Hauptrubrik
Banner Full-Size

Junge Talente begeistern beim Marler Debut

Autor
Publikationsdatum
Body

Die zierliche Gestalt des 13jährigen Fabian Müller verschwindet – je nach Blickwinkel schon fast hinter dem großen Steinway Konzertflügel im Marler Theater.

Diesen gebraucht der junge Pianist jedoch, als wäre er schon lange ein mit allen Wassern gewaschener Tastenprofi – beim Marler Debut kommen die Oboistin Viola Wilmsen und der Fagottspieler Daniel Mohrmann (beide 18) an der selbstbewussten Führungsrolle des Fabian Müller nicht vorbei.

Fagott und Oboe plus Klavier – eine solche Besetzung ist mit Literatur nicht gerade gesegnet. Fündig wurden die drei in der französischen Musik – und tätigten mit Francis Poulencs Trio für eben diese Besetzung aus dem Jahre 1926 und einem weiteren Trio von Jean Francaix (komponiert 1994) wahre Glücksgriffe. Sie gingen in dieser schwungvollen, vor Ideen sprühenden, unterhaltsamen Tonsprache auf, als wäre sie ihnen just in diesem Moment exklusiv auf den Leib geschrieben worden! Obwohl zeitlich weit auseinander liegend, besteht anscheinend eine enge musikalische Wesens-Verwandtschaft zwischen Poulencs und Francaix – das machte das Spiel dieses Trios deutlich, das in Marl eine Welt voll musikalischem Humor, subtiler Psychologie und intensiver Kommunikation mit spritziger rhythmische Finesse lebendig werden ließ.

Auch die anderen Beiträge dieses Marler Debuts im 36. Jahr seines Bestehens zeugten einmal mehr davon, wie bereits die frühe Jugend zur Ausbildung und Entfaltung stauenswerter Künstler-Persönlichkeiten führen kann. Immer jüngere Talente können dabei anscheinend immer mehr! Da wurde in Marl der junge Klarinettist Sebastian Manz zum ausdrucksstarken Mittelpunkt im überaus anspruchsvollen Quintett für Klarinette und Streichquartett von Johannes Brahms op. 115. Die Tonbildung des Schülers von Professor Sabine Meyer lässt keine Wünsche mehr offen – alle miteinander musizierten zunächst zwar noch etwas unsicher – zumindest wenn man höchste Maßstäbe beim homogenen Zusammenfließend des Klanges anlegt – aber mit steigender Tendenz erstrahlten in diesem Werk immer mehr Momente voll kultivierter Schönheit.

Ästhetische Faszination ist eine elementare Qualität, die durch Musik auf grenzenlos verschiedene Weise erzeugt werden kann. Beim 17jährigen Matthias Müller ensteht sie, wenn seine langen und gelenkigen Finger die sechs Saiten der Konzertgitarre in sanfte Schwingung versetzen und auf dem Griffbrett kunstvoll in das Reich der leisen Töne vordringen. In einer alten italienischen Sonate von Mauro Giuliani und in Reginald Smith Brindles „El Polifemo de Oro“ forderte er sein Publikum zur Verinnerlichung heraus, machte Momente von beglückender Präzision und Klarheit erlebbar.

Zuweilen mag es Matthias Müller aber auch gerne sehr laut – denn er mit eben solchem Engagement rockt er in einer Band auf der elektrischen Gitarre!

Stefan Pieper
Autor
Musikgenre