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Intendant der Berliner Philharmoniker setzt auch aufs Internet

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Berlin - Der Intendant der Berliner Philharmoniker, Martin Hoffmann, ist ein Fan neuer Medien. "Mit modernen Verbreitungswegen machen wir die nachwachsende Generation mit unserer Musik vertraut und bekannt", sagte Hoffmann in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dapd. Beispielsweise würden zwei- bis dreimal pro Woche Videos mit Ausschnitten ausgewählter Konzertaufzeichnungen auf der Plattform Youtube gezeigt. Mehr als 200 Clips seien mittlerweile dort zu finden.

Der Ausbau neuer Formate war ein erklärtes Ziel des Intendanten, als er vor einem Jahr vom Fernsehen zu den Philharmonikern kam. Hoffmann gilt als ausgewiesener Medienfachmann. 1994 wechselte der Rechtswissenschaftler zur Geschäftsführung von Sat.1, kurz darauf wurde er Leiter der Programmgeschäftsführung, 1997 Geschäftsführer von Sat.1 Business Affairs. Unter seiner Verantwortung wurden unter anderem Gerichts- und Realityformate eingeführt und salonfähig. Von 2004 bis 2010 war Hoffmann Vorstandsvorsitzender der TV-Produktionsfirma MME AG.

Im vergangenen Jahr war Hoffmann einstimmig zum Intendanten gewählt worden. Der Berliner Kulturstaatssekretär André Schmitz lobte ihn damals als Medienprofi und international vernetzten Manager. Er werde die Öffnung des Berliner Spitzenorchesters für neue Formate, Publikumsschichten und Unterstützer fortführen.

Auftritte im Internet

Als erfolgreich wertet Hoffmann die seit drei Jahren bestehende Digital Music Hall. Dort werden Konzerte per Livestream übertragen. Mehr als 100 Auftritte können im ständig wachsenden Archiv abgerufen werden. "6.000 Abonnenten nutzen das Forum", erklärte Hoffmann. Jedes Jahr gebe es bis zu 30 Übertragungen.

Der Intendant versteht die Digital Music Hall als Angebot für Musikliebhaber, die nicht in den Konzertsaal kommen können. "Dies kann natürlich das Live-Erlebnis im Konzertsaal nicht ersetzen", unterstrich der Intendant.

Auch im sozialen Netzwerk Facebook verzeichnen die Philharmoniker regen Zuspruch. Die Zahl der zum Freundeskreis gehörenden Nutzer ist den Angaben zufolge innerhalb eines Jahres von 60.000 auf mehr als 227.000 gestiegen. "Wenn wir ein jüngeres Publikum erreichen möchten, müssen wir die Kommunikationswege der jüngeren Generation nutzen", sagte der Intendant. Der durchschnittliche Konzertbesucher sei 50 Jahre und älter.

Konzertsaal zu 100 Prozent ausverkauft

Hoffmann zufolge haben auch logistische Gründe zum Ausbau der Online-Konzerte geführt. "Wir haben eine begrenzte Kapazität in der Berliner Philharmonie." 2.400 Besucher finden in dem Konzertsaal Platz. "Wir sind zu 100 Prozent ein ausverkauftes Haus". Auch deshalb werden Konzerte in Kinos übertragen. Im August vergangenen Jahres ist damit in 32 deutschen Städten begonnen worden. "Für die Spielsaison 2011/2012 planen wir das Angebot in 60 deutschen und 20 englischen Kinos". Dieses Musikerlebnis solle aber nicht inflationär ausgebaut werden, weshalb die Zahl der Übertragungen in der kommenden Spielzeit auf drei beschränkt bleibe. Die erste findet am 18. September mit Mahlers 8. Sinfonie unter der Leitung des Chefdirigenten Sir Simon Rattle statt.

Mehr Präsenz von klassischer Musik wünscht sich der Intendant in öffentlich-rechtlichen Fernsehsendungen. Zwar hätten die Berliner Philharmoniker mit der ARD einen Partner, der immerhin pro Jahr drei Konzerte des Orchesters überträgt. Allerdings verfügten die wenigsten Ensembles über solch eine Kooperation. Hoffmann sagte: "Das öffentlich-rechtliche Fernsehen tut gut daran, sich an seinen Programmauftrag zu erinnern".
 

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