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«Experiment in Utopie» - Bund finanziert Barenboims Musikakademie. Foto: Hufner
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«Experiment in Utopie» - Bund finanziert Barenboims Musikakademie

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Berlin - Für Daniel Barenboim ist es ein «Experiment in Utopie»: In der «Barenboim-Said Akademie» werden in Berlin bald junge Musiker aus der arabischen Welt und Israel gemeinsam studieren. An dem geschützten Ort sollen sie fern von Kriegs- und Krisenalltag zu «Botschaftern des Friedens» ausgebildet werden, wie der 73 Jahre alte argentinisch-israelische Dirigent und Pianist am Freitag bei einer Besichtigung der Baustelle neben der Staatsoper Unter den Linden sagte.

 

Bei dem Projekt übernimmt der Bund die Betriebskosten, das Auswärtige Amt zahlt Stipendien. Deutschland wolle so einen Beitrag zum Friedensprozess in Nahost leisten, sagte Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU).  Im Wintersemester sollen an der privaten Musikhochschule die ersten 30 Studenten starten, ab 2018/19 sollen es dann bis zu 90 Studenten werden. Ende Juli ziehen die ersten Mitarbeiter in das frühere Kulissendepot der Staatsoper Unter den Linden ein.

In einer idealen Welt würde die Akademie im Nahen Osten stehen. Noch immer sei dort das Leben der Menschen von Leid und Ungerechtigkeit gezeichnet. Die Besetzung Palästinas durch Israel habe niemandem etwas gebracht, sagte Barenboim, der immer wieder die Politik der israelischen Regierung kritisiert hatte, dafür in Israel aber auch selber sehr viel Kritik einstecken musste. 

Die Akademie sei der Versuch einer Befriedung mit den Mitteln der Musik, sagte der argentinisch-israelische Dirigent, der Generalmusikdirektor der Staatsoper ist. 

Nach dem Vorbild des von Barenboim und dem amerikanisch-palästinensischen Literaturwissenschaftler Edward Said (1935-2003) gegründeten West-Eastern Divan Orchestra sollen die Studenten im gemeinsamen Musizieren die Grundlagen für gegenseitiges Verständnis legen. Neben dem jeweiligen Instrument erhalten sie Unterricht in Geisteswissenschaften. 

Spektakuläres Kernstück der Akademie ist der vom US-Architekten Frank Gehry entworfene Konzertsaal mit 620 Plätzen. In dem Saal, der den Namen des Komponisten Pierre Boulez (1925-2016) trägt, sollen regelmäßig Konzerte stattfinden. 

Für die Betriebskosten erhält die Akademie ab 2017 zunächst 5,5 Millionen Euro im Jahr vom Bund, ab 2019 soll auf sieben Millionen Euro jährlich aufgestockt werden. 

Der Bund hatte bereits den Umbau eines Teils des früheren Kulissendepots der Staatsoper Unter den Linden mit 20 Millionen Euro finanziert, der Rest kommt von Sponsoren. Die Baukosten belaufen sich auf insgesamt 33,7 Millionen Euro. Das Land Berlin hat für die Akademie das Gebäude für 99 Jahre zur Verfügung gestellt. 

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