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Eine Legende hat Geburtstag: Neil Young wird 70

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New York - Der Mann hat alles erreicht, und wer es nicht glauben mag, dem seien zwei Worte gesagt: Myrmekiaphila neilyoungi. Das ist eine Spinnenart, und sie ist nicht etwa nach einem Biologen benannt, sondern nach einem Musiker - allerdings einem, der sich den Status einer Musiklegende, eines der größten Gitarristen seiner Zeit erarbeitet hat: Neil Young.

Der mehrfache Grammy-Gewinner, der gleich zweimal in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen wurde, wird heute (12. November) 70. Nicht zu fassen, dass Neil Young, «der» Neil Young, seine ersten Töne auf einer Plastik-Ukulele klimperte. Er war als Kind oft krank und litt an Epilepsie und Diabetes. Und er galt als scheu. So ähnlich macht er auch heute noch Musik. Ins Publikum guckt er selten, die Augen sind oft unter einem Hut verborgen, der Rest des Gesichts hinter der Mundharmonika. Aber er singt und spielt, dass es für die Fans eine Offenbarung ist.

Young lebt seit einem halben Jahrhundert in Kalifornien, aber er ist Kanadier, und er hat nach wie vor stolz den Pass mit dem Ahornblatt. In die USA kam er als illegaler Einwanderer. Eine Arbeitserlaubnis hatte er erst, als man den Namen schon aus den Hitparaden kannte.

In Los Angeles traf er einen jungen Texaner wieder, den er einmal in Kanada kennengelernt hatte: Stephen Stills. Mit drei anderen bildeten sie eine Band namens Buffalo Springfield. Und obwohl die fünf nur einige Hits hatten und bald wieder getrennte Wege gingen, gilt die Band als ein Stück Musikgeschichte, die 1997 sogar in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen wurde.

1968 gründete Young Crazy Horse. Die Band gibt es bis heute oder zumindest immer mal wieder, und sie ist so etwas wie Youngs musikalische Leibgarde. Sie spielen mit ihm Platten ein, treten als Vorgruppe auf und sind Versuchslabor für neue Projekte. Die wohl bekanntesten Songs - «Cinnamon Girl», «Cowgirl In The Sand» und «Down By The River» - schrieb Young 1969 angeblich alle an einem Tag - mit 39 Grad Fieber.

Im selben Jahr traf er Stephen Stills wieder, und der ist Teil von Crosby, Stills & Nash. Angeblich wollte der Texaner nicht, aber schließlich wurde aus «CSN» ein «CSNY» - Crosby, Stills, Nash & Young. Die vier treten in Woodstock auf und schreiben Musikgeschichte. Doch bald trennt sich die Superband wieder. «Young wollte Folk in einer Rockband spielen», sagte Nash später. Ein paar Wiedervereinigungen gab es aber doch.

«CSNY» ist der endgültige Durchbruch für Young, er spielt jetzt ganz oben - und genießt die Freiheiten. Er macht die Musik, die er mag, und schafft 1972 seinen ersten (und einzigen) Nummer-Eins-Hit: «Heart of Gold». Aber er packt auch heiße Eisen an. Als an einer Universität in Ohio vier Studenten von der Nationalgarde erschossen werden, gibt er mit «Ohio» der Friedensbewegung eine Hymne.

In «Southern Man» setzt er sich mit Rassismus auseinander. Als Antwort bekommt er in Lynyrd Skynyrds «Sweet Home Alabama» eine ganze Strophe («Old Neil, ein Südstaatenmann braucht ihn nicht»). Und gleich mehrere Songs drehen sich um Rauschgift, erst recht nach dem Drogentod seines Crazy-Horse-Freundes Danny Whitten. Young weiß, worüber er singt: Bei einem Konzert fällt ihm 1976 noch ein bisschen weißes Pulver aus der Nase.

In den Achtzigern rutscht Young in eine Krise. Erst 1989 hat er wieder Erfolg mit «Rockin' In The Free World». Er legt den Grundstein für das, was als Grunge die frühen 90er bewegen wird, und als «Pate des Grunge» wird er auch verehrt. Als Kurt Cobain von Nirvana sich 1994 das Leben nimmt, finden sich Songtexte von Young im Abschiedsbrief.

Der Mann ist auch Umweltaktivist und hilft kleinen Bauern mit seiner Aktion «Farm Aid». Und er hat Humor. Im Februar kündigte der Late-Night-Talker Jimmy Fallon den Musiker in seiner Show an und trat dann selbst auf mit Gitarre, Mundharmonika und Hut. Die Fans fanden das erst gar nicht lustig - bis Young in den exakt selben Klamotten auf die Bühne kam, sich danebensetze und einfach einstimmte.

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