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Geplanter neuer Konzertsaal in München sorgt für Streit in Bayern

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München - Der geplante neue Konzertsaal in München sorgt für Streit in Bayern. Kritik an dem Millionen-Projekt muss sich die CSU nicht nur von der Opposition gefallen lassen, sondern mittlerweile auch vom Koalitionspartner FDP und sogar aus den eigenen Reihen.

«Es kann nicht sein, dass die Staatsregierung einen weiteren neuen Konzertsaal in der bestens aufgestellten Kulturstadt München mit 80 Millionen Euro mitfinanziert, für den ländlichen Raum aber nicht die benötigten Mittel bereitstellt», beklagte etwa die CSU-Landtagsabgeordnete Reserl Sem. Vor allem der öffentliche Nahverkehr müsse auf dem Land mehr finanzielle Unterstützung erhalten. Nur so könnten gleichwertige Lebensverhältnisse zwischen Land und Stadt hergestellt werden, sagte die Rottaler Stimmkreisabgeordnete.

Ein neuer Saal für die Landeshauptstadt wird deshalb diskutiert, weil die beiden vorhandenen Konzertsäle in München als weder akustisch noch ästhetisch optimal gelten. Der Herkulessaal ist ein langer Schlauch und kann aus Denkmalschutzgründen nicht umgebaut werden. Die Philharmonie wird von vielen Dirigenten und Experten als akustische Katastrophe eingeschätzt.

Deshalb soll am Marstall hinter der Residenz ein neuer Raum entstehen, zumindest wenn es nach dem früheren bayerischen Finanzminister Kurt Faltlhauser (CSU) geht. Er, sein extra für dieses Vorhaben gegründeter Verein «Konzertsaal Marstall» und auch Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) setzen sich für einen neuen Saal und nicht etwa die Renovierung eines der vorhandenen Säle ein. Faltlhauser rechnet mit Kosten von 120 Millionen Euro. Sein Verein und der Bayerische Rundfunk sollen 40 Millionen beisteuern, der Rest wäre vom Freistaat zu tragen.

Doch der neue Koalitionspartner FDP hat nun auch ein Wörtchen mitzureden und zeigt sich prompt wenig begeistert vom kostspieligen Vorschlag der CSU. «Bei der aktuellen Finanzlage stellt sich natürlich die Frage, ob dies der richtige Zeitpunkt ist», gab die kulturpolitische Sprecherin der Landtags-FDP, Julika Sandt, zu bedenken. Sie tendiere - wie übrigens auch der Münchner Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) - zu einer Sanierung des Gasteigs. Es sei schließlich nicht sinnvoll, am Ende zwei halbvolle Konzertsäle zu haben, sagte Sandt.

Auch die SPD im bayerischen Landtag «wundert» sich über den Marstall-Vorschlag. SPD-Fraktionschef Franz Maget sagte, er fürchte, Seehofer sei die Tragweite seines Versprechens, den Plan zu unterstützen, nicht klar. «Die finanzielle Dimension ist ja noch gar nicht klar», warnte er. Außerdem müsse der Steuerzahler die Renovierung des Gasteigs ohnehin finanzieren, ob es nun einen neuen Saal am Marstall gebe oder nicht.

Die CSU-Fraktion wollte sich zu der Kritik aus der Opposition und den eigenen Reihen noch nicht konkret äußern. Das Thema werde diskutiert, es gebe aber noch keinen offiziellen Beschluss, sagte deren Kulturexperte Bernd Sibler. Faltlhauser würde hingegen wohl lieber früher als später mit dem Bau beginnen. Anfang Februar hatte er gesagt, er hoffe noch in dieser Legislaturperiode auf eine «Leitentscheidung» des bayerischen Kabinetts pro Marstall.




 

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