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Hengelbrock: Der "autoritäre Dirigent" gehört der Vergangenheit an

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Hamburg - Ein autoritärer Führungsstil ist nach Ansicht des neuen Chefdirigenten des NDR Sinfonieorchesters, Thomas Hengelbrock, nicht nur bei Dirigenten nicht mehr zeitgemäß. "Es gibt doch im Ernst keine Beispiele mehr für funktionierende autoritäre Umgangsformen. Kein Kollege macht das mehr so", sagte der 53-Jährige der Wochenzeitung "Die Zeit".

Mariss Jansons werde beim Sinfonieorchester des Bayerischen Rundfunks "von der Liebe der Musiker getragen", und Simon Rattle "wäre in Berlin verloren, wenn das Orchester nicht mit ihm an einem Strang ziehen würde".

Angst könne zwar auch Spannung erzeugen, wie er - etwa unter Kyrill Kondraschin - selbst erlebt habe. "Da hast du dir vor Angst fast in die Hose gemacht. Alles war technisch perfekt. Alles war da. Aber so richtig frei und schön haben wir da nicht musiziert."

Führungspersönlichkeiten müssten heutzutage fähig sein, ihre Mitarbeiter zu motivieren. Für langfristige Arbeit brauche man einen gewissen sozialen Frieden. "Ich kenne einen jungen Dirigenten, der bei einem Spitzenorchester in der ersten Probe abgeklopft und geschimpft hat: Das können Sie aber besser spielen. Worauf ein zweiter Geiger aufgestanden ist und gesagt hat: Das können Sie aber auch besser dirigieren." Der Dirigent habe nach der zweiten Probe wieder gehen müssen.