg, Berlin oder Frankfurt. Nach 1945 beginnt er, was als „Neubayreuth“ bekannt ist, seine stilisierende Inszenierung des „Parsifal“ (1951) etwa. Sie bleibt bis 1973 im Spielplan. Im selben Jahr entsteht die Richard-Wagner-Stiftung, in der Wielands Erben heute um Einfluss ringen.

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