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Foto: © Belgrade Philharmonic, Marko Djokovic
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Gabriel Feltz: Deutscher Chefdirigent in Belgrad – Mit Musik Beziehungen stärken

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Der Dortmunder Generalmusikdirektor Feltz leitet jetzt auch die Belgrader Philharmoniker als Chefdirigent. Neben der musikalischen sieht der Maestro auch eine politische Dimension seiner Aufgabe.

„Ich will dem Orchester ein Stück deutscher Musikgeschichte zeigen.“ So sieht der neue deutsche Chefdirigent der Belgrader Philharmoniker, Dortmunds Generalmusikdirektor Gabriel Feltz, seine neue Aufgabe in Serbien. Es sei für ihn „eine große Ehre, Serbiens Vorzeige-Orchester zu dirigieren“. Schließlich sei es „das beste Orchester auf dem Balkan, der Platzhirsch. Denn weit und breit gibt es keine Konkurrenz“, bestimmt Feltz die Position seines neuen Klangkörpers in der Balkanregion.

Doch als „sehr politischer Mensch“ sieht der 46-Jährige darüber hinaus für sich in Belgrad noch weitere Chancen. „Mit sehr bescheidenen Mitteln möchte ich dazu beitragen, dass die Beziehungen zwischen Deutschland und Serbien enger werden“, sagt Feltz, der bisher mit weit über 60 Orchestern im In- und Ausland gearbeitet hatte. Er vertritt eine Botschaft, die ihm in seinem Gastland viele Freunde bescheren dürfte: „Die serbische Bevölkerung hat das Recht, sich vollkommen in die EU zu integrieren. Denn das hier ist Mitteleuropa und damit ein fester Bestandteil Europas, der nicht ausgegrenzt werden sollte.“

Dieses klare Statement dürfte nicht überall in Westeuropa auf Gegenliebe stoßen. Denn in Brüssel, Paris oder Berlin wird immer wieder kritisiert, dass der EU-Beitrittskandidat erst seine schon lange angemahnten Hausaufgaben im Bereich von Rechtsstaatlichkeit und Medienfreiheit machen muss. Während einige Spitzenpolitiker in Belgrad von einem Beitrittsdatum im Jahr 2020, wenigstens aber 2025 träumen, wird dieser Zeithorizont von vielen in Brüssel bezweifelt. Zu groß seien noch die systematischen Defizite in Serbiens Staat, Gesellschaft und Wirtschaft.

Feltz hat sich in Deutschland einen Namen als Garant für größere Zuhörerzahlen gemacht. An seiner ersten Station als Generalmusikdirektor (GMD) in Altenburg-Gera (2001-2005) steigerte er nach eigenen Angaben die Zahl der Konzertbesucher um sieben Prozent.

Seine fast zehnjährige GMD-Periode bei den Stuttgarter Philharmonikern (2004-2013) gilt als deren Glanzzeit mit einem deutlich gestiegenen Interesse von Freunden klassischer Musik. „Darum haben sie mich nach Dortmund gerufen“, sagt Feltz heute. Hier habe er als Leiter der Philharmoniker und GMD für 16 Prozent mehr Besucher gesorgt.

In Serbien ist das nicht nötig. Denn hier gibt es regelmäßig einen Ansturm auf die Philharmoniker-Abos. Feltz war nach eigenen Worten über dieses Kontrastprogramm verwundert. „Nach drei Wochen war die Saison ausverkauft. Das ist der Himmel auf Erden“, sagt der Neu-Belgrader: „Im Scherz. Wir können spielen, was wir wollen, die Zuhörer kommen trotzdem. Darauf kann Belgrad stolz sein“.

Punkten kann Feltz mit einer neuen internationalen Vernetzung der serbischen Philharmoniker. Er habe dafür gesorgt, dass Serbien in das prominente deutsche Dirigentenforum integriert werde. Die Nachwuchsförderung besonders begabter Jung-Dirigenten werde im Juni 2018 erstmals in Belgrad Station machen. Dann dürften zwei Frauen aus Serbien und drei deutsche Kandidaten das Belgrader Orchester dirigieren. „Meine Karriere fußt zum wichtigen Teil auf diesem Dirigentenforum, das meine Anfänge gefördert hatte“, begründet Feltz sein Engagement. Schon in der Vergangenheit habe er als inzwischen international arrivierter Dirigent etwas zurückgeben wollen und selbst gelehrt. Jetzt also ist Belgrad an der Reihe.

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